Wahlkampf in Mönchengladbach So werden Gladbachs Politiker verunstaltet

Mönchengladbach · Günter Krings (CDU) sieht aus, als müsste er dringend zum Zahnarzt, und die Piraten liegen schon vor der Wahl am Boden. Immer wieder werden Plakate beschädigt. Die Grünen haben eine Belohnung für Hinweise auf die Übeltäter ausgesetzt.

"Das war das Heftigste, was ich je erlebt habe", sagt FDP-Bundestagskandidat Hans Joachim Stockschläger. Ihm wurde vor einigen Jahren der Kopf mit einem Taschenmesser aus dem Wahlplakat geschnitten. Er habe damals irritiert darauf reagiert, das demolierte Plakat dann aber noch eine Woche hängen lassen. "Ich habe bemerkt, dass natürlich mehr Leute hinschauen", ergänzt er lachend.

Bärtchen, Zahnlücke, blaues Auge — auch vor der aktuellen Bundestagswahl werden wieder zahlreiche Politiker auf Wahlplakaten verunziert. Manche Kandidaten werden mit Stickern beklebt. Auf einigen finden sich Kritzeleien, die über den Ärger der Bürger auf die Politik aufmerksam machen. Es gibt ironische Äußerungen und beleidigende. CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und die Linke reagieren unterschiedlich auf die Schmierereien und Zerstörungen.

Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat in diesem Jahr sogar eine Belohnung von 200 Euro für Hinweise auf die Sachbeschädiger ausgesetzt. "Ausgeschüttet wurde diese aber noch nicht", sagt Werner Hoek, Fraktionsgeschäftsführer der Partei. Rückmeldungen der Bürger würden meist auf heruntergefallene Plakate hinweisen mit der Bitte, diese einzusammeln.

FDP-Bundestagskandidat Stockschläger berichtet, dass es vor allem in Rheydt und der Mönchengladbacher Innenstadt häufig zu Schäden an Wahlplakaten kommt. Hierfür hat die Partei Ersatzplakate auf Lager. Die Menge richte sich nach dem jeweiligen Stadtteil und falle daher unterschiedlich aus. Im Ortsverband West zum Beispiel kommt auf 350 aufgehängte Plakate eine Rücklage von circa 25 Stück.

An der Hindenburgstraße sind etliche Plakate demoliert oder bemalt. Ob auf dem Boden stehend, an der Laterne hängend, im Quer- oder im Hochformat, die Verunstaltungen machen vor keiner Höhe und keiner Partei halt.

Dennoch sagen die Grünen: Die meisten Schäden würden nicht durch Vandalismus entstehen, sondern wegen schlechter Witterung. Aus diesem Grund hat die Partei rund 150 Wahlplakate als Reserve im Lager an der Aachener Straße untergebracht. Wird ein Plakat beschmiert oder beschädigt, kann es somit zügig von den Mitgliedern der Partei ausgetauscht werden. Auch bei der FDP versucht man, die beschädigten Wahlplakate möglichst zeitnah zu reparieren oder zu ersetzen.

CDU-Kreisgeschäftsführer Jochen Klenner hat bis jetzt nur geringe bis gar keine Schmierereien feststellen können. Auch SPD und die Linke haben laut eigener Aussage bis jetzt keine schwerwiegenden Beschädigungen an ihren Plakaten bemerkt. "Wenn sie aber auftreten, dann meist im Altstadtbereich", so der Klenner von der CDU. Die Wahlplakate seien aus recyclebarem Material, so dass sie nach der Wahl wiederverwertet werden können. In einem Punkt sind sich jedoch alle Parteien einig: Egal, um welche Schmiererei es sich handelt, "die Politiker nehmen die Kritzeleien mit einer gewissen Gelassenheit hin", sagt Jochen Klenner. Schließlich trifft's alle. Ob mit Bemalung oder ohne, am 22. September entscheiden die Mönchengladbacher mit ihrer Stimme, welcher Kandidat im Bundestag die Interessen der Bürger bestmöglich vertritt.

(RP)
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