Coronabedingt fast drei Monate kein Spiel Wie der Jugendfußball mit der langen Pause umgegangen ist

Jugendfußball · Seit Anfang November ruhte coronabedingt größtenteils der Spielbetrieb im Nachwuchsbereich. Am Wochenende beginnt der Niederrheinpokal der A- und B-Jugend. Grund zur Frage: Welche sportlichen Auswirkungen hat die lange Pause?

 ASV Süchteln Jugend

ASV Süchteln Jugend

Foto: Heiko van der Velden

Der Fußballverband Niederrhein (FVN) hat sich in diesem Jahr etwas Neues einfallen lassen. Per Liveticker gab es die Auslosung für die 1. Runde des Niederrheinpokals der Junioren im Internet zu verfolgen. Auch die B-Junioren des ASV Süchteln schauten aufgeregt zu, welcher Gegner es wohl werden würde. Vielleicht ja ein B-Junioren-Bundesligist wie Fortuna Düsseldorf oder Rot-Weiss Essen? Auch ein großer Name wie der MSV Dusiburg wäre ja was. Es wurde die JSG Vardingholt-Barlo aus der B-Junioren-Kreisklasse im Raum Bocholt, 120 Kilometer Anfahrt mit dem Auto. Diplomatisch ausgedrückt: Es gibt Gegner, die mehr Begeisterung auslösen. Süchteln ist klarer Favorit, für Vardingholt-Barlo ist es einer dieser Tage, um über sich hinauszuwachsen. Thorsten Spee, Jugendkoordinator beim ASV, spricht von einem „schwierigen Spiel“ an diesem Sonntag für seine B-Junioren.

Insgesamt überwiegt aber die Freude, dass überhaupt wieder Jugendfußball stattfindet. Ende November hatte die Corona-Verordnung mit einer 2G-Vorgabe für Spieler ab 16 Jahre den Trainings- und Spielbetrieb größtenteils unmöglich gemacht. Der Fußballverband Mittelrhein (FVM) stellte daraufhin alle Spiele der A- und B-Junioren bis zum Jahresende ein. Man begründete das damit, dass „Impfungen für diese Altersgruppen erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich waren“ – und entsprechend in vielen Mannschaften noch Lücken bestanden.

Der Fußballverband Niederrhein (FVN) ließ seine Jugendspiele hingegen angesetzt. Die meisten Vereine verzichteten aufgrund der Beschränkungen allerdings freiwillig auf ihre Partien. Eine Woche später ruderte die Landesregierung dann zurück und hob das Alter, bis zu dem es keinen Nachweis für eine Impfung oder Genesung brauchte, von 16 auf 18 Jahre an. Da waren die meisten Jugend-Partien allerdings bereits verlegt. Zumindest gemeinsames Training war dadurch aber wieder erlaubt.

In Süchteln verzichtete man nach Abstimmung mit allen Beteiligten aber zunächst darauf und holte die Mannschaften erst ab Januar wieder zusammen auf die Anlage. Bis dahin griff der Verein auf altbewährte Maßnahmen aus dem Lockdown des Vorjahres zurück: Training über Video-Meetings und Apps. Der 1. FC Mönchengladbach hielt den Trainingsbetrieb in der Jugend hingegen aufrecht: „Ab Dezember lief es bei uns weiter – wo es vom Impfstatus her möglich war“, sagt Timo Wendelen, Jugendkoordinator im Verein.

 Hinter vielen Jugendmannschaften liegen nun zwei bis drei pflichtspielfreie Monate. Hat das Folgen für den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb? „Durch die Spielpraxis lernt man natürlich viel, aber es war nicht so, dass wir von den Spielausfällen hart getroffen wurden. Die Pause war nur temporär“, sagt Wendelen. Für die B-Junioren des 1. FC und der ASV begann die Niederrheinliga bereits am 23. Januar. Der 1. FC startete mit zwei Siegen. Auch im Niederrheinpokal bestritten die B-Junioren des 1. FC in der vergangenen Woche bereits ihr vorgezogenes Erstrundenspiel gegen Rot-Weiß Essen. Am Ende verlor man nach gutem Auftritt unglücklich 0:1 gegen den Bundesligisten. Daher kann Wendelen keine negativen Folgen der langen Pause erkennen.

Bei den A-Junioren ist der 1. FC ebenfalls im Pokal vertreten, trifft dort am Sonntag auf den VfR Fischeln. Für Wendelen ist der Pokal aber nur Bonus, wichtiger sei die Meisterschaft. Dort startete die A-Jugend am Mittwoch mit einer 2:3-Niederlage gegen Germania Ratingen.

Für den FC Wegberg-Beeck beginnt an diesem Wochenende die Mittelrheinliga für die A- und B-Junioren. „Die drei Monate machen schon etwas aus. Konditionell haben wir keine Probleme, weil wir weitestgehend durchtrainiert haben. Wenn man aber so lange nicht als Mannschaft zusammengespielt hat, muss man die Spieler erst wieder in ihre Positionen bekommen“, sagt Horst Peschkes, Jugendkoordinator bei Beeck. Das musste auch im Training berücksichtigt werden, weshalb die Vorbereitung anders ausfiel als üblich. Die lange Spielpause hatte für Peschkes aber auch ihr Gutes: „Die jüngeren Spieler im Jahrgang sind während der Zeit deutlich herangerückt an die älteren.“

Um im Rhythmus zu bleiben, waren ab Januar vor allem Testspiele unter den Jugendabteilungen begehrt – allerdings mit einem Haken. „Testspiele zu vereinbaren, das war kein Problem“, sagt Spee vom ASV Süchteln, „allerdings wurden diese dann oft wieder abgesagt.“ Der Grund: Corona-Fälle in den Mannschaften. Das Problem begleitete alle Vereine seit Januar, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger.

„An Testspielen waren alle Teams interessiert. Da war es einfach, Gegner zu finden. Wir beim 1. FC haben den Vorteil, dass wir auch überregional aktiv sind und auch gegen Mannschaften aus Köln oder Essen spielen. Da fahren wir für Testspiele auch ins Ruhrgebiet“, sagt Wendelen. Auch Beeck hatte kaum Testspielabsagen zu beklagen.

Die ausnahmslose 2G-Vorgabe der aktuellen Corona-Verordnung erfüllen inzwischen viele Jugendteams. Die steigenden Infektionszahlen führen trotzdem dazu, dass immer wieder Spieler fehlen. „Das stört natürlich die Vorbereitung, die Trainer können so kaum planen“, sagt Spee.

Die Corona-Situation traf auch die Jugend der Sportfreunde Neuwerk. Im Dezember setzte man mit dem Training aus, da noch nicht alle Spieler durchgeimpft waren. Als es dann wieder losgehen sollte, gab es Corona-Fälle, Spieler mussten in Quarantäne und der Trainingsbetrieb startete erst am 10. Januar. „Die Vorbereitung war entsprechend kurz und nicht ideal“, sagt Jürgen Nilgen, Jugendleiter bei Neuwerk. Auch konditionell sei trotz individuellen Trainingsplänen einiges aufzuarbeiten gewesen. Dafür brachte der Live-Ticker den A-Junioren einen namhaften Gegner für die 1. Runde des Niederrheinpokals ein: den KFC Uerdingen, derzeit Niederrheinligst. „Die Mannschaft ist sehr motiviert, wir wollen ihnen eine gute Plattform geben“, sagt Nilgen, der auf rund 250 Zuschauer hofft. Er rechnet optimistisch mit einem Neuwerker Sieg. Für seine A-Jugend ist es das zweite Pflichtspiel seit dem 10. November.

Timo Wendelen, Jugendleiter beim 1. FC.

Timo Wendelen, Jugendleiter beim 1. FC.

Foto: Sascha Köppen
Die B-Junioren des ASV Süchteln (l.) und die A-Junioren des 1. FC Mönchengladbach (r.) starten am Wochenende in den Niederrheinpokal. Die Sportfreunde Neuwerk treffen auf den KFC Uerdingen.

Die B-Junioren des ASV Süchteln (l.) und die A-Junioren des 1. FC Mönchengladbach (r.) starten am Wochenende in den Niederrheinpokal. Die Sportfreunde Neuwerk treffen auf den KFC Uerdingen.

Foto: Heiko van der Velden
 Moenchengladbach, Deutschland 28. November 2021:
Oberliga Niederrhein - 2021/2022 - 1. FC Moenchengladbach vs. 1. FC Bocholt

Julio Torrens (1. FC Mönchengladbach) gestikuliert auf dem Spielfeld.

Moenchengladbach, Deutschland 28. November 2021: Oberliga Niederrhein - 2021/2022 - 1. FC Moenchengladbach vs. 1. FC Bocholt Julio Torrens (1. FC Mönchengladbach) gestikuliert auf dem Spielfeld.

Foto: Heiko van der Velden

Bei den B-Juniorinnen empfängt der FV Mönchengladbach im Niederrheinpokal am Sonntag den Regionalligisten MSV Duisburg, der SC Hardt trifft auf Borussia Bocholt und Borussia Mönchengladbach spielt gegen die JSG Walbeck Auwel-Holt aus der Kreisklasse.

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