Billard Topspieler kommen weiterhin nach Viersen

Es gibt kaum Auswirkungen der Profi-Turnierserie in Südkorea auf die Dreiband-Teamweltmeisterschaft in der Festhalle.

 Martin Horn ist Deutschlands bester Dreibandspieler. Zuletzt musste er wegen eines Fahrradunfalls pausieren, inzwschen steht er aber schon wieder am Billardtisch.

Martin Horn ist Deutschlands bester Dreibandspieler. Zuletzt musste er wegen eines Fahrradunfalls pausieren, inzwschen steht er aber schon wieder am Billardtisch.

Foto: Joerg Knappe (jkn)

Die Fans des Dreiband-Billards aus ganz Deutschland können sich freuen. Die Mannschafts-Weltmeisterschaft in der Viersener Festhalle bleibt das Treffen der besten Spieler in der Königsdiszplin des Karambolage-Billardsports, weil die Bemühungen der kommerziell orientierten Vereinigung PBA (Professional Billiards Association) fehlschlugen, zahlreiche Topspieler aus der Weltrangliste für eine Profi-Turnierserie in Südkorea unter Vertrag zu nehmen. In Kombination mit der Abkehr vom reinen Scotch-Double-Modus, einer Art Doppel, dürfte den Zuschauern vom 5. bis 8. März 2020 also ein attraktives WM-Turnier in Viersen bevorstehen.

„Wenn es sein müsste, könnten wir übermorgen mit der WM loslegen. Durch unseren Fünf-Jahres-Zyklus ist in der Organisation vieles perfekt eingespielt“, sagt Helmut Biermann in seiner Funktion als Präsident der Deutschen Billard-Union (DBU). Dass das herausragende Event im Terminkalender seines Verbandes die sportliche Güte der vergangenen Jahrzehnte behalten wird, daran hat auch die DBU ihren Anteil. Denn nachdem mehrfach Verhandlungen zwischen der PBA und dem Weltverband UMB über eine Zusammenarbeit gescheiterte waren, hatte UMB-Präsident Farouk Barki verkündet, dass alle Spieler gesperrt würden, die an den Turnieren der neuen Profiserie teilnehmen. Dem schlossen sich auch der europäische Verband CEB sowie die DBU an und erhöhten so den Druck auf die Spieler.

Hintergrund dieser Drohkulisse war, dass sich der Weltverband zusammen mit dem Internetportal und Sponsor Kozoom in den vergangenen Jahren extrem darum bemüht hatte, für professionelle Dreibandspieler bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, gerade in Sachen Preisgelder. Durch die neue Turnierserie in Südkorea sah die UMB massiv die Güte seiner eigenen Wettbewerbe gefährdet. Für Helmut Biermann war es selbstverständlich, sich an die Seite der UMB zu stellen. „Das ist für mich eine Frage der Solidarität. Wir können uns nicht von einer kommerziell orientierten Vereinigung auf der Nase herumtanzen lassen“, findet DBU-Präsident Helmut Biermann klare Worte.

Kürzlich ließ sich sogar ein Vertreter der südkoreanischen Profiserie einen Termin beim ihm geben, um über ein mögliches Engagement als WM-Sponsor zu sprechen. „Auch wenn es da nur eine Einigung auf internationaler Ebene geben kann, habe ich zugehört, doch überzeugt hat mich das alles nicht. Da geht es nur darum, möglichst viele Billardtische, Bälle und Queues eines bestimmten Herstellers zu verkaufen“, betont Biermann. Entsprechend viel Geld ist im Spiel, bei den PBA-Turnieren in diesem Jahr werden Gesamtpreisgelder zwischen 180.000 und 360.000 Euro ausgeschüttet. Der einzige herausragende Spieler, der dieser Verlockung erlag, war der Belgier Frédéric Caudron, der von 2012 bis 2015 zusammen mit seinem Partner Eddy Merckx in Viersen den Weltmeistertitel geholt hatte. Die anderen Europäer, die in Südkorea dabei sind, kommen wie der Däne Tonny Carlsen, der Grieche Kostas Papakonstantinou und der Spanier David Martinez eher aus der zweiten Reihe. Sie alle sind seit dem Saisonbeginn am 15. Juli gesperrt.

„Bis auf Caudron sind das Spieler, die auf dem WM-Niveau ohnehin nicht dabei wären. Deswegen gibt es kaum Auswirkungen auf das Turnier in Viersen“, sagt Helmut Biermann. Auch für den Essener Martin Horn, seit vielen Jahren Deutschlands bester Dreibandspieler, kam es nicht in Frage, nach Südkorea zu gehen. Inzwischen hat er sich auf Rang 13 der Weltrangliste zurückgearbeitet, so dass er seine Reisen zu Weltcup-Turnieren vom Weltverband finanziert bekommt. Jüngst wurde er auf seinem Weg nach oben allerdings durch einen Fahrradunfall samt Schlüsselbeinbruch jäh ausgebremst. Doch nach einer längeren Pause steht er inzwischen wieder am Billardtisch, beim Weltcup ab dem 24. Oktober in den Niederlanden wird sich zeigen, ob er seine Topform schon wieder erreicht. Bis zur WM in Viersen sollte ihm das aber auf jeden Fall gelingen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort