Deutschland scheitert früh bei Billard-WM Viersener Festhalle bleibt in türkischer Hand
Billard-WM · Bei der Dreiband-Weltmeisterschaft der Nationen verteidigt die Türkei erfolgreich ihren Titel: Im Finale besiegt das türkische Duo die Schweden um Rekordsieger Torbjörn Blomdahl. Stimmungsmäßig gehörte die Festhalle ohnehin der Türkei. Das deutsche Team scheitert hingegen unglücklich bereits in der Gruppenphase.

Die Bilder vom Finaltag der Billard-WM in Viersen
Die Podiumszeremonie lief bereits in der Viersener Festhalle, da verlangte Farouk El Barki, Präsident des Billard-Weltverbands, das Mikrofon. Und die Sache war ihm sichtbar unangenehm. Las Vegas, Kairo, nun Viersen, er sei zuletzt ja viel unterwegs gewesen – da habe er vergessen, die Medaillen mit nach Viersen zu bringen. „Sorry, sorry“, sagt El Barki mehrfach ins Mikrofon. Blöd gelaufen.
Da aber ausschließlich hochdekorierte Billardspieler am Ende der Dreiband-Team-WM auf dem Podium standen, war diese Fauxpas letztendlich zu vernachlässigen. Pokale gab es trotzdem. Und der größte ging wie 2019 und im Vorjahr an die Türkei; der alte ist auch der neue Weltmeister bei den Billard-Festspielen in Viersen.

Das sind die Stars der Billard-WM in Viersen
2022 hatte Tayfun Tasdemir noch mit Can Capak den Titel geholt, in diesem Jahr nahm er mit Semih Sayginer am Turnier teil, was indes kein Qualitätsverlust bedeutete: Das Duo war bereits 2003 und 2004 bei der Team-WM in Viersen erfolgreich. Das diesjährige Finale hätte derweil kaum höherklassiger ausfallen können: Auf der einen Seite der Titelverteidiger Türkei, auf der anderen Seite die Schweden mit Rekordchampion Torbjörn Blomdahl und seinem langjährigen Partner Michael Nilsson.
Im Duell Sayginer gegen Blomdahl zog der Türke jedoch zur Pause bereits mit 20:5 davon, er war in seinen Spielzügen schlicht präziser. Im Anschluss ging Blomdahl zwar zwischenzeitlich mit 25:23 in Führung, zwei starke Aufnahmen von je sieben und sechs Punkten am Stück ließen Sayginer jedoch davonziehen – er erreichte als Erster die erforderlichen 40 Punkte, Endstand 40:29. Blomdahls Blick wanderte daher frühzeitig auf den Nebentisch, an dem zunächst keiner der beiden Spieler in einen Lauf kam. Erst kurz vor der Pause gelangen Nilsson mehrere Punkte am Stück, er führte 22:14. Wie sein Landsmann Sayginer war aber auch in dieser Partie Tasdemir der konstantere Spieler: Ein Lauf von 14 Punkten in Serie brachte ihn schließlich uneinholbar in Führung.
Stimmungsmäßig lag das türkische Team ohnehin vorne. Je mehr Punkte Tasdemir und Sayginer erspielten, desto lauter und aufgeregter wurden diese beklatscht – die Zuschauerränge in der Festhalle waren hörbar in türkischer Hand. Als die letzte Kugel dann erfolgreich getroffen wurde, hallte es „Türkiye, Türkiye“ durch den Saal, eine große türkische Flagge für die Siegerfotos war ebenfalls schnell parat. Den geteilten dritten Platz hinter Schweden belegten die beiden Halbfinalverlierer, die Niederlande und Spanien.
Das Turnier des deutschen Teams war derweil bereits am Samstag mit der Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea beendet. Dabei verlief die WM für Martin Horn und Cengiz Karaca bis dahin größtenteils nach Plan: Nach dem Auftaktsieg gegen Ägypten gab es ein Remis gegen Mexiko. Allerdings gewann Mexiko in der Gruppe überraschend gegen die favorisierten Koreaner, was die Ausgangslage für das deutsche Team Spiel deutlich verschlechterte: Es brauchte nun gegen Südkorea mindestens ein weiteres Remis, um in die K.o.-Runde einzuziehen.
Karaça hielt gegen seinen Gegner Jung Han Heo lange mit, verlor letztlich aber 31:40. Entsprechend musste Horn sein Spiel gewinnen und lag zwischenzeitlich bereits mit 32:16 vorne und brauchte kurz vor Ende beim Spielstand von 39:36 noch einen Punkt zum Sieg – doch Jik Haeng Kim beendete die Partie mit vier Punkten am Stück zum 40:36 für Südkorea. Das Aus für Deutschland in der Gruppenphase. „Ein Ball hat gefehlt. Es ist sehr unglücklich gelaufen. Mexiko habe ich in der Gruppe unterschätzt, sie haben ein super Turnier gespielt“, sagte Bundestrainer Christian Rudolph, selbst mit Horn 2002 Sieger in Viersen, hinterher.
Unabhängig vom deutschen Abschneiden bilanzierte die Deutsche Billard-Union als Veranstalter ein erfolgreiches Turnier. „Wir hatten spannende Spiele und eine tolle Atmosphäre. Und endlich habe ich die Festhalle wieder gefüllt gesehen“, sagte Präsident Helmut Biermann in Anspielung auf die coronabedingt reduzierten Zuschauerkapazitäten im Vorjahr. Außerdem hatte er verkünden können: Die WM in Viersen ist finanziell für die kommenden drei Jahre gesichert. Dann dürfte es auch wieder Medaillen geben.