Lokalsport Ginters Pläne rund um die Weltmeisterschaft

Mönchengladbach · Borussias Verteidiger wird heute dabei sein, wenn der vorläufige DFB-Kader benannt wird. Schafft er es zur WM? Und was macht er nach dem Sommer?

 Im DFB-Dress: Matthias Ginter im November gegen England.

Im DFB-Dress: Matthias Ginter im November gegen England.

Foto: Imago

Wenn der letzte Eindruck zählt, könnte die Planung von Matthias Ginter in Unordnung geraten. Eigentlich hat er sich diese Woche so zurechtgelegt: Samstag das letzte Bundesliga-Spiel mit Borussia beim Hamburger SV, Sonntag die erste Veranstaltung zugunsten seiner Stiftung in Freiburg, am Dienstag die Nominierung für den vorläufigen WM-Kader, von Dienstag bis Donnerstag noch drei Trainingseinheiten in Mönchengladbach und schließlich am Samstag seine Hochzeit in Freiburg. Das indes, was er beim 1:2 in Hamburg bot, war keineswegs dazu angetan, ihn in einen WM-Kader zu berufen. Fahrig, fehlerhaft und farblos war seine Darbietung. Er war nicht der Anführer, der er eigentlich sein will. "Um erfolgreich zu sein, brauchen wir Charaktere, die im Wind stehen", monierte Trainer Dieter Hecking und meinte damit auch seinen Abwehrchef. Er wolle kein Bewerbungsschreiben abgeben für die WM, hatte Ginter im Vorfeld gesagt, und mit dem Hinweis auf den ironischen Unterton kann man sagen: Das hat er in Hamburg umgesetzt.

Doch wird Bundestrainer Joachim Löw nicht nur das eine Spiel ins Kalkül ziehen. Ginter wird daher zum vorläufigen DFB-Aufgebot gehören, das heute um 12.30 Uhr im Dortmunder Fußballmuseum bekanntgegeben wird. Ob Ginter, dessen Nebenmann Jannik Vestergaard gestern ins dänische Aufgebot berufen wurde, zur endgültigen Russland-Reisegruppe zählen wird, entscheidet sich bis zum 4. Juni.. Dann muss sich Löw festlegen.

Die Flitterwochen mit seiner Zukünftigen, Christina Raphaella, hat Ginter vorsorglich für die Zeit nach der WM terminiert. Er ist also strategisch vorbereitet auf den Fall, dass er zum zweiten Mal WM-Teilnehmer wird. Wenn er bestenfalls erneut als Weltmeister heimkehrt von der WM, würde sein Sommer ein perfekter sein. Indes geht er das Turnier sicherlich mit dem Ansatz an, nicht wie 2014 dabei zu sein, aber ohne Einsatz zu bleiben. "Da bin ich als kleiner Junge aus Freiburg auf den letzten Drücker mitgekommen", erinnert sich Ginter. Das Erlebnis Brasilien war für den damals 20-Jährigen und seine Entwicklung "sehr wichtig". Jetzt dürfte er andere Ansprüche haben, als nur Lehrling und Beobachter zu sein.

Ginter ist vier Jahre weiter, war 2017 beim Triumph beim Confed-Cup Stammspieler in Löws Dreierkette und hat dabei nachgewiesen, dass er in großen Turniere bestehen kann. Danach hat er den nächsten Karriereschritt gemacht mit dem Wechsel von Borussia Dortmund nach Gladbach. Er kam, um fix auf einer Position zu spielen, um Führungsspieler zu werden. Das setzte er um. Ginter verpasste keine Minute dieser Saison, er machte alle 34 Liga- und auch die drei Pokalspiele komplett mit. In 34 seiner 37 Pflichtspiele war er Innenverteidiger, in den übrigen dreien Sechser. "Der Schritt war für mich wichtig", sagte Ginter. Dass er sich nebenbei in einer für seinen eigentlichen Job untypischen Disziplin hervorgetan hat als fünfmaliger Torschütze, hat er seinem Profil als Plus hinzugefügt. Die erste Konsequenz seiner Fortentwicklung soll die erneute WM-Teilnahme sein. Kurios ist, dass im Vergleich zu den Konkurrenten Antonio Rüdiger, Niklas Süle und Shkodran Mustafi für ihn vor allem die Vielseitigkeit spricht, die er eigentlich nicht mag. Er kann nicht nur Innenverteidiger, sondern auch Sechser oder Außenverteidiger sein.

2014 war er nach der WM von seinem Heimat-Klub SC Freiburg zum BVB gewechselt, nach dem Confed-Cup von Dortmund nach Gladbach. Dort hat er einen Vertrag bis 2021. Konkrete Hinweise, dass er dennoch nach der möglichen WM-Teilnahme den nächsten Karriereschritt angehen könnte, gibt es nicht, wohl aber das Gefühl, dass nicht alles im Lot ist mit ihm und Borussia und er nach nur einem Jahr in Gladbach wieder entschwinden könnte. Ginter selbst hat mit kryptischen Äußerungen zu seiner Zukunft dazu beigetragen. Und es gibt die Gerüchte, dass Juventus Turin interessiert sei. Für Ginter könnte also eines der unmoralischen Angebote eingehen, von denen Manager Max Eberl gesprochen hat. Ab 25 Millionen Euro aufwärts dürfte nachgedacht werden in Gladbach. Und welche Pläne hat Ginter selbst rund um die WM? Doch erst mal wird er spätestens heute die Information bekommen, dass er ab dem 23. Mai im DFB-Trainingslager in Südtirol um seinen Platz im WM-Kader kämpfen darf. Lars Stindl, der Siegtorschütze beim Confed-Cup, wird in diesen Genuss wegen seiner Verletzung nicht kommen. So wird Ginter der einzige Borusse in Löws Aufgebot sein, nicht aber der einzige Gladbacher. Es gibt ja noch Marc-André ter Stegen, geboren in MG, nun aber tätig beim FC Barcelona.

(kk)
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