Fußball Es gab auch andere Zeiten beim "Spö"

Rheydt · Star-Trainer wie Hennes Weisweiler, Gyula Lorant und Eckhard Krautzun, Oberliga West, Zweite Liga, Siege gegen Oliver Kahn und Mehmet Scholl. Amateur-Vizemeister - all das war einmal. Nun ist der Rheydter Spielverein A-Kreisligist.

Bergab geht es schneller als bergauf. Sollte man meinen. Der Rheydter Spielverein hat sportlich in beiden Richtungen viel Zeit benötigt. Am Ende dieser Bezirksliga-Saison ist man mit dem Abstieg weit unten gelandet: in der Kreisliga A.

Zunächst darf man sich wehmütige Erinnerungen gönnen. Dazu gehören die beiden Jahre (1950 und 1953) in der damals höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga West. Namhafte Gegner kamen zum "Spö". Mit Fritz Pliska und Hennes Weisweiler wurden neben bekannten Spielern Trainer verpflichtet, die den Erfolg garantieren sollten. Das gelang aber nicht, so dass der Spielverein nach zwei kurzen Visiten in der Oberliga West lange Jahre in der 2. Liga mehr oder weniger erfolgreich verbrachte. Bekannte Trainer gab es weiterhin: Eckhard Krautzun und Gyula Lorant.

Bis zum ersten bitteren Abstieg in die Verbandsliga dauerte es immerhin bis 1960, 1975 folgte der zweite - der RSV landete in der Landesliga. 25 Jahre waren vergangen - ein bitteres Bergab-Jubiläum. Elf Jahre musste man warten, bis es wieder bergauf ging. Man hatte aus der Talfahrt gelernt, der RSV hatte sich rundum erneuert. Mit einem außergewöhnlich gut und zahlreich besetzten Umfeld sowie mit Trainer Peter Schleuter, der die Mannschaft von der Landesliga im Eiltempo in die Oberliga führte. Höhepunkt seiner langjährigen Arbeit war 1990 das Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft, das in Salmrohr 0:2 verlorenging. Zuvor hatte der RSV die Amateure des Karlsruher SC mit Oliver Kahn und Mehmet Scholl aus dem Wettbewerb geworfen.

2002 ging es aber mit der Insolvenz und dem Verlust der Oberligazugehörigkeit wieder abwärts. Die Landesliga war diesmal nicht der Endpunkt, sondern der RSV musste sich in der Bezirksliga neu aufstellen. Das schien mit dem Aufstieg in die Landesliga zu gelingen, doch dann landete man wegen der Sünden aus der Vergangenheit wieder in der Bezirksliga. Finanziell konnte der Klub keine großen Sprünge machen. Die Mitarbeiterschaft beschränkte sich hauptsächlich auf die Familie Imdahl.

Zu Beginn der Spielzeit 2014/15 fehlten dann auch die nötigen Spieler. Zu spät hatte man sich nach geeignetem Personal für die Bezirksliga umgesehen. Trainer Dieter Rütten gab entnervt auf. Ihm folgte René Schnitzler. Dem Ex-Profi gelang es, ehemalige Mitspieler wie Lawrence Aidoo oder Blerim Rrustemi zu verpflichten. Dazu kamen weitere junge Spieler, die Talent mitbrachten. "Aber das war einfach zu spät. Da war kaum etwas möglich", sagt Schnitzler.

Recht hat er wahrscheinlich bedingt. Denn nach der Hinrunde hatte der RSV eine tolle und erfolgreiche Aufholjagd gestartet. Dann aber wurden gegen Rheindahlen, Meer und Delhoven die Punkte vergeben, die am Ende fehlten. Vielleicht ist aber die geplante Erneuerung des Traditionsvereins in der Kreisliga A leichter möglich. "Es bleiben die Spieler, die ich halten wollte. Dazu kommen Akteure, die uns weiterhelfen werden", sagt Schnitzler hoffnungsfroh. Froh kann auch die Aussage von Schatzmeister Daniel Imdahl stimmen: "Wir haben keine finanziellen Verpflichtungen mehr. Der Etat ist für das nächste Jahr absolut gesichert."

Den Gesamtverein Rheydter Spielverein, der in vielen Bereichen überregionale Akzente mit Fußball-, Jugendfußball-, Hockey- und Tennis-, Tischtennis-, und Handball-Abteilung setzte, gibt es seit der Insolvenz nicht mehr. Nur die Handball-Abteilung hat sich nach der Selbstständigkeit allmählich sportlich weiterentwickelt und stabilisiert.

(RP)
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