Interview Yvonne Cremer „Einzelne Corona-Fälle wird es immer wieder geben“

Fußball · Die Vorsitzende des Kreises Mönchengladbach/Viersen, Yvonne Cremer, spricht über den Fußball in der Corona-Zeit und erklärt das Ende ihrer Mitgliedschaft beim 1. FC Mönchengladbach.

 Yvonne Cremer, Vorsitzende Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen.

Yvonne Cremer, Vorsitzende Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen.

Foto: Sascha Köppen

Die Mönchengladbacherin Yvonne Cremer ist die einzige Frau an der Spitze eines Fußballkreises  im Fußballverband Niederrhein. Seit 2019 ist sie Chefin des Fußballkreises Mönchdengladbach/Viersen. Die Corona-Krise stellt in ihrem zweiten Amtsjahr eine besondere Herausforderung dar. Sascha Köppen hat mit der 1982 im ostwestfälischen Minden geborenen Cremer vor dem Start der neuen Saison im Amateurfußball gesprochen.

Frau Cremer, eine Pflichtspielpause von fast einem halben Jahr hat der Fußball noch nicht erlebt. Wie haben Sie diese Zeit als Führung des Fußballkreises wahrgenommen?

Cremer Es gab verschiedene Phasen. Es ruhte ja nicht nur der Pflichtspielbetrieb im Fußball, sondern alle Sportarten, der Alltag, die ganze Welt schien still zu stehen. Jeder war erstmal sehr mit sich selbst beschäftigt, musste sich orientieren und in der neuen Alltagssituation zurechtfinden. Fußball war da zunächst zweitrangig. Zwischenzeitlich wusste niemand, ob in diesem Jahr überhaupt noch mal Mannschaftssport möglich werden würde. Die Vereine haben in dieser Zeit sehr unterschiedlich agiert. Die meisten standen im sehr engen Austausch mit ihren Mannschaften über die verschiedensten Medien und haben den Spielern Trainingsaufgaben mitgegeben. Sobald es die Verfügungslage möglich machte, merkte man, dass jeder wieder froh war, aktiv zu werden, auch wenn COVID-19 immer noch nachhaltig Einfluss haben wird in der nächsten Zeit.

Welche Frage haben Sie in der Zeit am häufigsten gehört?

Cremer „Wie wird mit der Saison 19/20 verfahren?“, das war die meistgestellte Frage, bevor klar war, dass und wie die Saison beendet wird. Recht unmittelbar danach leiteten sich die zukunftsgerichteten Fragen ab: „Wie geht es weiter? Wann geht es weiter?“

Nun steht der Auftakt der neuen Saison an. Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Saison einigermaßen normal ablaufen kann? Erste Corona-Fälle hat es im Verband ja schon wieder gegeben, die auch Spielabsagen zur Folge hatten.

Cremer Wir müssen zuversichtlich sein, dass jeder die Hygiene- und Abstandregeln verinnerlicht hat und einhält. Einzelne Corona-Fälle, die den Spielbetrieb betreffen, wird es immer wieder geben. Der Spielplan ist eng, sieht aber Nachholmöglichkeiten vor, sodass wir auf eine reguläre Saison hoffen. Sollte sich die Situation verschärfen, hat der Verband ein Konzept geschafften, das in die Satzung übernommen wurde. Die Jugend im Kreis spielt zudem in dieser Saison in kleineren Gruppen, damit schafft man im Ernstfall mehr Flexibilität.

Wie froh sind Sie, dass Sie nicht wie andere Kreise etwa eine Kreisliga A mit 22 oder 23 Mannschaften zu bewältigen haben?

Cremer Die Entscheidung der spielleitenden Stellen, entsprechend zu verfahren, halte ich für richtig, auch wenn einige Staffeln sehr groß sind. Ich bin aber natürlich froh, dass unsere Kreisliga A mit 18 Mannschaften startet.

Wie sehen Sie den Kreis in den überregionalen Ligen für die Saison aufgestellt?

Cremer Da ist der Kreis sehr gut aufgestellt. Die Landesliga startet mit vier Kreisvereinen, davon zwei Aufsteiger mit dem SC Teutonia Kleinenbroich und dem 1. FC Viersen. In der Bezirksliga, Gruppe 4 sind insgesamt sieben Kreisvereine vertreten. Die neue Zusammensetzung der Ligen durch die reinen Aufstiege und fehlenden Abstiege in der Vorsaison macht die neue Spielzeit sehr spannend und wenig einschätzbar. Das gilt ebenfalls für den 1. FC in der Oberliga, der gegen 22 Vereine antreten muss.

Der 1. FC ist ja ihr Heimatverein. Da gab es in der Pause nun doch einige Schlagzeilen, etwa um die Frage, ob die Männer in der Oberliga antreten und vor allem um den Austritt der Frauen aus dem Verein und die Neugründung des FV 2020. Wie bewerten Sie das aus Kreissicht? Ein Oberligist ist für den Kreis ja schon eine gute Sache.

Cremer Das stimmt. Eine erfolgreiche Arbeit im Frauen- und Mädchenbereich ist auch eine sehr gute Sache, deshalb bin ich froh, dass eine Lösung für den FV 2020 gefunden wurde und wir die Frauen und Mädchen im Kreis behalten. Ich persönlich habe meine Mitgliedschaft im 1. FC Mönchengladbach beendet.

Sollte es in den Vereinen durch die Pandemie, die längst nicht ausgestanden ist, zu Problemen kommen: Wie kann der Kreis helfen?

Cremer Es gibt Leitfäden zu Verhaltensregeln, die spielleitenden Stellen haben ein Konzept für den Spielbetrieb entwickelt, der im Ernstfall greift. Finanzielle Hilfen werden von verschiedenen Institutionen angeboten. Hier können Verband und Kreis vermitteln.

Insgesamt ist das aber doch sicher keine Konstellation, die Sie sich für die noch immer frühe Phase als Kreisvorsitzende gewünscht haben. Ist das auch ein wenig frustrierend?

Cremer Sicher wünscht man sich, neue Konzepte zu entwickeln, um den Amateurfußball weiter zu bringen, statt sich über existenzielle Probleme zu sorgen, die man nicht entscheidend beeinflussen kann. Erstmal bin ich aber froh, dass der Ball wieder rollt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort