Fußball "Ein spannender Prozess"

Manfred Abrahams ((52), Vorsitzender der Strukturreform-Kommission des Fußballverbands Niederrhein, über geplante Änderungen im Verband, über Möglichkeiten und Chancen einer grundlegenden Reform und die mögliche Zusammenlegung von Gladbach und Viersen

 Der 1. FC Magdeburg will Bauer eine Rückkehr auf den Fußballplatz ermöglichen.

Der 1. FC Magdeburg will Bauer eine Rückkehr auf den Fußballplatz ermöglichen.

Foto: AFP, AFP

Bei der geplanten umfassenden Struktur-Reform des Fußballverbands Niederrhein sollen von 14 Kreisen am Ende nur noch acht übrigbleiben. Die Federführung bei diesem Prozess liegt beim Gladbacher Manfred Abrahams. Dabei geht es nicht nur vordergründig um eine Rechenaufgabe.

Der gesamte Verband soll sich ändern, soll sich für die Zukunft fit machen. Über die möglichen Änderungen und die damit verbundenen erhofften Verbesserungen und befürchteten Nachteile sprach mit Abrahams RP-Mitarbeiter Kurt Theuerzeit.

Der Fußballverband hat seit Jahrzehnten funktionierende Strukturen. Befürchten Sie nicht, durch die Veränderungen für ein kräftiges Durcheinander zu sorgen?

Abrahams Es wird keineswegs ein Durcheinander. Die 14 Fußballkreise sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Der DFB hat vor drei Jahren einen Fußball-Entwicklungsplan beschlossen. Darin ist verankert, auch die Strukturen innerhalb der Verbände zu optimieren. Wir müssen das auch alles unter dem Aspekt der demografischen Entwicklung sehen. Das Motto wird sein: weniger, älter, bunter.

Was soll dadurch ausgesagt werden?

Abrahams Wir haben weniger Menschen, die bereit sein werden, ein Ehrenamt zu übernehmen. Darauf müssen wir reagieren. Fußballer spielen auch im höheren Alter weiter. Wir wollen ihnen einen interessanten Spielbetrieb bieten, der mehr ist als nur Freizeitvergnügen. Schon dadurch wird unsere Angebotspalette bunter. Auch durch unsere Bemühungen, Migranten in unseren Vereinen zu integrieren.

Aber dazu braucht man doch keine umfassende Änderung der Verbandsstruktur.

Abrahams Ich habe bisher die mehr qualitativen Veränderungsabsichten genannt. Dazu kommen aber auch politisch-geografische Aspekte. Nehmen wir doch unsere Region. Zum Mönchengladbacher Kreis gehören auch die Viersener Vereine. Dülken gehört aber schon dem Nachbarkreis an. Ist das notwendig? Soll es in Oberhausen, Mülheim und Duisburg gleich drei Kreise geben? Man darf darüber sicherlich nachdenken. Größere Kreise bieten mehr Möglichkeiten zur besseren Qualifizierung im sportlichen und administrativen Bereich. Zukünftig werden an das Management kleinerer Vereine wesentlich höhere Anforderungen gestellt. Dafür müssen unsere Trainer, Funktionsträger und Sportler fit sein.

Sie müssen aber auch fit werden, um noch größere Fahrwege innerhalb der Kreise zu bewältigen und einen höheren finanziellen Aufwand betreiben.

Abrahams Das Problem besteht schon heute, wenn man sich nur den Bocholter Großbereich ansieht. Damit kommen die Vereine aber schon seit vielen Jahren gut zurecht. Die größte Strecke in einem neuen Kreis könnte 90 Kilometer betragen. Darauf muss man innerhalb der Kreise flexibel und kreativ reagieren. Der Kreis könnte für die Jugendmannschaften zwei oder drei Gruppen einrichten, die wieder eng beieinander liegen. Höhere Kosten werden sich dadurch nicht zwingend ergeben.

Änderungsprozesse werden meist eingeleitet, um Kosten zu sparen.

Abrahams Da sind wir ganz ehrlich und realistisch. Das wird zunächst nicht der Fall sein. Denn wir wollen zu Beginn des Prozesses keinesfalls die Zahl der Mitarbeiter reduzieren. Also rechnen wir nicht mit einer Einsparung, es kann sich sogar ein Mehrbetrag ergeben, dessen Investition sich aber lohnen wird. Langfristig rechne ich aber mit geringeren finanziellen Belastungen gegenüber den augenblicklichen Gegebenheiten.

Können Sie sich wirklich sicher sein, dass nicht viele Funktionäre um ihre Aufgabenbereiche fürchten und schon deshalb diesem Prozess sehr kritisch gegenüberstehen werden?

Abrahams Wir müssen zuerst kämpfen, weiter ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen. Jeder verdienter Mitarbeiter muss gehalten werden. Zudem haben wir ein ergebnisoffenes Verfahren gewählt, bei dem nur eins zunächst klar sein sollte, dass wir die Strukturveränderung im FVN durchführen, und zwar mit einer Reduzierung auf acht Kreise. Dazu gibt es bereits einen Vorschlag, der den Kreisvorsitzenden bekanntgegeben wurde. Die werden nun in den Kreisen darüber mit ihren Funktionsträgern und den Vereinen diskutieren. Weiter werden dazu Regionalkonferenzen stattfinden. Es ist also schon im Vorfeld ein breiter Dialog von uns gewünscht, der schließlich im zweiten Quartal dieses Jahres in einem Beschluss enden soll: "Ja" zur Strukturänderung und zur Reduzierung der Kreise. Steht der Beschluss, geht es an die Detailarbeit — auch wieder mit breiter Beteiligung der Basis. Also ein spannendes und lohnendes Verfahren, bei dem sich viele einbringen können.

Ist es richtig, dass daran gedacht ist, dass Mönchengladbach und das Grenzland mit Kempen, aber ohne Krefeld einen neuen Kreis bilden sollen? Alternativ ist offensichtlich an eine Zusammenlegung mit Teilen des Kreises Neuss gedacht.

Abrahams Zu dem konkreten Vorschlag möchte ich mich heute noch nicht äußern. Die Diskussion in den Kreisvorständen und Vereinen beginnt in diesen Tagen. Das Ergebnis der Erörterungen wird nach und nach in den Prozess einfließen. Die Zeit müssen wir uns nehmen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort