Eishockey Ein Gladbacher spielt im Pinguin-Frack

Eishockey · Christian Kretschmann zählt bei den Krefeld Pinguinen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu den "jungen wilden" Talenten.

 Der 19-jährige Christian Kretschmann ist im Begriff, sich im Profikader der Krefeld Pinguine als Stammspieler zu etablieren. Am vergangenen Sonntag schoss der Stürmer mit dem 1:0 in Wolfsburg sein erstes DEL-Tor.

Der 19-jährige Christian Kretschmann ist im Begriff, sich im Profikader der Krefeld Pinguine als Stammspieler zu etablieren. Am vergangenen Sonntag schoss der Stürmer mit dem 1:0 in Wolfsburg sein erstes DEL-Tor.

Foto: Lothar Strücken

Als mit Oscar Wendt, Havard Nordtveit und Alexander Ring drei Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach vor Kurzem den Krefeld Pinguinen im Königpalast bei einer Trainingseinheit einen kurzen Besuch abstatteten, wagte sich das Trio sogar auf das Eis, um mit einigen Spielern der Pinguinen auf dem ungewohnten Terrain die Schläger zu kreuzen. Für den gebürtigen Mönchengladbacher Christian Kretschmann ist hingegen das Spiel auf dem gefrorenen Wasser genauso normal, wie für die Borussen das Fußballspielen auf dem Rasen.

Der 19-Jährige ist seit zwei Jahren Eishockeyprofit, seit seinem sechsten Lebensjahr diesem Wintersport verfallen. Dass Kretschmann das Licht der Welt ausgerechnet in Mönchengladbach erblickte, war kein Zufall. "Meine Mutter hatte zu der Zeit als medizinisch-technische Assistentin im Krankenhaus Maria von den Aposteln in Neuwerk gearbeitet. Da sie das Krankenhaus bestens kannte, bin ich halt dort geboren worden", sagt Kretschmann, der ansonsten keinerlei Beziehung zu seiner Geburtsstadt hat. "Die Kartbahn in Gladbach kenne ich allerdings sehr gut. Da bin ich öfter mal in meiner Freizeit", sagt er dann doch mit einem Augenzwinkern.

Obwohl seine Familie im Eishockey-affinen Krefeld lebt, kam für ihn im Alter von vier Jahren als Sportart zunächst nur der Fußball in Frage, wie es sich eben für einen gebürtigen Mönchengladbacher gehört. Doch nach zwei Jahren bei den Bambini von Preussen Krefeld nahm er an der Laufschule des KEV'81 in der Rheinlandhalle teil, bei der Kindern die ersten Schritte auf Kufen und dem Eis vermittelt werden. Prompt war der kleine Christian dem Jagen nach der Gummischeibe verfallen.

Nach einem Jahr, indem er parallel Fußball und Eishockey spielte, entschied er sich im Jahr 2000 endgültig, nur noch Eishockey zu spielen und durchlief anschließend sämtliche Jugendmannschaften des Krefelder Traditionsklubs. In der Schüler-Bundesliga und auch in der Deutschen Nachwuchsliga avancierte Kretschmann schnell zu einem Topscorer in der jeweiligen Liga. In der U18 und U20-Nationalmannschaft spielte der Center ebenfalls eine wichtige Rolle. Im vergangenen Jahr verhinderte Kretschmann bei der U20-WM in Russland in der entscheidenden Partie gegen Lettland mit dem Treffer zum 3:2 den Abstieg. "Das war ein super Gefühl. Für Deutschland zu spielen ist das Höchste, was man in der Jugend erreichen kann", schwärmt der Pinguin-Stürmer. Nach einem kurzen Abstecher zum Oberligisten EHC Dortmund, wohin er in der vorherigen Saison von den Pinguinen ausgeliehen wurde und dort ebenfalls starke Leistungen zeigte, nahm Kretschmann im Sommer des vergangenen Jahres einen Anlauf, um endgültig den Sprung den Profikader zu schaffen.

Eine Schulterverletzung bei einem Vorbereitungsturnier der U20-Nationalmannschaft in der Schweiz warf ihn für 14 Tage zurück, danach stand Kretschmann als fester Centerspieler im vierten Sturm der Pinguine und bekam zweitweise von Trainer Rick Adduono das Vertrauen, bei Überzahl in der zweiten Formation zu spielen. Der gebürtige Gladbacher arbeitet emsig daran, irgendwann in der ersten oder zweiten Sturmreihe aufzutauchen.

Vor zwei Jahren kam er auch erstmals auf die so genannte Draft-Liste der Nordamerikanischen Eishockeyliga NHL, die als beste der Welt gilt, jedoch zeigte kein Verein Interesse. Den Sprung nach Amerika würde das junge Talent zwar wagen, jedoch gilt für ihn zuerst das Motto, sich Schritt für Schritt in der DEL vorzuarbeiten. Mit dem 1:0 gegen Wolfsburg hat er sich am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in die Torschützenliste der DEL eingetragen und einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Und wenn von der Borussia eine Einladung zu einem Training kommt, wäre Kretschmann sofort mit dabei. "Eine Fußballer-Karriere strebe ich aber sicherlich nicht an, auch wenn die viel mehr Geld als wir verdienen", sagt der Gladbacher im Pinguinfrack.

(RP)
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