Die Fechterinnen des Rheydter TV Eine für alle, alle für eine

Fechten · Aus Köln, Aachen und Gießen kommen die Degen-Damen des Rheydter TV immer wieder zusammen, um gemeinsam zu fechten. Die Vier verbindet neben der Leidenschaft zum Fechten eine tolle Freundschaft. Das zeigte sich nun wieder beim größten Wettbewerb des Verbandes.

 Mehr als nur Teamkolleginnen: Clarissa Kupfermann, Lisa Odenthal, Lilia Better und Caroline Marzodko (v.l.) bilden die Degendamen vom Rheydter TV. Die vier Fechterinnen sind zudem auch privat befreundet.

Mehr als nur Teamkolleginnen: Clarissa Kupfermann, Lisa Odenthal, Lilia Better und Caroline Marzodko (v.l.) bilden die Degendamen vom Rheydter TV. Die vier Fechterinnen sind zudem auch privat befreundet.

Foto: Tom Ostermann

„Einer für alle, alle für einen“, heißt es im Roman des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas über Freiheitskämpfer d‘Artagnan und die drei Musketiere. Ein berühmtes Zitat, hinter dem Werte wie Zusammenhalt, Solidarität und Freundschaft stehen. Werte, die sich so auch bei Lisa Odenthal, Caroline Marzodko, Clarissa Kupfermann und Lilia Better vom Rheydter TV finden lassen. Und die vier Freundinnen teilen sich mit den Romanfiguren noch eine weitere Gemeinsamkeit – den Degen.

Denn Odenthal, Marzodko, Kupfermann und Better sind das Damendegen-Team der RTV-Fechtabteilung. Und obwohl die vier Sportlerinnen quer verteilt durch NRW und Hessen wohnen, treffen sie sich regelmäßig zum Training – aber vor allem für Wettkämpfe – in Rheydt. Die 25-jährige Caroline Marzodko studiert in Aachen Materialwissenschaften, Clarissa Kupfermann (21) wohnt in Köln, wo sie Jura studiert, die 24-jährige Lisa Odenthal ist angehende Tiermedizinerin und hat aus Gießen die weiteste Anreise. Lediglich Nachwuchsfechterin und Ersatzdame Lilia Better (17) geht noch in Mönchengladbach zur Schule.

 Caroline Marzodko beim Deutschlandpokal im Duell gegen Frankfurt.

Caroline Marzodko beim Deutschlandpokal im Duell gegen Frankfurt.

Foto: Tom Ostermann

Am vergangenen Wochenende kamen die vier mal wieder beim RTV zusammen. Denn da ging es in der zweiten Runde des Deutschlandpokals gegen die Damen von Eintracht Frankfurt. Der Deutschlandpokal ist der größte Wettbewerb des Deutschen Fechtverbandes, mit knapp 300 Mannschaften und über 1000 Fechtern und Fechterinnen aus dem gesamten Bundesgebiet. Ausgelegt ist der Wettbewerb vor allem für Breitensportler. „Der Deutschlandpokal ist – abseits der Landes- und Deutschen Meisterschaften – wirklich ein sehr schönes Format“, sagt Caroline Marzodko. „Der Sport steht im Vordergrund – und obwohl Fechten für uns Hobby ist, haben wir natürlich den Ehrgeiz, so erfolgreich wie möglich zu sein. Es ist aber auch immer ein tolles Event, bei dem man nach den Kämpfen oft noch Zeit mit dem gegnerischen Team verbringt.“

Nach dem coronabedingten Abbruch in der vergangenen Saison war die Vorfreude der Rheydter Damen dementsprechend hoch. In der ersten Runde besiegte der RTV den Fechtclub Düsseldorf, nun ging es in der zweiten Runde eben gegen Eintracht Frankfurt. Bei dem Mannschaftswettbewerb gehen drei Fechterinnen pro Team ins Rennen und duellieren sich jeweils gegen alle drei Gegnerinnen. Zu Beginn fechten die ersten Kontrahentinnen bis fünf Treffer erreicht sind, der Trefferstand wird dann in das nächste Gefecht übernommen. Das endet wiederum, wenn ein Team zehn Treffer erzielt hat. So laufen die Gefechte ab, bis eine Mannschaft insgesamt 45 Treffer erzielt hat.

Gegen die starken Frankfurterinnen lagen die RTV-Damen stets ein paar Trefferpunkte zurück, gestalteten das Duell aber ausgeglichener, als sie es selbst vermutet hatten. „Wir hatten nicht gedacht, dass wir so gut mithalten können. Das war wirklich eine sehr gute Leistung von allen“, lobt Lisa Odenthal, die 2008 mit dem Fechten in Rheydt begonnen hat, das Team. Auch wenn es aus ihrer Sicht leider nicht fürs Weiterkommen gereicht hat, weil am Ende eine denkbar knappe 42:45-Niederlage gegen die Eintracht zu Buche stand. Die gute Leistung bestätigt auch Marianna Kampka, selbst langjährige Fechterin und Abteilungsleiterin beim Rheydter TV: „Frankfurt ist ein sehr starkes Team, die Mädchen haben das super gemacht und brauchen sich nicht verstecken. Es war ein klasse Duell mit vielen Zuschauern und einer schönen Atmosphäre in unserer Halle.“

 Marianne Kampka wird beim Rheydter TV nur die „Fecht-Mutti“ genannt. Die Abteilungsleiterin kümmert sich um die Organisation im Verein.

Marianne Kampka wird beim Rheydter TV nur die „Fecht-Mutti“ genannt. Die Abteilungsleiterin kümmert sich um die Organisation im Verein.

Foto: Tom Ostermann

Und Kampka muss es wissen: 1956 hat sie mit dem Fechten begonnen, nahm im Florett und Degen an Europameisterschaften teil und war Anfang der 2000er-Jahre sogar bei Weltmeisterschaften dabei. Seit 2011 ist sie nun die Abteilungsleiterin beim RTV. „Ich kümmere mich um die Organisation und gebe natürlich hier und da auch ein paar Tipps“, erzählt Kampka, die von allen im Verein nur „Fecht-Mutti“ genannt wird. „Ohne Marianne hätte der Verein in der Vergangenheit nicht so eine gute Entwicklung gemacht“, bestätigt Caroline Marzodko. „Sie unterstützt uns, wo sie kann und ist mit so viel Herzblut dabei.“

Herzblut und Leidenschaft für das Fechten und ihr Team zeigen aber auch die vier Freundinnen. Zwischen Studium, Arbeit und der langen Anreise nach Rheydt schaffen sie es weiterhin gemeinsam bei Wettbewerben anzutreten. Vor allem für die in Gießen studierende Lisa Odenthal nicht immer ganz einfach: „Zum Training schaffe ich es eigentlich nie, dafür halte ich mich aber in Gießen fit. Zu den Wettkämpfen komme ich dann aber immer gerne. Wir sind ein super Team, das sich durch Zusammenhalt und Freundschaft auszeichnet“, so Odenthal. Die talentierte 24-Jährige war zur Schulzeit für drei Jahre auf einem Fechtinternat in Bonn, mittlerweile verfolgt auch sie den Sport „nur“ noch als Hobby. „Für die Spitze hätte es wohl nicht gereicht, das ist ja auch eine finanzielle Geschichte. Und ich wollte mich auf mein Studium konzentrieren.“ Mit dem Degenteam des RTV belegte sie 2017 den zwölften Platz bei den Deutschen Meisterschaften und zog 2018 in das Finale des Deutschlandpokals ein.

Das ist nach dem Ausscheiden gegen Frankfurt in diesem Jahr nicht mehr möglich, die vier Freundinnen freuen sich aber auf die kommenden Wettbewerbe im Team und Einzel. „Es ist wegen der Pandemie noch ungewiss, an welchen Turnieren wird gemeinsam teilnehmen“; sagt Marzodko. „Beim nächsten Deutschlandpokal sind wir aber auf jeden Fall wieder dabei. Wir freuen uns über jede Gelegenheit als Team aufzutreten“. Ganz nach dem Motto d‘Artagnans und der drei Musketiere: „Eine für alle, alle für eine!“

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