Deutsche Meisterschaften in Berlin „Rampensau“ Nina Holt gewinnt überraschend Bronze
Schwimmen · Nina Holt von der SG Mönchengladbach richtet ihren Fokus aktuell auf die Rettungssport-Wettkämpfe bei den World Games in den USA, trotzdem gewann die 19-Jährige bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften die erste Einzelmedaille des Vereins. Der präsentierte sich bei den Finals in Berlin mit fünf Athleten insgesamt sehr respektabel.
Aus Sicht von Dieter Sofka ist Nina Holt eine wahre „Rampensau“. Anders könne sich der Schwimmtrainer der SG Mönchengladbach den Erfolg der 19-Jährigen bei den Deutschen Schwimmmeisterschaften nicht erklären. Über die 50-Meter-Freistil-Distanz gewann Holt bei den Finals in Berlin die Bronzemedaille, verbesserte im Finale ihre Bestzeit um eine halbe Sekunde auf 25,48 Sekunden und holte damit die erste Einzelmedaille in der Mönchengladbacher Vereinsgeschichte.
Überrascht war Sofka über den Erfolg in Berlin, weil bei Nina Holt aktuell ein anderer Wettbewerb im Fokus steht. Am 10. und 11. Juli tritt die Erkelenzerin im amerikanischen Birmingham bei den World Games an – den olympischen Spielen für nicht-olympische Sportarten. Holt geht dort beim Rettungssport an den Start, stellte dort zuletzt in der Disziplin „100 Meter kombinierte Rettungsübung“ einen neuen Weltrekord auf. Die Deutschen Schwimmmeisterschaften sollten nun – knapp zwei Wochen vor ihren Auftritten bei den World Games – eine „wettkampfspezifische Belastung“ sein, wie Sofka erklärte. „Wir haben die DM als Vorbereitung auf die World Games gesehen. Aber im Vorlauf ließ sich schon erahnen, dass Nina eine super Zeit über die 50-Meter-Freistil raushauen könnte. So ist das bei ihr: Wenn sie Lunte riecht, dann ist sie 110 Prozent da – eine Rampensau eben.“
Nach der starken Zeit im Vorlauf konnte sie ihre Zeit im Finale dann noch einmal verbessern und landete hinter Nina Sandrine Jazy (SG Essen) und Jessica Felsner (SC Aqua Köln) auf dem Treppchen. Auch bei der Staffel über 4x100-Meter-Lagen der Frauen ging Holt für die SG Mönchengladbach ins Wasser. Komplettiert wurde das Quartett von Alice Bianca Wettel, Jenny Balzer und Lisa Volk. Im Vorfeld hatten sich die Gladbacherinnen einen Platz unter den Top sechs vorgenommen. Auch wenn dieses Vorhaben in Berlin mit dem zehnten Rang verfehlt worden ist, war Sofka zufrieden mit der Leistung der Staffel. Wichtig sei die Einordnung der Ergebnisse. „Es hängt bei der Staffel sehr davon ab, welche Teams für welche Wettbewerbe melden. In diesem Jahr waren die Frauen-Staffeln sehr stark besetzt, im Mixed wäre wahrscheinlich mehr für uns möglich gewesen“, so Sofka. Die Zeit von 4:25.10 Minuten sei aber insgesamt beachtlich. „Noch nie war eine Staffel aus Mönchengladbach so schnell wie jetzt. Gefreut habe ich mich auch sehr für Lisa Volk, die ihre erste DM geschwommen ist und ihre Sache wirklich gut gemacht hat“, lobt der SG-Coach.
Als fünfter SG-Athlet aus Mönchengladbach war Adrian Bierewitz bei den Finals in Berlin dabei. Der 22-Jährige startete über die 50-Meter- und 100-Meter-Rücken und wäre gerne in ein A-Finale eingezogen. Dieses Ziel verfehlte Bierewitz knapp, schlug in den Vorläufen als Zehnter und 13. an. Immerhin: Im B-Finale über die 100-Meter-Distanz stellte der Gladbacher mit 58,00 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit auf. „Adrian wäre gerne eine 57er-Zeit geschwommen, dafür hatte er dann aber wohl zu eng geschnittene Fingernägel“, scherzte Sofka über die fehlende Tausendstel Sekunde seines Schützlings, der dem Schwimm-Coach sehr viel Freude bereitet. „Er ist ein wunderbarer Schwimmer, der sich noch in der Ausbildung befindet. Parallel zu seiner 40-Stunden-Woche geht er jeden Tag ins Wasser und kann trotzdem mit den Konkurrenten, die viel häufiger trainieren, mithalten. Das ist schon wirklich klasse.“
Sportlich zog Dieter Sofka für die fünf Athleten bei den Deutschen Meisterschaften ein positives Fazit, auch die Einbindung in das Großsportevents „Die Finals“, bei dem in Berlin am Wochenende 190 Deutsche Meistertitel vergeben worden sind, sei ein tolles Erlebnis gewesen. Dennoch sieht der Trainer bei dem Format, das nach 2019 und 2021 zum dritten Mal stattfand, noch Verbesserungspotenzial. „Die Karten für die Schwimmhalle waren sehr teuer, 24 Euro für einen Nachmittag. Das führte dazu, dass die Zuschauerränge ziemlich leer blieben und daher auch die eingeplante Catering-Firma nicht kam. So war in der Halle keine Stimmung – und dieses weltklasse besetzte Teilnehmerfeld hätte mehr Zuschauer verdient gehabt“, so Sofka, der sich für die Zukunft eine bessere Preisstruktur für die DM wünscht. „Das Format der Finals hat Zukunft, ist aber nicht zu Ende gedacht.“