Fußball "Ich bin einfach froh und stolz, dabei zu sein"

Mönchengladbach · Der Schiedsrichter-Assistent aus Gladbach spricht über seine WM-Nominierung, die Vorbereitung auf das Turnier und das Klima in Brasilien.

Herr Borsch, herzlichen Glückwunsch, Sie sind der erste Gladbacher, der für die Weltmeisterschaft in Brasilien nominiert wurde. Sie winken als Assistent von Dr. Felix Brych bei dem Turnier. Wie haben Sie von der Nominierung erfahren?

Borsch Wir wurden am Mittwoch per E-Mail von der Fifa informiert. 25 Gespanne sind bei der WM dabei, davon nur neun aus Europa — und ich bin natürlich froh und stolz, dass wir dazugehören. Wir arbeiten seit den Olympischen Spielen in London 2012 zusammen, danach waren wir auch beim Confed-Cup in Brasilien. Da haben wir das Spiel Mexiko gegen Japan in Belo Horizonte geleitet. Insgesamt haben wir uns durch gute Teamleistungen empfohlen, denke ich. Ich freue mich, die deutschen Schiedsrichter und meine Stadt Mönchengladbach bei der WM vertreten zu dürfen.

Für Sie wird es das Weltmeisterschafts-Debüt sein.

Borsch Das ist richtig. Und das mit dann 37 Jahren — als Fußballer wäre man da ein Spätberufener (grinst). Die WM wird ganz sicher der Höhepunkt meiner Karriere als Schiedsrichter-Assistent. Jetzt gilt es natürlich, gesund zu bleiben und weiter gute Leistungen abzurufen. Es ist schon eine große Auszeichnung, nominiert zu werden. Und es ist keineswegs obligatorisch, dass ein deutsches Gespann dabei ist. Es ist eine Auszeichnung für die guten Leistungen der deutschen Schiedsrichter in den vergangenen Jahren.

Sie waren aber auch schon während der WM-Qualifikation im Einsatz.

Borsch Ja, wir waren für einige Qualifikationsspiele eingeteilt. Zuletzt für das Play-Off-Spiel Neuseeland gegen Mexiko. Das war eine imposante Reise. Einmal rund um die Welt für ein Fußballspiel, das erlebt man nicht alle Tage.

Ein deutsches Gespann kann nur ein WM-Finale ohne deutsche Beteiligung leiten. Müssen Sie also im eigenen Sinne darauf hoffen, dass das deutsche Team nicht ins Finale kommt?

Borsch (grinst) Als Fußballfan hoffe ich nie darauf, dass eine deutsche Mannschaft ausscheidet.

Trotzdem: Haben Sie ein Ziel für die WM?

Borsch Ich will möglichst fehlerfrei bleiben bei dem Turnier. Ansonsten freue ich mich auf jedes Spiel, bei dem wir eingesetzt werden.

Werden die klimatischen Bedingungen ein Problem sein?

Borsch Wir haben sie ja beim Confederations-Cup im vergangenen Jahr schon kennengelernt. Wir waren in Rio, da waren es 23 bis 25 Grad. In Sao Paulo können es aber auch fünf Grad sein. Und im Norden Brasiliens 35 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit. Es kann also sein, dass es von Spiel zu Spiel ein Unterschied von 30 Grad ist. Darum ist es wichtig, total fit zu sein.

Sie sind in diesen Tagen im Trainingslager der Bundesliga-Schieds- und -Linienrichter auf Mallorca. Was gibt es da zu tun?

Borsch Wir absolvieren unter sehr professionellen Bedingungen viele Trainings- und Theorieeinheiten. Wir sind insgesamt sechs Tage hier, Sonntag geht es zurück nach Deutschland.

Das ist ja auch schon eine gute WM-Vorbereitung?

Borsch Natürlich. Aber eigentlich werde ich mein normales, intensives Trainingsprogramm, das ich in den letzten eineinhalb Jahren absolviert habe, einfach fortsetzen. Zudem schickt uns die Fifa regelmäßig einen Trainingsplan, den wir dann abarbeiten. Unter anderem müssen wir unsere Herzfrequenzwerte an die Fifa übermitteln.

Werden Sie für die WM auch Portugiesisch lernen?

Borsch Nein, sicher nicht. Vielleicht ein paar Höflichkeitsfloskeln, mehr aber nicht. Die Weltsprache auf dem Fußballplatz ist Englisch. Und darin bin ich firm.

Mal was Praktisches: Müssen Sie eigene Fahnen mitnehmen? Und wie viele?

Borsch Die Ausrüstung wird komplett von der Fifa gestellt.

Sie werden wegen der WM im Sommer einige Wochen in Brasilien sein. Wie regeln Sie das mit Ihrem Beruf als Polizist?

Borsch Ich werde sicherlich vier bis sechs Wochen unterwegs sein. Wir werden schon ein bis zwei Wochen vor dem Turnier nach Brasilien anreisen. Da gibt es dann noch einen Lehrgang und einen letzten Leistungstest. Im März ist auch schon Lehrgang. Über all das werde ich am Montag, wenn ich aus Mallorca zurück bin, mit dem Polizeipräsidenten sprechen. Wir haben bisher immer eine gute Lösung gefunden. Im Übrigen habe ich eine tolle Familie, die mich super unterstützt.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT MARK BORSCH. SEIN STAMMVEREIN IST GRÜN-WEISS HOLT.

(RP)
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