Interview mit René Krienen „Wir brauchen uns nicht zu verstecken“

Mönchengladbach · Borussias Frauen-Cheftrainer spricht über den punktlosen Saisonstart des Bundesliga-Aufsteigers und das wichtige Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.

 Borussias Frauen-Cheftrainer René Krienen

Borussias Frauen-Cheftrainer René Krienen

Foto: Thomas Grulke

Herr Krienen, Aufsteiger Borussia steht nach drei Spielen in der Bundesliga noch ohne Punkt und Tor am Tabellenende. Warum hat die Mannschaft noch nicht so recht Fuß fassen können in der Liga?

Krienen Man muss die Spiele unterschiedlich bewerten. Gegen Bremen waren wir auf Augenhöhe, beide Mannschaften haben sich auf niedrigem Niveau neutralisiert. Und dann passiert uns nach drei Minuten ein Fehler, der zum 0:1 führt, danach waren alle etwas gehemmt. Am Ende steht es 0:3, aber das spiegelt nicht den Spielverlauf wider. Freiburg ist für uns eine schwere Hausnummer, beim 0:4 lief es wie vor zwei Jahren gegen den SC. Gegen Sand hatten wir uns etwas mehr erhofft. Beim 0:5 hat man aber auch die Erfahrung bei Sand gemerkt, während wir eine sehr talentierte, junge Truppe haben.

Ist die Unerfahrenheit der Hauptgrund für den ernüchternden Start?

Krienen Ich kann von den jungen Spielerinnen nicht erwarten, dass sie in schwierigen Phasen schon konstant auf höchstem Niveau spielen, dafür fehlt ihnen Lebens-, aber auch Spielerfahrung in der ersten Liga. Zudem haben uns mit Jule Dallmann und Liv Aerts, unserer Toptorjägerin in der vergangenen Saison, zwei wichtige Stützen verlassen. Und wir haben leider mit Emily Evels, Keiko Kodama, Pauline Dallmann und Spielführerin Julia Koj einige fest eingeplante Stammkräfte, die verletzt fehlen. Wenn dir eine solche Achse wegbricht, ist es für ein junges Team besonders schwer.

Hätte sich Borussia denn im Sommer personell anders, erfahrener, aufstellen können?

Krienen Mit unserer Struktur ist es nicht so einfach, ältere Spielerinnen für uns zu gewinnen, bei denen dann auch alles passt. Natürlich wünscht man sich immer drei, vier routinierte Kräfte, aber das ist eben nicht möglich. Und es ist unser Ziel, junge Talente aus der eigenen Jugend und der Region zu fördern, die sich mit Borussia identifizieren. Wir haben einen Talente-Pool, um den uns andere beneiden. Uns fehlt so aber ein wenig der etwas ältere Leader, der die Fahne auch mal hochhält, wenn es nicht so läuft.

Haben Sie die Hoffnung, dass sich die Erfahrung aus dem ersten Bundesligajahr und der Schwung durch den direkten Wiederaufstieg noch positiv auswirken?

Krienen Wichtig ist, dass die Mannschaft weiß, wo sie herkommt und was unsere Möglichkeiten sind. Wir hatten jetzt eine etwas größere Fluktuation als vor zwei Jahren. Und dieser Spagat, die Neuen während der Meisterschaft zu integrieren, der hat noch nicht so ganz funktioniert. Wir sind technisch, taktisch und von den Trainingsumfängen her den anderen Bundesligisten unterlegen. Und wenn wir das packen wollen, dann muss uns das über den Mannschaftsgeist gelingen. Wir müssen das wollen und so eklig sein, dass wir den Mannschaften Probleme bereiten. Und da erwarte ich von unseren erfahreneren Spielerinnen, dass sie die jüngeren mitnehmen und pushen.

Inwiefern spielt es in den Köpfen der Spielerinnen eine Rolle, dass vor zwei Jahren in der Hinrunde kein einziger Punkt gelang und sich dies nicht wiederholen darf?

Krienen Natürlich wissen wir, dass es diesmal besser laufen muss, das ist für die Psyche unerlässlich. Aber negative Gedanken bringen uns nicht weiter. Wir wollen es positiv angehen: Wir haben alles in der eigenen Hand. Zwei Siege nun gegen Leverkusen und danach gegen Duisburg, dann sind wir wieder voll im Geschäft. Ich sehe die Bundesliga dreigeteilt. Wir befinden uns im Abstiegskampf mit Bremen, Duisburg und Leverkusen im Grunde in einer eigenen Liga. Und da brauchen wir uns nicht zu verstecken.

Was für ein Spiel erwarten Sie am Sonntag (11 Uhr) gegen Bayer?

Krienen Das ist schwer vorherzusehen. Es wird spannend sein zu sehen, wer die Initiative übernimmt. Leverkusen hat eine ähnliche Struktur wie wir, und ich glaube nicht, dass sie nun nach einem 1:10 gegen Bayern München vor Selbstvertrauen strotzen. Aber sie haben schon drei Punkte auf dem Konto. Für uns wird wichtig sein, die ersten 15 Minuten positiv zu gestalten. Wir haben bislang immer ein frühes Gegentor kassiert. Wenn wir das verhindern und selbst gute Szenen nach vorne haben, können wir Leverkusen schlagen.

Thomas Grulke führte das Gespräch

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