Beim MTV Lübeck Wie TVK-Legende Mathias Deppisch dem Handball treu bleibt

Korschenbroich · Zehn Jahre trug Mathias Deppisch das Trikot des TV Korschenbroich. Als Jugendkoordinator hat er den MTV Lübeck inzwischen zu einem führenden Verein in Sachen Nachwuchsarbeit gemacht.

Mathias Deppisch vor dem Lübecker Holstentor, das wohl bekannteste Stadttor in Deutschland. Der Handball ist immer dabei.

Mathias Deppisch vor dem Lübecker Holstentor, das wohl bekannteste Stadttor in Deutschland. Der Handball ist immer dabei.

Foto: MD

Auch sechs Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn spielt der Handball im Leben von Mathias Deppisch eine bedeutende Rolle. „Ich schätze, das wird immer so bleiben“, sagt der 43-Jährige. Gut ein Drittel seiner mehr als drei Jahrzehnte währen der Karriere verbrachte er im Trikot des TV Korschenbroich – als ebenso pfeilschneller wie trickreicher Rechtsaußen erlebte und gestaltete er die „große Zeit“ des TVK mit, als der Klub aus dem „Handballdorf“ von 2009 bis 2012 in der Zweiten Liga spielte und Gegner mit klangvollen Namen wie TuSEM Essen, GWD Minden, HSG Nordhorn, HC Erlangen und TV Bittenfeld (heute TVB Stuttgart) in der stets vollbesetzten Waldsporthalle gastierten.

 Von 2005 bis 2016 spielte er für den TV Korschenbroich

Von 2005 bis 2016 spielte er für den TV Korschenbroich

Foto: TVK

„Eine schöne und eine prägende Zeit“, sagt Mathias Deppisch über die zehneinhalb Jahre zwischen Juli 2005 und Dezember 2016. Prägend vor allem deshalb, weil er sich auch außerhalb des Spielfeldes engagierte und, mit einem abgeschlossenen Sportstudium im Hinterkopf, ein wegweisendes Nachwuchskonzept für den Verein entwickelte. Dessen Grundzüge nahm er mit, als er vor sechs Jahren das Rheinland verließ und in seine alte Heimat zurückkehrte. Denn geboren ist Mathias Deppisch im schleswig-holsteinischen Eutin, seine ersten handballerischen Gehversuche unternahm er bei der Lübecker Turnerschaft und dem TSV Eintracht Groß Grönau.

In Groß Grönau, 300 Meter von der Lübecker Stadtgrenze entfernt, lebt er heute mit Frau und zwei Kindern, unterrichtet an einer Grundschule Sport und Deutsch und sieht gerade seiner lebenslangen Verbeamtung entgegen. „Das ist dann wirklich der Abschluss eines Kapitels“, sagt der 43-Jährige, der seine berufliche Laufbahn als Polizist begann und drei Mal (2008, 2012 und 2016) mit der Polizei-Nationalmannschaft Europameister wurde. Seine neue sportliche Heimat ist der MTV Lübeck, der größte Sportverein in der Hansestadt mit mehr als 30 Sportarten im Angebot. Der Handball spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle, nicht nur, weil der MTV Gastgeber der „Handball Days Lübeck“ ist, dem mit rund 4000 Teilnehmern zweitgrößten Handball-Jugendturnier der Welt.

„Wir haben insgesamt 22 Mannschaften im Spielbetrieb gemeldet, der größte Teil davon im Jugendbereich“, sagt Mathias Deppisch mit hörbarem Stolz. Denn dass der MTV inzwischen in der gesamten Region der führende Klub in Sachen Nachwuchsarbeit ist, hat viel mit seinem Umzug nach Schleswig-Holstein zu tun. Damals dümpelte der Verein vor sich hin, inzwischen hat es die A-Jugend bis in die Bundesliga geschafft, wo sie in der von den Füchsen Berlin und dem THW Kiel dominierten Staffel Nord-Ost den siebten Platz belegte. „Wir haben uns gegen die Akademien und Internate der Bundesligisten ganz gut geschlagen“, sagt Deppisch. Als Jugendkoordinator hat er „vor fünf, sechs Jahren die Jugendarbeit gebündelt und neu strukturiert“ – das sei ein „Meilenstein“ in der Entwicklung des Vereins, aber auch in seiner eigenen Arbeit gewesen, sagt der 43-Jährige.

Den Job erledigt er ehrenamtlich: „In der gesamten Handball-Abteilung haben wir keine hauptamtliche Stelle.“ Gleichwohl, sagt Mathias Deppisch, seien das A und O „gute Trainer. Das spricht sich rum, dann kommen mehr Kinder und Jugendliche und das steigert wiederum die Qualität – das ist so eine Art Schneeballeffekt.“

Obwohl er selbst als Inhaber der A-Lizenz durchaus höher qualifizierte Aufgaben übernehmen könnte, schlägt sein Handball-Herz für die C-Jugend: „Ich finde, das ist der spannendste Bereich, weil hier der Übergang vom Kinder- zum Leistungshandball erfolgt. Und weil man hier als Trainer die Entwicklung der Spieler tatsächlich noch beeinflussen kann.“ Weshalb ihn die Jugendarbeit weitaus mehr reizt als ein Engagement im Seniorenbereich. Auch da hat er Erfahrungen gesammelt, war in der Saison 2019/20 Co-Trainer von Piotr Przybecki beim Zweitliga-Nachbarn VfL Lübeck-Schwartau.

Die damals gesammelten Erfahrungen möchte er nicht missen, „das hat mich weitergebracht.“ Und in seine persönliche Lebensplanung passte der Job auch: „Auf den langen Auswärtsfahrten konnte ich prima für mein Referendariat lernen“ – was zuhause angesichts von zwei Kleinkindern, darunter ein Neugeborenes, nur schwer möglich gewesen wäre, sagt Deppisch augenzwinkernd.

Trotzdem hat er im Sommer das Angebot einer Trainerstelle bei einem Erstligisten abgelehnt: „Profi-Trainer bedeutet ein Nomadenleben, und wir wollen hier nicht weg“, sagt er über das Leben in Groß Grönau. Weil seine Frau aus Korschenbroich stammt, besteht der Kontakt in die ehemalige „Wahlheimat“ aber nach wie vor. „Mindestens zwei Mal im Jahr sind wir da zu Besuch“. Der Besuch im Rheinland geht dann natürlich nicht ohne Handball über die Bühne. „Meistens schaue ich mal beim Training in der Waldsporthalle vorbei“, sagt Deppisch. Schließlich hat er dort zehn „schöne und aufregende“ Jahre verbracht.

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