ATP-Profi Daniel Altmaier „Auf halbe Sachen habe ich keine Lust“

Interview | Tennis · ATP-Tennisprofi Daniel Altmaier ist zurück beim Gladbacher HTC. Im Interview spricht der 22-jährige Kempener über die Gründe seiner Rückkehr, den Reiz der Tennis-Bundesliga, Rückschläge im Frühjahr und warum es derzeit auf der ATP-Tour so gut für ihn läuft.

 Bei den French Open erreichte der gebürtige Kempener Daniel Altmaier im Vorjahr sensationell das Achtelfinale.

Bei den French Open erreichte der gebürtige Kempener Daniel Altmaier im Vorjahr sensationell das Achtelfinale.

Foto: dpa/Christophe Ena

Herr Altmaier, am vergangenen Sonntag gaben Sie nach fünf Jahren Ihr Comeback für den Gladbacher HTC in der Bundesliga. Wie war’s?

Daniel Altmaier Es war eine nette Abwechslung zu den Auftritten auf der ATP-Tour. Und als Teamevent ist es schön, mit der Mannschaft zusammenzukommen. Man kennt sich aber bereits untereinander. Nur das Spiel als Team, das war neu.

Sie kamen aus einem guten Lauf in die Bundesliga, haben das Challenger-Turnier in Braunschweig gewonnen und standen in zwei Halbfinals auf der ATP-Tour. Warum läuft es im Moment so gut?

Altmaier Ich habe zuletzt hart gearbeitet. Das zahlt sich nun aus. Man muss immer wieder dranbleiben und Vertrauen in seine Fähigkeiten haben. Die guten Ergebnisse sind nun die Bestätigung dafür. Ich habe zuletzt viele Matches gespielt und dadurch meine Konstanz gefunden. So habe ich mich Woche für Woche besser zurechtgefunden. Für mich war der Challenger-Sieg (zweithöchste Turnierklasse nach der ATP-Tour, Anm. d. Red.) sehr wichtig. Ich spiele diese Turniere seit knapp drei Jahren – und wollte so ein Ding endlich mal gewinnen.

Ihren bislang größten Erfolg hatten Sie im Vorjahr mit dem Achtelfinale bei den French Open. Wie blicken Sie auf Ihren Auftritt dort zurück?

Altmaier Den Erfolg nimmt mir keiner mehr. Die Leistung ist mit viel Selbstvertrauen verbunden, um auch in Zukunft wieder so etwas erreichen zu können. Man muss aber auch in der Gegenwart bleiben. Es bringt wenig, ständig nach hinten zu schauen. Ich möchte nun da weiter machen, wo ich zuletzt aufgehört habe, um mich täglich besser zu fühlen im Tennisalltag aus Training, Turnieren und Regeneration.

An Ihre Leistung bei den French Open haben Sie in dieser Saison lange nicht anknüpfen können. Was waren die Gründe?

Altmaier Die Vorbereitung auf die Saison 2021 lief gut. Dann habe ich mich im Januar aber mit Corona infiziert und mir im Mai eine Schulterverletzung zugezogen, die mich sieben Wochen zurückgeworfen hat. Das sind alles Dinge, bei denen man wieder Zeit braucht, um in den Rhythmus zu kommen. Das lief alles unglücklich und war bitter für mich, da ich viele Matches spielen wollte. Man darf sich dann aber nicht hängen lassen. So etwas passiert, es gehört zum Leistungssport dazu.

Für Sie ist es – wie angesprochen – eine Rückkehr zum GHTC. Wieso haben Sie den Verein 2016 in Richtung Berlin verlassen?

Altmaier Mein damaliger Trainer war in Berlin und ich habe dann meinen Lebensmittelpunkt auch dorthin verlegt. Es ging ums Erwachsenwerden und um einen Tapetenwechsel. Ich habe in der Zeit in Berlin viel gelernt, zum Beispiel Selbstständigkeit. 

Im Vorjahr sind Sie dann zum GHTC zurückgekehrt. Was war dafür ausschlaggebend?

Altmaier 2019 habe ich den Trainer gewechselt und für mich festgelegt, dass ich zurückgehe. Denn hier kann ich Bundesliga spielen und bin gleichzeitig in der Nähe meiner Heimat Kempen. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt. Und die Rückkehr zum GHTC war natürlich aus Verbundenheit: Ich habe hier bereits als Jugendlicher gespielt. Da kam für mich kein anderer Verein wie Düsseldorf oder Krefeld in Frage.

Sie kamen jetzt direkt vom ATP-Turnier in Kitzbühel in den Bundesliga-Spielbetrieb. Inwiefern ist das eine Umstellung?

Altmaier Das war schon eine Umstellung. Es ist ein Teamevent, man spielt nicht mehr für sich alleine, hat Einsätze im Doppel und es sitzt ein Coach auf der Bank – das ist Tennis auf eine anderen Art. Es macht aber Spaß und ist eine schöne Abwechslung. Es ist auch mit weniger Druck verbunden, sondern nur mit sportlichem Ehrgeiz in einem Team.

Welchen Stellenwert hat die Bundesliga in Ihrem Kalender?

Altmaier Ich habe von Anfang an zum GHTC gesagt: Wenn ich spiele, dann hundertprozentig und mit vollem Fokus auf die Bundesliga. Also nicht, dass ich sage, mal schauen und dann erst in letzter Minute für ein Spiel zusage. Vor den ATP-Turnieren zuletzt in Hamburg oder in Umag habe ich daher klar gesagt, dass ich unabhängig vom Turnierverlauf nicht zur Verfügung stehe. Auf halbe Sachen habe ich keine Lust.

Welchen Reiz hat die Bundesliga?

Altmaier Da sind vor allem Heimspiele in Gladbach zu nennen, wenn Eltern und Freunde dabei sein können. Wie oft spielt man schon in der Nähe des eigenen Zuhauses? Normalerweise sind die Turniere ja weit weg. In Gladbach ist zudem der Teamgeist besonders. Bei Heimspielen übernachten alle im Hotel, wir essen gemeinsam oder grillen. Viele Spieler sind bei mehreren Spieltagen dabei, wir sind dann eine kleine Tennisfamilie aus Profis. Wir reden dann auch nicht nur über Tennis, sondern genießen die Zeit einfach zusammen. Ich bin zudem in Tennisclubs aufgewachsen, das kommt noch dazu: von Schnupperkursen über Trainingseinheiten bis zur Bundesliga. Insbesondere in der Tennishalle St. Hubert in Kempen, in der ich immer noch viel Zeit zwischen den Turnieren verbringe. Ich habe dem Clubs viel zu verdanken.

Am Sonntag sind Sie beim Spiel gegen Rosenheim dabei. Wie sieht die Vorbereitung auf einen Spieltag aus?

Altmaier Meistens treffen wir uns alle einen Tag vor dem Spiel, wobei das davon abhängt, wo die Spieler auf Turnieren in der Woche unterwegs sind. Am Samstag wird dann trainiert. Es ist nicht mehr so wie früher, dass einige Spieler mehrere Wochen hier in Deutschland sind. Denn inzwischen gibt es viele Turniere in der Umgebung wie in Tschechien, Italien, Frankreich, die man in der Zeit spielen kann. Das klingt für die meisten jetzt erst einmal weit weg, für Tennis-Spieler ist es aber um die Ecke. Das ist alles nur eineinhalb bis zwei Stunden Flugzeit entfernt.

Bei Ihrem Abgang 2016 wurde der GHTC Meister. Ist das bei Ihrem Comeback wieder möglich?

Altmaier Das lässt sich wiederholen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort