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„Alles Gute, Vanne!“ So emotional war das Abschiedsspiel für Christian van de Flierdt in Dilkrath

Fussball · Christian van de Flierdt ist nicht nur Greenkeeper bei Borussia Mönchengladbach, sondern auch eine Ikone im hiesigen Amateurfußball. Mit 41 Jahren beendet „Vanne“ seine aktive Karriere bei Fortuna Dilkrath. Der Verein würdigte seine Klublegende mit einem Abschiedsspiel – ohne, dass van de Flierdt etwas davon wusste.

 Applaus bei Fortuna Dilkrath für Christian „Vanne“ van de Flierdt.

Applaus bei Fortuna Dilkrath für Christian „Vanne“ van de Flierdt.

Foto: Heiko van der Velden/heiko_van_der_velden

„Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich den Rasen schön gelassen und nicht schon vertikutiert“, sagt Christian van de Flierdt, von vielen schlicht „Vanne“ genannt, der sich als Greenkeeper von Borussia Mönchengladbach natürlich auch noch um das Grün bei seinem Heimatverein Fortuna Dilkrath kümmert. Fortuna veranstaltete im Rahmen des Saisonabschlusses ein Abschiedsspiel für den 41-Jährigen, der seine aktive Fußballerkarriere nun beenden wird.

 Die beiden Teams beim Abschiedsspiel von Christian van de Fliedt bei Fortuna Dilkrath.

Die beiden Teams beim Abschiedsspiel von Christian van de Fliedt bei Fortuna Dilkrath.

Foto: Heiko van der Velden/heiko_van_der_velden

Das Beste an der Sache: Die Vereinsikone hatte im Vorfeld nicht die leiseste Ahnung, dass etwas derartiges geplant war. Umso größer war die Überraschung, als alte Weggefährten, Mitspieler und Freunde – bestehend aus dem „Who is Who“ des hiesigen Fußballs – für ihn Spalier standen und ihn für seine außergewöhnliche Zeit im heimischen Amateurfußball ehrten. „Diese Überraschung des Vereins hat mich schon sehr gerührt und geehrt“, sagt van de Flierdt – bei dem auch noch einen Tag nach dieser außergewöhnlichen Verabschiedung die Tränen kullerten.

Außergewöhnlich ist auch das passende Wort, um die Zeit von Christian van de Flierdt im Amateurfußball der Region zu beschreiben. Seit insgesamt 35 Jahren tritt er für die Fortuna aus Dilkrath gegen den Ball, als er und sechs andere Jungs aus der Nachbarschaft beschlossen, dass sie lieber zum Fußballtraining, als zum Kinderturnen gehen wollten. Seit 1997 – oder anders ausgedrückt einem Vierteljahrhundert – ist er im Seniorenbereich der Dilkrather aktiv gewesen: ein fast schon bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal in Bezug auf die Vereinstreue. Denn selbst im Amateurfußball ist mittlerweile häufig die finanzielle Perspektive der Faktor für die Vereinswahl. Geld, so sagt van de Flierdt, habe bei seinen Entscheidungen auf und neben dem Platz nie eine Rolle gespielt. Viel eher wollte er Dinge anpacken und Spaß haben, dies sei ihm immer wichtig gewesen. Als größter sportlicher Erfolg ist sicherlich der Aufstieg mit „seiner“ Fortuna in die Bezirksliga 2004 zu bezeichnen. In dieser Spielklasse spielen sie – mal mehr, mal weniger erfolgreich – seit nunmehr 18 Jahren. Zudem hat Dilkrath unter der Führung van de Flierdts zwei Mal, in den Jahren 2007 und 2015, das traditionsreiche Hallenmasters in Dülken gewinnen können. 2007 ist er dort sogar als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet worden.

Doch die Fortuna hat ihm mehr als nur die Freude am Fußball gegeben, sondern auch das Interesse für seinen Beruf geweckt. Der gelernte Tischler hat schon als Jugendlicher den alten Aschenplatz in Dilkrath markiert und einen Teil der Platzpflege übernommen. „Diese Aufgabe hat mich damals angefixt“, so van de Flierdt. Über gute Kontakte hat er 2012 in der Greenkeeping-Abteilung von Borussia Mönchengladbach ein Praktikum gemacht, dort hat es dann endgültig Klick gemacht. Seit nunmehr zehn Jahren ist van de Flierdt mit dafür verantwortlich, dass Yann Sommer, Lars Stindl, Tony Jantschke und Co. auf gutem Geläuf fußballerische Höchstleistungen abliefern können. Diese akribische Arbeit hat ihn im Verein schon zu einer kleinen „Berühmtheit“ gemacht, so ist er zum Beispiel in einem Buch über Borussia Mönchengladbach mit Bild verewigt worden. Auch hier scheint die Dilkrather Vereinslegende also schon nachhaltig seine Spuren hinterlassen zu haben. „Diese Arbeit macht mir einfach unglaublich viel Spaß“, so van de Flierdt, der aus diesem Grund auch eine Weiterbildung zum Greenkeeper anstrebt.

Wie es für den 41-Jährigen bei seinem Heimatverein weitergeht, dazu hat van de Flierdt auch schon eine Vorstellung. Und die hat ziemlich sicher nichts mit dem Trainerjob zu tun. Eine zweite Karriere als Coach bei der Fortuna könne er sich nicht vorstellen. „Der Posten als Trainer würde mir nicht so liegen“, so van der Flierdt. Viel eher würde er dem Verein im Bereich der Infrastruktur helfen wollen, mit anpacken, wo es nötig ist, und natürlich beim Greenkeeping helfen. Lediglich wenn ihn seine Tochter bitten würde, das Traineramt zu übernehmen, würde er es sich überlegen. Die Vierjährige spielt ebenfalls schon Fußball – natürlich bei Fortuna Dilkrath. Für die nächste Zeit habe er aber sowieso erst einmal private Projekte geplant: So zum Beispiel den Hausbau in einem Dilkrather Neubaugebiet.

Sein Abschiedsspiel mit den alten Weggefährten ging übrigens 6:3 aus. Für welches Team, das konnte van de Flierdt, der in beiden Teams aufgelaufen ist, gar nicht mehr so genau rekonstruieren. Wichtiger war am Ende des Tages aber sowieso die Message des Vereins an seine Clubikone: „Alles Gute, Vanne!“

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