So heiß wird das Oberliga-Duell Lobberich gegen Kaldenkrichen – das langersehnte Derby

Handball-Oberliga · In der Vergangenheit sorgte das Derby zwischen dem TV Lobberich und dem TSV Kaldenkirchen stets für heiße Duelle. Nach fünf Jahren treffen die beiden Teams – nun in der Oberliga – mal wieder aufeinander. Weshalb diese Partie so besonders ist und wie die Trainer ihre Teams einstellen.

 Spielertrainer Christopher Liedtke (M.) vom TV Lobberich fretut sich auf das Derby gegen den TSV Kaldenkirchen.

Spielertrainer Christopher Liedtke (M.) vom TV Lobberich fretut sich auf das Derby gegen den TSV Kaldenkirchen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Im November 2010 druckte der Spiegel einen Artikel aus dem „Handball-Magazin“ ab, in dem es um die heißesten Derbys in Deutschland geht. Zu diesem Zeitpunkt kannte jeder Handballfan die Paarungen zwischen dem THW Kiel und dem HSV Hamburg oder dem TV Großwallstadt und dem VfL Gummersbach. In diesem Artikel wird aber auch die Partie zwischen dem TV Lobberich und dem TSV Kaldenkirchen erwähnt.

Darin sind Zitate der damaligen Protagonisten zu finden: „Wenn wir morgen verlieren, gibt es keine Brötchen vom Bäcker“ oder auch „Es geht nicht nur um Punkte, sondern auch um die Ehre.“ Als dieser Artikel erschien, waren die Umstände noch andere, denn der Nettetaler Ortsteil Kaldenkirchen hatte noch keine eigene Sporthalle, also war der TSV ungefähr 35 lange Jahre dazu verdammt, in der Sporthalle an der Süchtelner Straße zu trainieren, die im Ortsteil Lobberich liegt.

Fünf Jahre ist es her, dass dieses Duell zum letzten Mal ausgetragen wurde, damals noch in der Verbandsliga. Samstagabend ist es nun endlich wieder so weit, wenn eines der größten Nettetaler Sportevents angepfiffen wird. „Früher war die Brisanz deutlich größer als heute“, erinnert sich Christopher Liedtke, Spielertrainer des Gastgebers TV Lobberich.

„Heute besteht schon fast eine freundschaftliche Verbindung zwischen beiden Mannschaften. In der Vergangenheit waren diese Spiele sehr hitzig und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir nur noch mit zwei Spielern auf dem Parkett standen, denn die übrigen büßten gerade eine Zeitstrafe ab.“ An Emotionen auf und neben dem Platz wird es in der ausverkauften Lobbericher Sporthalle aber dennoch wohl kaum fehlen.

Der TV Lobberich wird dabei aller Wahrscheinlichkeit nach auf seinen kompletten Kader zurückgreifen können. „Der eine oder andere Spieler war in dieser Woche zwar gesundheitlich leicht angeschlagen und konnte nicht trainieren, aber ich hoffe, dass es sich bis Samstag erledigt hat“, so Liedtke. „Ich gehe von einem sehr schnellen Spiel mit vielen Toren aus, denn so wie wir zieht Kaldenkirchen ein tolles Tempospiel auf. Die Mannschaft ist sehr gut und auch in der Breite durchaus ausreichend aufgestellt, dennoch sehe ich in Mathis Coenen den stärksten Spieler in den Reihen des TSV. Er hat ein gutes Auge, ist sehr wendig und beherrscht auch einige Wurfvarianten. Für sein Alter ist er meines Erachtens bereits sehr weit.“

Volker Hesse (M.) vom TSV Kaldenkirchen ist bereit für das Duell gegen den TV Lobberich.

Volker Hesse (M.) vom TSV Kaldenkirchen ist bereit für das Duell gegen den TV Lobberich.

Foto: Tom Ostermann

Wie Liedtke auf der einen Seite, ist TSV Kaldenkirchens Trainer Volker Hesse auf der anderen Seite ein echtes Urgestein seines Vereins. Seine Erinnerungen an das letzte Aufeinandertreffen sind aber wenig positiv. „Die TSV-Ultras haben richtig Stress gemacht, sodass die Polizei eingreifen musste. Außerdem haben wir das Spiel mit einem Tor verloren. Tristan Moritz hatte in der letzten Sekunde zwar noch die Chancen zum Ausgleich, scheiterte jedoch an Matthias Hoffmann.“

Apropos Matthias Hoffmann, er ist einer der ganz wenigen Spieler, die auf beiden Seiten aktiv waren. Der aktuelle Torhüter von Borussia Mönchengladbach wechselte vom TSV zum TVL, ebenso wie Jochen Schellekens, der in der letzten Saison noch spielte. Von Lobberich nach Kaldenkirchen wechselte Kevin Barbee, aber erst nachdem er eine längere Pause gemacht hatte. „An andere Wechsel kann ich mich nicht erinnern“, so Hesse. Ähnlich wie sein Gegenüber sieht er nicht mehr die große Rivalität wie noch vor Jahren. „In meiner Jugend musstest du dich schon entscheiden, entweder Kaldenkirchen oder Lobberich, etwas anderes gab es überhaupt nicht. Das war wie beim Fußball Dortmund und Schalke. Mittlerweile ist das Verhältnis beider Vereine deutlich besser geworden“, beschreibt es Hesse.

„So haben wir auch ein Kontingent an Eintrittskarten erhalten – natürlich hätten wir viel mehr benötigen können – was auch zur Deeskalation beiträgt. Selbstverständlich hat dieses Spiel, auf das wir uns alle super freuen, mehr Brisanz als andere Partien, aber wie immer geht es um zwei Punkte. Wir haben aber auch immer davon geträumt, dieses Duell in der Oberliga austragen zu können, und nun ist es so weit“, so der TSV-Coach.

Der TV Lobberich findet sich in der Oberliga auf Platz fünf wieder, Kaldenkirchen rangiert auf Rang sieben, aber nicht nur aus diesem Grund sieht Hesse den Gastgeber als Favoriten: „Lobberich ist seit Jahren ein gestandenes Oberliga-Team und peilt in dieser Saison Platz drei oder vier an, während bei uns einzig der Klassenerhalt zählt. Außerdem bringen sie ein enorm starkes Umschaltspiel auf das Parkett, wo wir höllisch aufpassen müssen. Hinzu kommt noch, für uns ist es ein Auswärtsspiel, und mit Benedikt Liedtke haben die Lobbericher einen der besten Oberliga-Spieler in ihren Reihen.“

Auch personell ist der TSV noch nicht auf Rosen gebettet. Neben den Langzeitverletzten ist ebenfalls der Einsatz von Dennis van Wesel fraglich, der immer noch Hüftprobleme hat und bereits am vergangenen Wochenende nur mit starken Schmerzen spielen konnte. „Die angeschlagenen Spieler werden wohl die Zähne zusammen beißen, denn so ein Derby ist doch mit ein Grund, warum wir Handball spielen“, so Hesse.

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