Mönchengladbach Sozial-Holding warnt: Zu viel Arznei in der Pflege

Mönchengladbach · Die Versorgung mit Medikamenten alter Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen gefährdet die Qualität der Pflege. Das befürchtet Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der städtischen Sozial-Holding. So erfolgten Verordnungen vieler Ärzte in Pflegeheimen ohne hinreichende Analyse als Dauermedikation. Die Sozial-Holding mahnt auch eine "fehlende Abstimmung zwischen Haus- und Facharzt" an. Daher komme es bei der Pflege alter Menschen immer wieder zu vermeidbaren Nebenwirkungen von Arzneimitteln. Das wiederum habe hohe Behandlungskosten, noch mehr Pflegeaufwand und vor allem eine Verschlechterung der Lebensqualität der Bewohner zur Folge.

Nachteilig für Hirntätigkeit

Ausgelöst durch die Veröffentlichung einer so genannten Prixus-Liste Anfang des Jahres hatte sich die Sozialholding entschlossen, einen Pharmazeutisch-Technischen Assistenten einzustellen, der die Situation in den städtischen Einrichtungen analysiert. Dabei wurden die Medikationen für die Bewohner auf "Priscus-Arzneimittel" überprüft. Dies sind Arzneimittel oder Wirkstoffe, die sich negativ auf die Tätigkeit des Gehirns auswirken und weitere neue Beschwerden wie "delirantes Syndrom" und Stürze verursachen können. Die verordneten Arzneimittel auf der Priscus-Liste kosten, bezogen auf die Bewohner der von der Sozialholding betriebenen Häuser, weit mehr als 5000 Euro monatlich. Dazu Wallrafen-Dreisow: "Es kann doch nicht sein, dass wir seit Jahrzehnten für eine Verbesserung der Personalschlüssel kämpfen und auf der anderen Seite sinnlose, kostenintensive und teilweise gesundheitsgefährdende Medikamente verordnet und verabreicht werden."

All dies bedeute: noch mehr Pflegeaufwand, häufige Notarzteinsätze, Krankentransporte und Krankenhausaufenthalte. Diese Fakten seien den Pflegekassen zwar bekannt, sie würden jedoch "anscheinend nicht systematisch bekämpft", so die Sozialholding. Wallrafen-Dreisow fordert "endlich klare politische Vorgaben und Umsetzungen".

(RP)
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