Energiekrise im Amateurfußball Bleibt das Flutlicht für die Vereine an?

Fussball · Ab Herbst braucht der Fußball seine Flutlichtanlagen. Diese sind in der Energiekrise aber zumeist wenig ressourcensparend. In anderen Städten sollte das Licht bereits ausbleiben – mit gravierenden Folgen für den Trainings- und Spielbetrieb. Wie stehen die Städte der Region zu dem Thema? Einige Vereine handeln auch proaktiv.

 Fußball ist ab Herbst häufig nur unter Flutlich möglich – doch die Masten benötigen sehr viel Energie.

Fußball ist ab Herbst häufig nur unter Flutlich möglich – doch die Masten benötigen sehr viel Energie.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Aufregung in Jüchen war groß. Ende September kündigte die Stadtverwaltung an, für die Dauer der Herbstferien die Turnhallen zu schließen und die Flutlichtanlagen auf den Sportplätzen zu sperren. Die Stadt sah darin das Potenzial, viel Energie einzusparen. Die Vereine reagierten brüskiert. Nicht, dass sie nicht zum Energiesparen bereit wären, aber dieser Schritt schien ihn dann doch etwas drastisch. Denn ausgeschaltete Flutlichtanlagen hätten für die Fußballvereine in diesem Zeitraum bedeutet: kein Training, keine Heimspiele.

Der VfL Jüchen-Garzweiler, aktuell Tabellenführer in seiner Bezirksliga-Gruppe, sah seine Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. Es gab Redebedarf. Am Ende kamen alle Parteien an einen Tisch, die Stadtverwaltung, die Fußballvereine sowie der Stadtsportverband und handelten einen Kompromiss aus: In den Ferien wurde die Flutlichtnutzung um die Hälfte reduziert, danach bis zum Auslaufen der Energieeinsparverordnung Ende Februar 2023 um ein Viertel auf 75 Prozent. Der Fall zeigt: Die Energiekrise kann gravierende Einschnitte für die sportlichen Abläufe in den Vereinen mitbringen, in diesem Fall insbesondere für die Fußballklubs.

Für den Fußballverband Niederrhein (FVN) ist das aktuell aber noch kein großes Thema. „Bisher gibt es aus Sicht des Verbandes so gut wie keine Probleme. Der Spielbetrieb läuft reibungslos“, sagt der Verband auf Anfrage. Bislang habe sich noch kein Verein gemeldet, der aufgrund städtischer Auflagen nicht spielen konnte, teilt der FVN weiter mit.

Knackpunkt ist die Nutzung der Flutlichtanlagen, die ab Herbst sowohl für den Trainingsbetrieb in den Abendstunden sowie für zahlreiche Ligaspiele am Wochenende unverzichtbar sind. Und diese Anlagen brauchen viel Energie und sind bei den aktuellen Preisen ordentliche Kostentreiber. Eine Beschränkung der Flutlichtnutzung ab einer gewissen Uhrzeit oder gar ein Verbot von Ligaspielen beispielsweise am Freitagabend ist in den Städten der Region momentan aber keine Option. „Zum aktuellen Zeitpunkt sind keine Einschränkung des Flutlichtbetriebs geplant. Orientierung ist dabei weiterhin das gemeinsame Einsparziel von 20 Prozent in Bezug auf den gesamten Energieunterhalt für die Sportstätte“, sagt die Stadt Mönchengladbach.

Die Stadt Viersen sieht aktuell ebenfalls keine Einschränkungen vor, die Vereine als Nutzer der Anlagen seien jedoch angehalten worden, „diverse Energiesparmaßnahmen umzusetzen, beispielsweise sorgsam mit dem Flutlicht umzugehen.“ Die Stadt fügt allerdings an: „Eine zeitliche Beschränkung könnte im äußersten Fall eine Option werden, wenn ein geeigneter Trainings- und Wettkampfbetrieb dann weiterhin möglich ist.“ Ein Verbot von Spielen am Freitagabend stand nicht zur Debatte.

Im Kreis Heinsberg sind die Aussagen der Städte vergleichbar. Sowohl in Erkelenz und Hückelhoven als auch in Wegberg gibt es derzeit keine Begrenzung für die Flutlichtnutzung. „Die Stadt Erkelenz hat in einem Rundschreiben die Sportvereine darauf hingewiesen, dass bei Flutlichtanlagen verstärkt darauf geachtet werden soll, diese nur zum Training beziehungsweise Wettkampf einzuschalten“, heißt es unter anderem aus Erkelenz. Die Stadt Hückelhoven teilt mit: „Es steht aktuell weder ein Verbot von Spielen unter Flutlicht noch eine Festlegung, bis wann Spiele beendet sein müssen zur Debatte.“

Einige Vereine sind hingegen selbst proaktiv geworden, beispielsweise TuRa Brüggen. Mit Beginn der Zeitumstellung hat der Verein die Anstoßzeiten seiner drei Herrenmannschaften bei den Heimspielen am Sonntag jeweils nach vorne gezogen, sodass es abends keine Flutlichtnutzung mehr benötigt. Das erste Herrenteam bestreitet seine Heimspiele in der Bezirksliga nun um 14.30 statt 15.30 Uhr, die zweite und dritte Mannschaft spielt davor. „Wir sind damit dem Appell der Gemeinde gefolgt, zu schauen, wo Ressourcen einzusparen sind. Wir haben dann geschaut, was wir machen können: Bei den Trainingszeiten geht es nicht, aber bei den Spielen am Sonntag“, sagt Alexander Lehnen, der Abteilungsleiter für Fußball bei TuRa.

Laut Lehnen kann ein Verein bei Heimspielen bis zehn Tage im Voraus selbst über die Anstoßzeiten bestimmen, sofern sie in einem gewissen Zeitfenster liegen. Vorgezogene Anstoßzeiten sind auch für den FVN eine denkbare Lösung: „Es ist immer eine Option, die Spiele so früh wie möglich bei Tageslicht beginnen zu lassen. Wir empfehlen den Vereinen, insbesondere in der aktuellen Situation, dies stets zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen.“

Ein anderes Thema ist die Umrüstung auf LED-Anlagen, die deutlich energiesparender sind als eine konventionelle Flutlichtbeleuchtung. Das passiert allerdings erst nach und nach. In Mönchengladbach sind oder werden bislang die städtischen Sportanlagen in Schelsen, Puffkohlen, Venn und am Campuspark mit LED-Technik ausgestattet. „Die Sportverwaltung plant, in den nächsten Jahren sukzessive alle Flutlichtanlagen umzurüsten“, sagt eine Stadtsprecherin. Für die Anlagen am Haus Lütz sowie in Bergerfeld, Neuwerk, Wickrath und Mennrath sind Fördermittel für die Umrüstung beantragt. Vorerst bleibt das Licht aber auch mit der konventionellen Beleuchtung an.

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