Mönchengladbach Trödel, Live-Musik und Panoramafotos

Mönchengladbach · Der Sommernachtsmarkt lockte am Samstagabend viele Besucher auf den Marktplatz in der Rheydter Innenstadt. Das Konzept des Vereins "Kulturkram" ist zwar noch ausbaufähig - aber letztendlich genau das, was Rheydt braucht.

 Trödel, wohin das Auge blickt. Das war nur ein Teil des Sommernachtsmarktes auf dem Marktplatz.

Trödel, wohin das Auge blickt. Das war nur ein Teil des Sommernachtsmarktes auf dem Marktplatz.

Foto: Isabella Raupold

Vor einigen Jahren war Rheydt tot. Die Nachricht, dass mit Karstadt das größte Warenhaus in der Innenstadt schließen könnte, löste Panik aus - das wär's gewesen. Doch wer am Samstagabend mit einem kühlen Getränk über den Markt schlenderte, als gegen 20.45 Uhr die Sonne die Innenstadt noch einmal in ein diesig-warmes Licht hüllte, der konnte fast etwas Versöhnliches spüren.

Auf Marktplatz, Hauptstraße und Harmonieplatz spielte sich der vom Verein "Kulturkram" organisierte Sommernachtsmarkt ab, eine Mischung aus Trödel, Musik und Kunst. "Die Stadt hat uns gebeten, den Rheydter Marktplatz mit einer Veranstaltung zu beleben", sagte Sinead Kleikamp, Projektmanagerin von Kulturkram. So kam die Idee zum Trödelmarkt, auf dem am Samstag fast ausschließlich Privatleute ihren ausgedienten Besitz anboten.

"Mein Mann hat gesagt: 'Bombe oder Trödelmarkt'", sagte Gabi Stratner lachend und wies auf Tische und Kleiderständer vor sich. Spielsachen der Tochter, Schallplatten des Mannes, Geschirr von der Mutter, dazu Gabi Stratners Bücher und Kleidung. Eine bunte Sammlung von Kleinkram, an dem Geschichten hängen - wie etwa die mexikanischen Trinkgefäße, die ein Onkel von einer Reise mitbrachte. Das passte zur entspannten Atmosphäre auf dem Markt, fand Stratner: "Man merkt, dass die Leute zum Spaß hier sind, einfach schlendern und schauen wollen. Das Meiste habe ich sogar schon vor 18 Uhr verkauft."

Weniger entspannt lief der Samstagabend für die umliegenden Gastronomen ab - die hatten mit einer so vollen Innenstadt wohl nicht gerechnet. Das Geschäft brummte, doch die Theken kamen zeitweise kaum mit den Bestellungen hinterher. Viele Besucher hatten sich zudem ein breiteres Essensangebot gewünscht, denn die Veranstaltung war mit "Street Food" beworben worden, also kleinen Anbietern internationaler Küche. Eine Stellschraube, an der in Zukunft gedreht werden könnte.

Einige Meter weiter auf dem Harmonieplatz konnten kleine Technikfans im Lego-Trickfilm-Workshop der Stadtbibliothek kleine Filmchen drehen. Leo (9) setzte die Autos in Szene, Nils (8) machte ein Bild mit der Kamera. Stück für Stück bewegte sich der Wagen durch die Lego-Allee, entstand der erste eigene Film. Die Stadtbibliothek bietet die Filmworkshops für Kinder jedes Wochenende an.

Einzelne Bilder und doch in Serie stellte auch der Gladbacher Fotograf Sebastian Krawiec auf der Hauptstraße aus. Der Rheydter Markt im gleißenden Sonnenlicht, die Minto-Baustelle bei Nacht, das Münster im Licht der Scheinwerfer. Für seine Panoramabilder bestieg er höhere Gebäude, ein seltener Blick. Die Serie "Hin- und Wegsehen" zeigt die andere, graue Seite der Stadt. Ungestellte Momentaufnahmen, ein Obdachloser am Straßenrand, aus manchen spricht die Verzweiflung. "Ich will damit auf Alltagssituationen einen kritischen Blick werfen", erklärte Krawiec seine Arbeit. Die Bilder helfen, eine neue Perspektive einzunehmen. Vielleicht schaffen Veranstaltungen wie der Sommernachtsmarkt dies ja auch für Rheydt. Der Anfang ist gemacht.

(RP)
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