Das neue Derby

Alemannia gegen Borussia: Das hat es in der Bundesliga fast vier Jahrzehnte nicht mehr gegeben. Morgen kommt die Neuauflage auf dem Tivoli. Mit einem Gladbacher als neuem Aachener Trainer.

Borussia gehen die Gegner aus. Die für die rheinischen Derbys jedenfalls. Der 1. FC Köln ist in der Zweiten Liga, Fortuna Düsseldorf längst in der Viert- oder aktuell Drittklassigkeit verschwunden. „Jetzt ist Aachen also ein Derby-Gegner“, hat Heimkehrer Jupp Heynckes im Vorfeld der morgigen Partie festgestellt. Und es klingt schon ein wenig verwundert.

Denn die Paarung Alemannia gegen Borussia gab es nur sehr selten. Gut 36 Jahre ist es her, dass die beiden sich auf dem Tivoli in der Bundesliga zum dritten und letzten Mal gegenüber standen: Am 21. März 1970 gewannen die Gladbacher 3:0. Am Saisonende war Borussia dann zum ersten Mal Deutscher Meister, Aachen verschwand als Tabellenletzter aus der Eliteklasse. Und blieb es – bis zu diesem Sommer. Und nun ist morgen „Derby“.

Ausverkauft – wie beim Pokal-K.o.

Der Tivoli ist ausverkauft. Kein Wunder bei den nur 21 000 Plätzen. Wie am 17. März 2004 – als Zweitligist Alemannia die Borussen im Halbfinale mit 1:0 aus dem Pokal schmiss. Diesmal aber wollen die Gladbacher den Ton angeben. „Wir wollen gewinnen“, stellt Heynckes klar, weiß aber auch: „Das wird ein heißer Tanz in diesem engen, fast englischen Stadion mit den Alemannia-Fans, die bedingungslos hinter ihrer Mannschaft stehen.“

Nicht nur im neu ernannten Derby, sondern bei jedem Spiel. Denn noch herrscht Aufstiegs-Euphorie in Aachen, auch wenn das erste Heimspiel gegen Schalke 0:1 verloren ging. Denn danach folgten der 3:0-Sieg in Hannover – und das überraschende Wechsel-Spiel auf den Trainerbänken. Zuerst feuerte 96 Peter Neururer. Sein schnell gefundener Nachfolger: Dieter Hecking, Aachens Aufstiegs-Held (und Ex-Borusse). Sportdirektor Jörg Schmadtke, ebenfalls einer mit Gladbach-Vergangenheit, holte darauf am Dienstag einen weiteren ehemaligen Borussen als Hecking-Nachfolger: Michael Frontzeck, den Jupp Heynckes 1982 am Bökelberg aus der Jugend in den Profi-Kader geholt und fünf Jahre lang geformt hat. „Ich finde es gut, dass er diese Chance ergriffen hat, auch wenn sie das Risiko des Abstiegs hat. Micha ist fachlich gut und charakterlich stark“, lobt Heynckes den neuen Bundesliga-Kollegen und wünscht ihm alles Gute – „aber erst von kommenden Sonntag an“. Denn morgen soll ja Borussia gewinnen. Mit der Mannschaft, die vor der dreiwöchigen Bundesliga-Pause gegen Bielefeld gesiegt hat. Also auch mit Oliver Neuville, dessen Achillesssehnen-Beschwerden vom Länderspieleinsatz abgeklungen sind. Und mit einer Abwehr, die in drei Spielen erst ein Gegentor kassiert hat. „Weil die Mannschaft immer besser harmoniert, wir immer kompakter werden“, sagt Verteidiger Zé Antonio. Borussia scheint gerüstet für das neue Derby.

(RP)
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