Serie Was macht eigentlich? Spinnens Politikstil - nahe am Bürger

Mönchengladbach · Aus dem "Kappesland" für die Bundeswehr hinaus in die Welt der NAT0, aber seiner Heimat immer treu geblieben: Hermann Spinnen ist ein waschechter Rheindahlener. 15 Jahre war er hier Bezirksvorsteher. In den Stadtrat hat er nie gewollt.

Es ist schön, wenn man mit 85 Jahren sagen kann: "Ich habe alles erreicht, was ich wirklich wollte." Hermann Spinnen ist so ein Mensch, der zufrieden zurückblickt. Auf eine intakte Familie, Erfolg im Beruf, und dann, als es schon langsam auf die Pension zuging, noch eine Laufbahn als Kommunalpolitiker. Eine Rolle, über die er sagt: "Ich habe einiges für meine Mitbürger getan und erreicht."

Wobei er sein Engagement auf sein engeres Umfeld beschränkte. In den Stadtrat hat er nie gewollt. Aber 15 Jahre, drei Amtszeiten, war der CDU-Mann Bezirksvorsteher Rheindahlens. 1989 trat er die Nachfolge Kurt Pohlens an, der nach einem Vierteljahrhundert als schon legendärer "Bezirksfürst" seine Aktivität auf den Stadtrat beschränkte. Kurt Pohlen selbst hatte Spinnen als neuen Bezirksvorsteher vorgeschlagen.

Der übernahm in Rheindahlen, das schon sehr vieles erreicht hatte, ein gut bestelltes Feld, dessen Früchte es zu bewahren galt. Zum Beispiel beim von der Schließung bedrohten Hallenbad, das am Ende von der NEW übernommen und gerettet wurde: "Ich habe die Vereine dafür gewonnen, sich um die Aufrechterhaltung des Betriebs zu kümmern. Sie sind noch alle bis heute dabei", sagt Hermann Spinnen.

Oder sein Einsatz für das Rheindahlener Gymnasium. "Es sollte zweizügig werden. Das hätte auf längere Sicht das Aus bedeutet, da man hier Kurse nicht, wie in der Innenstadt, mit denen anderer Gymnasien zusammenlegen kann", sagt Spinnen. "So habe ich an den Grundschulen in Rheindahlen und Umgebung dafür geworben, die Kinder auf unser Gymnasium statt auf Schulen in der Stadt oder gar nach Wegberg zu schicken."

Zu den Menschen gehen, mit ihnen reden: Das war Spinnens Stil: "Kommunalpolitik wird für den Bürger gemacht. Und da muss man sich auch bei ihm sehen lassen", sagt er. "Wir sind damals in die Kneipen gegangen und haben Bürgerversammlungen in Gaststätten veranstaltet. Das geschieht heute kaum noch", merkt er mit kritischem Unterton an. Ein Grundsatz stand bei ihm stets ganz oben: "Die Leute konnten sich auf mich verlassen. Wenn einer zu mir kam, habe ich zugehört. Und entweder gesagt, ich kümmere mich darum, und das dann auch getan. Oder ich habe gesagt, geh nach Hause, da ist leider nichts zu machen."

Nicht allem, wofür Hermann Spinnen sich eingesetzt hat, war Erfolg beschieden. Mit seinem langen Kampf gegen die teure "Poller-Allee" an der Aachener Straße wegen der befürchteten Parkprobleme bei den Spielen im Borussia-Park hat er sich nicht durchgesetzt. "Rigoroses Abschleppen von Falschparkern wäre günstiger gewesen", ist er bis heute überzeugt. Und er ärgert sich immer noch darüber, dass sein Vorschlag, das leerstehende große Verwaltungsgebäude des britischen Militärs an der Dahlener Heide für eine kostengünstige Zentralisierung weniger publikumsintensiver Ämter der Stadtverwaltung zu erwerben, nicht aufgegriffen wurde: "Das Gebäude hat man mutwillig verkommen und von Rabauken zerstören lassen, um dann ein Baugebiet daraus zu machen."

2004, nach Rheindahlens 650-Jahr-Feier als Schluss- und Höhepunkt, hat Hermann Spinnen sich aus der Kommunalpolitik zurückgezogen: "Mit 76 Jahren kann man ja schon aufhören." Zum Abschied hat sich Thomas Fegers, Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung, beim CDU-Mann Spinnen für den "immer fairen Umgang" bedankt. Und ihm einen Gutschein für einen dreitägigen Aufenthalt in einem Romantik-Hotel geschenkt. "Darüber habe ich mich sehr gefreut", sagt er. Verbracht hat er ihn mit seiner Betty, mit der er seit 55 Jahren verheiratet ist und die auch mit in Frankreich und Belgien war.

Die beiden leben immer noch in ihrem 1960 gebauten Haus am Grotherather Berg. Für großartige Hobbys hat er früher keine Zeit gehabt, und sie fehlen ihm auch jetzt nicht. Die Politik verfolgt er in der RP und in Gesprächen mit Freunden und Bekannten, sieht das eine oder andere durchaus kritisch. Doch einmischen mag er sich nicht mehr. "In unserem großen Garten ist noch genug zu tun." Und die gemeinsamen Tage mit der ganzen Familie (Tochter Susanne mit Mann, Sohn Thomas mit Frau, und zwei Enkel) im Ferienhaus des Bundeswehr-Sozialwerks an der Mosel genießen alle seit Jahren regelmäßig.

(RP)
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