Mönchengladbach So spannend sind Gesundheitsberufe

Mönchengladbach · Beim Business-Tag lernten 80 Schüler praxisnah die Sparten im Gesundheitswesen kennen.

 Praxisanleiterin Anke Schlüssel (Mitte) zeigt Vanessa, Rojda und Hilal, worauf sie beim Blutdruckmessen achten müssen.

Praxisanleiterin Anke Schlüssel (Mitte) zeigt Vanessa, Rojda und Hilal, worauf sie beim Blutdruckmessen achten müssen.

Foto: Rietdorf

Altenpfleger würden schlecht bezahlt, ist Marie überzeugt. Wie hoch denn der Verdienst ihrer Meinung nach sei, fragt Thomas Kutschke, Leiter der Akademie für Gesundheitsberufe kbs. Tausend Euro, schätzt die Schülerin. "Ja", sagt Kutschke, "in der Ausbildung." Und selbst da verdiene eine Altenpflegerin mehr als ein Kfz-Mechatroniker. Der kbs-Geschäftsführer nutzt die Chance, bei den Schülern mit Klischees über die Pflegeberufe aufzuräumen. Klischees wie dem von der schlechten Bezahlung. Schlecht bezahlt, erklärt er, würden Hilfskräfte, nicht aber qualifizierte Fachkräfte. "Ein Einstiegsgehalt von 2600 Euro nach der Ausbildung ist doch wirklich nicht schlecht."

Im Rahmen des Businesstages Gesundheitswesen haben MGconnect-Stiftung und Agentur für Arbeit Schülerinnen und Schüler der Mönchengladbacher Schulen ins Krankenhaus St. Franziskus der Kliniken Maria Hilf eingeladen. In Workshops und Fragerunden mit Experten können sie sich einen praxisnahen Eindruck vom gesamten Berufsfeld und den einzelnen Teilbereichen machen. Der Demenz-Parcours, den die Sozial-Holding aufgebaut hat, beeindruckt die jungen Leute schwer - im wahrsten Sinne des Wortes. Sie können dort nämlich einen Anzug anlegen, der das Alter mit seinen Beschwernissen simuliert. "Ich fühle mich jetzt so befreit", sagt eine Schülerin erleichtert und nachdenklich, als sie den Anzug wieder ablegt. An anderer Stelle sollen die Teilnehmer blind Gerüche erkennen, einen Tatbestand erklären, ohne die entscheidenden Begriffe zu verwenden, Schnürsenkel im Spiegel binden und vieles mehr. "Die Schüler machen so in simulierten Alltagssituationen die Erfahrungen eines in seinen Fähigkeiten eingeschränkten Menschen", erklärt Pia Hermann von der Sozial-Holding den Ansatz des Demenz-Parcours. "Das ist alles viel interessanter, als ich dachte", sagt die 16-jährige Tiba, Schülerin der Hauptschule Dohr. Und Hanan, ihre Mitschülerin, kann sich eine Ausbildung in der Altenpflege gut vorstellen, während Angelina, die dritte im Bunde, über Krankenpflege nachdenkt. "Ich wollte immer was mit Medizin machen", sagt sie. "Vielleicht ist Krankenpflege das Richtige." Thomas Kutschke freuen solche Überlegungen. "Ganz viele Schüler erzählen mir, sie wollen Medizin studieren, aber sie kennen meist gar keine Alternativen im Gesundheitsbereich wie MTA oder die guten Aufstiegsmöglichkeiten in den Pflegeberufen."

Auch in der Krankenpflege gibt es am Businesstag praktische Einblicke: Die Teilnehmer lernen, wie eine Infusion vorbereitet wird, wie es sich anfühlt, in einem Pflegebett zu liegen, wie man Blutdruck misst und sich die Hände desinfiziert. Als viertes Angebot steht ein Rundgang durch das Krankenhaus St. Franziskus auf dem Programm. Der Blick hinter die Kulissen zum Beispiel der Notaufnahme ist sehr beliebt.

"Wir wollen für den Beruf begeistern und Einblicke ermöglichen", erklärt Projektleiterin Christina Reissmann von MGconnect den Ansatz. Neben dem Businesstag Gesundheitswesen gibt es vergleichbare Angebote für Berufe im Management oder im Handwerk.

(RP)
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