Interview mit GHTC-Trainer Marcus Küppers „Wir sind klar für einen Saisonabbruch“

Hockey · Der Trainer des Gladbacher HTC spricht über die Fortführung der Zweiten Bundesliga, die Corona-Situation und die Auswirkungen auf sein Team.

 Wieder im Spielbetrieb mit dem GHTC: Marcus Küppers.

Wieder im Spielbetrieb mit dem GHTC: Marcus Küppers.

Foto: Dieter Wiechmann

Seit September 2017 steht Marcus Küppers beim Gladbacher HTC an der Seitenline. Seinen Abschied, den der 32-Jährige für diesen Sommer angekündigt hat, hat er sich wahrlich anders vorgestellt.

Herr Küppers, Sie haben vergangenen Samstag mit ihrem Team gegen den DSD Düsseldorf gespielt. Eine Stunde vor Spielbeginn wurden zwei ihrer Jungs per Schnelltest positiv auf Corona getestet. Was hat das mit der Mannschaft gemacht?

Küppers Das war schon eine sehr merkwürdige Situation. Als wir die Nachricht am Platz bekommen haben, waren wir mit den Gedanken in ganz anderen Sphären. Das Ganze hat sich dann auch auf die Qualität auf dem Platz übertragen, wo wir in den ersten 15 Minuten komplett neben der Spur waren. Solche Situationen sind nicht bundesligawürdig.

Stand auch eine kurzfristige Absage des Spiels im Raum?

Küppers Natürlich. Bei den aktuellen Gegebenheiten muss so was immer eine Alternative sein. In der gleichen Situation haben wir erst vor kurzem ein Testspiel unmittelbar vor dem Anpfiff abgesagt.

Wie beurteilen Sie die Gesamtsituation? Ist eine Fortführung der Saison noch verhältnismäßig?

Küppers Alles ist sehr unübersichtlich und schwer zu beurteilen. In einigen Regionen ist aktuell gar kein Trainingsbetrieb erlaubt. Von daher sind sportlich einfach keine fairen Bedingungen gegeben. Der Deutsche Hockey-Bund hat vor dem ersten Punktspiel eines Teams ein zweiwöchiges Training vorausgesetzt und am Dienstagabend erneut eine Abfrage an die Vereine gestartet. Wir haben uns dabei erneut klar positioniert und sind für einen Abbruch. Auch deshalb, weil wir uns für die Gesundheit unserer Spieler verantwortlich fühlen.

Der Deutsche Hockey-Bund orientiert sich relativ zeitnah am aktuellen Geschehen rund um Covid-19 und bindet die Zweitligavereine mit Abfragen ein. Das hat jedoch zur Folge, dass die Vereine kaum Planungssicherheit haben. Wie beurteilen Sie die Rolle des DHB?

Küppers Das ist ein sehr schwerer Job. Letztlich geht es um etwa 30 Vereine, die alle, aus verschiedensten Gründen, unterschiedliche Interessenlagen haben. Das macht die Entscheidungsfindung nicht einfach. Und Planungssicherheit gibt es aktuell einfach in keinem Bereich.

Als Zweitligateam hat Gladbach den Leistungssportler-Status und darf im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen trainieren. Was heißt das für ihre Spieler, die den Sport ja auch nur hobbymäßig betreiben?

Küppers Zunächst fühlen wir uns sehr privilegiert, dass wir überhaupt zum Schläger greifen dürfen. Wir gehen sehr sensibel und sorgsam damit um. Richtig gut ist, dass wir die Möglichkeit haben, über den Kontakt eines GHTC-Mitglieds vor jedem Training von einer Apotheke in Neuwerk getestet zu werden. Das ist eine große Unterstützung.

Sie haben schon früh angekündigt, dass Sie im Sommer beim GHTC aufhören. Das Ende haben Sie sich anders vorgestellt. Was hat die Pandemie mit Ihnen, aber auch dem ganzen Verein gemacht?

Küppers Eigentlich wollte ich ja schon vor einem Jahr aufhören, aber man hatte ja immer noch die Hoffnung, dass es weitergeht. Mittlerweile haben wir schon die längste Bundesligasaison aller Zeiten. Der Verein befindet sich in einem Schlaftrance-ähnlichen Lauerzustand und hofft, dass es endlich wieder losgeht. Aktuell dürfen einige Jugendteams kontaktlos trainieren. Das ist gut, aber bringt natürlich noch nicht dieses gewisse GHTC-Gefühl zurück. Dieses Gefühl, dass der Sport auf dieser wunderschönen Anlage und ihren Möglichkeiten richtig gelebt wird.

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