Streit um Sportplatz Warum Germania Geistenbeck seinen Aschenplatz nicht loswird
Fußball-Kreisliga · Vor zehn Jahren sollte am Stapper Weg in Mönchengladbach ein Kunstrasen gebaut werden. Weil sich dieses Vorhaben zerschlug, sind die ansässigen Vereine bald die letzten der Stadt mit einem Aschenplatz – und damit ohne Zukunftsperspektive.
Zehn Jahre ist es her, da sah die Zukunft für Germania Geistenbeck und Turanspor Rheydt rosig aus. Die Sportanlage am Stapper Weg, die sich die beiden Vereine bis heute teilen, sollte umfangreich saniert und modernisiert werden. Die Pläne waren bereits ausgearbeitet und sahen ein Beachvolleyball-Feld, ein Beachsoccer-Feld und sogar eine Kletterwand vor.
Allem voran sorgte aber der bevorstehende Bau eines Kunstrasenplatzes für Euphorie bei den Verantwortlichen. Denn der wetteranfällige Rasenplatz ohne Flutlicht und der in die Jahre gekommene Aschenplatz, bei dem mit Blei und Arsen kontaminiertes Schlacke-Material aus Hochöfen als Untergrund verarbeitet wurde, erschwerten schon damals den Spiel- und Trainingsbetrieb der Vereine. Ein im Grunde das ganze Jahr über nutzbarer Kunstrasenplatz mit Flutlicht, der per Ratsbeschluss bereits genehmigt wurde, sollte Germania Geistenbeck und Turanspor Rheydt mit ihren damals rund 250 Mitgliedern in eine neue Zeitrechnung bringen. „Mit einem Kunstrasen können wir das ganze Jahr über auf diesem Sportplatz trainieren und brauchen keinen Tennenplatz“, sagte Guido Nilgen, Vorsitzender der Germania Geistenbeck, damals optimistisch.
Zehn Jahre später ist Guido Nilgen immer noch Vorsitzender des Vereins, der aber ebenso unverändert am Stapper Weg über einen Rasen- und einen Aschenplatz verfügt. Und das vor über zehn Jahren geplante große Kunstrasen-Spielfeld? Fehlanzeige! Nilgen erinnert sich: „Das war damals ein ewiges Hin und Her im Stadtrat und den Ausschüssen. Eigentlich stand der Plan ja schon fest – dann hat sich das allerdings wieder zerschlagen“, so Germanias Vorsitzender. Das Problem damals: Aufgrund der Altlasten im Boden, die bei einer Sanierung der Anlage hätten entsorgt werden müssen, stieg die Kostenprognose: Auf dem Aschenplatz einen Kunstrasenplatz zu bauen, hätte damals etwa 660.000 Euro gekostet, berechnete die Verwaltung 2014. Das Naturrasenfeld in ein Kunstrasenfeld zu verwandeln und den Aschenplatz für den Freizeit- und Schulsport zu nutzen, hätte mindestens 621.000 Euro veranschlagt.
Die Folge: Der Rat entschied, dass die bauliche Situation am Stapper Weg neu bewertet und analysiert werden sollte. Aus der dann getätigten Bedarfsanalyse folgte die Erkenntnis, dass ein Kunstrasen aus „sportfunktionaler Sicht“ zwar weiterhin besser sei, Germania und Turanspor die benötigte Mindestanzahl an Mannschaften als Voraussetzung für den Bau aber nicht vorweisen könnten.
Das Ende dieser ewig langen Odyssee klingt für Guido Nilgen und seine Vorstandskollegen bei Germania Geistenbeck heute noch wie ein schlechter Scherz. „Wenn wir ein Verein mit Lobby wären, dann hätten wir diesen Kunstrasen schon lange bekommen, so müssen wir weiter auf die Asche oder andere Plätze ausweichen“, sagt Nilgen. Denn 2020 saniert die Stadt lediglich den Aschenplatz, baut zwar am Rande der Anlage einen Platz mit Kunstrasen und Flutlicht – allerdings nur in Bolzplatzgröße. „Das Mini-Spielfeld ist ja top, aber vor allem für die Kinder und Jugendlichen vor Ort. Uns als Verein bringt das Feld in der Größe wenig“, sagt Oliver Welz, Kassenwart in Geistenbeck. Für den Spielbetrieb der jüngsten Altersklassen würden dem Platz drei Meter fehlen, im Trainingsbetrieb könne man den Kunstrasen lediglich nutzen, wenn die Mannschaften mal nicht vollzählig sind. „In der D-Jugend habe ich 25 Kinder, da reicht der Platz nicht für aus“, sagt Gregor Marat, Geschäftsführer und Jugendtrainer bei der FC Germania 07.
Auf Anfrage unserer Redaktion zu den Baumaßnahmen am Stapper Weg teilt eine Sprecherin der Stadt Mönchengladbach mit: „Nach mehrfachen Bewertungen der Sportanlage mit entsprechenden Gutachten hat die Politik die Sportverwaltung mit einer Sanierung des Tennenspielfeldes beauftragt, die im Jahr 2020 erfolgt ist. Zudem wurden die Barrieren rund um das Spielfeld neu angestrichen. Außerdem wurden in Teilbereichen eine neue Zaunanlage mit Ballfangzaun errichtet. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse hätten sich beim Bau eines Kunststoffrasenspielfeldes deutlich höhere Kosten ergeben, die im Haushalt nicht darstellbar waren.“ Und weiter zum Mini-Spielfeld mit Kunstrasen: „Um den Vereinen eine Möglichkeit zu bieten, zumindest die Kinder auf Kunstrasen trainieren zu lassen, wurde dann 2021 ein kleines Kunstrasenfeld mit Flutlicht errichtet.“
Für den Germania-Vorstand ist das zu wenig, sie blicken auf den Rasenplatz, der maximal bis Anfang Oktober bespielt werden kann, und den mit Unkraut bewucherten Aschenplatz und machen sich Sorgen um den Verein. „Wenn das so weitergeht, dann verwalten wir nur die Zeit, bis der Verein stirbt“, so Kassenwart Welz. „Neulich haben wir mal wieder eine gesamte Jugendmannschaft verloren, die aufgrund der Platzsituation den Verein gewechselt hat. Auch Trainer sind in der Vergangenheit schon mehrfach aus diesem Grund gegangen“, ergänzt Nilgen, der im Vergleich mit den anderen Vereinen im Stadtgebiet einen klaren Wettbewerbsnachteil sieht. „Andere Vereine haben uns überholt, weil wir als einer der letzten keinen Kunstrasen haben. Denn da, wo neue Felder entstehen, gibt es viele Neuanmeldungen. Wir waren mit der Jugend auch auf einem guten Weg, können die Mannschaften ohne Kunstrasen aber nicht bei der Stange halten.“
Mit den limitierten finanziellen Möglichkeiten und der Nicht-Berücksichtigung im Sportentwicklungsplan 2023 bis 2027, in dem die Stadt alle Bauvorhaben gesammelt hat, sehen Nilgen und seine Vorstandskollegen in Geistenbeck mit sorgenvoller Miene in die Zukunft. „Wir sind ein Verein mit langer Tradition und sind noch mit Enthusiasmus dabei, aber die Kraft lässt nach.“