Frank Kindervatter So fördert NEW Sport, Brauchtum, Kunst

Mönchengladbach · NEW-Vorstand Frank Kindervatter spricht über das Sponsoring-Konzept des Versorgers und sagt, was er von Vereinen und Verbänden erwartet, weshalb eine Stiftung kein Thema ist und und warum die NEW Großprojekte nicht mitfinanzieren wird.

 NEW-Vorstand Frank Kindervatter: Die NEW versteht sich nicht als Mäzen.

NEW-Vorstand Frank Kindervatter: Die NEW versteht sich nicht als Mäzen.

Foto: Martin Leclaire

Die NEW unterstützt Brauchtumsvereine, Honschaftsgruppen, Sportklubs: Welche Philosophie steckt hinter dem NEW-Sponsoring?

Kindervatter Wir sind ein Unternehmen in der Region. Und wir fühlen uns dieser Region verpflichtet. Deshalb vergeben wir unsere Aufträge auch gezielt an Firmen in der Region. Bei uns arbeiten Menschen, die in der Region leben und heimisch sind. Weil das so ist, beschränken wir uns beim Sponsoring auf die Vereine und Gruppen, die ebenfalls hier ansässig sind. So entsteht eine positive Wechselwirkung. Da gehen wir anders vor als die meisten großen Versorger.

Wie viel Geld gibt die NEW jährlich?

Kindervatter Jährlich knapp eine Million Euro. Der Sport bekommt dabei mehr als die Hälfte. Aber wir helfen auch bei sozialen Projekten, im Brauchtum, in der Kunst und neuerdings verstärkt bei wissenschaftlichen Projekten. Unsere Stiftungsprofessur ist in diesem Betrag nicht enthalten.

Gibt es bei der Förderung bestimmte Schwerpunkte? Wie sehen sie aus?

Kindervatter Wir spenden zum Beispiel Trikots, helfen Vereinen mit Spenden, wenn sie Veranstaltungen machen und Projekte initiieren. Es gibt einen Leitfaden zum NEW-Sponsoring. Darin ist unter anderem verankert, dass unsere Hilfe einen nachhaltigen und möglichst einen pädagogischen Ansatz haben soll. Die Vereine und Verbände, die sich um unser Sponsoring bewerben, müssen uns schon darlegen, was sie mit dem Geld machen wollen. Wenn etwa Kinder dank unserer finanziellen Hilfe angeleitet werden und neue positive Erfahrungen machen, dann freut uns das sehr. Wir haben zum Beispiel Kunst-Workshops für Kinder unterstützt.

Wo ist die NEW gerne dabei? Wo würde Sie sagen: Das machen wir nicht?

Kindervatter Grundsätzlich gilt: Wir wollen nicht einfach nur Geldgeber sein. Wenn uns ein Verein schreibt, dass er für eine bestimmte Veranstaltung die Summe X haben will, und nicht erklärt, wie er die Spende einsetzen will, hat er so gut wie keine Chance. Man muss uns schon darlegen, warum wir uns als Mitfinanzierer beteiligen sollen. Natürlich muss das Vorhaben oder das Projekt auch unseren Qualitätsansprüchen genügen und, wenn's möglich ist, soll es zukunftsorientiert sein. Also nur bei uns Geld abrufen - da spielen wir nicht mit.

Und wenn ein ambitionierter Verein oder auch ein Einzelsportler der NEW darlegt, wie er mit entsprechender finanzieller Unterstützung erfolgreich sein will?

Kindervatter Einzelsportler unterstützen wir nicht. Die NEW versteht sich auch nicht als Mäzen, der zum Beispiel den sportlichen Erfolg eines Fußballvereins gewährleistet und entsprechend viel Geld gibt, damit der Klub gute Spieler verpflichten und bezahlen kann. Das entspricht einfach nicht unserer Philosophie. Da lehnen wir ab.

Wie ist das Verhältnis von Hilfe und Selbsthilfe?

Kindervatter Ich möchte das einmal an einem Beispiel deutlich machen. Wir haben jetzt im Unternehmen das Projekt der NEW-Kümmerer ins Leben gerufen. Wenn Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen sich engagieren und zum Beispiel für einen Kindergarten ein Gartenhaus bauen will. Wir sind dann bereit, das Holz zu bezahlen, die Arbeitsleistung übernimmt dann derjenige, der das Projekt vorgeschlagen hat. Wir würden nicht das Holz und auch noch den Schreiner bezahlen. Vergleichbare Projekte wollen wir künftig noch stärker fördern. Sie gefallen uns.

Erwarten Sie eine Gegenleistung?

Kindervatter Aber ja. Das wissen auch die meisten Vereine und Gruppen: Sie legen uns vorher und auch in einer Nachschau genau dar, wo unser Name aufgetaucht ist, wo unsere Banner hingen, wie sie für uns geworben haben. Und so weiter. Der Verein oder die Gruppe ist unser Markenbotschafter. Und ja, wir achten auch darauf, dass diejenigen, die unser Sponsoring abrufen, unsere Kunden sind. Das wäre sonst ein schlechtes Geschäft. Warum sollen wir jemanden fördern, der sich von uns verabschiedet hat?

Hören Sie oft: Verzichten Sie lieber aufs Sponsoring und senken Sie stattdessen die Kosten für Strom und Gas?

Kindervatter Das hört man immer mal wieder. Ich antworte dann oft so: Die Preissenkung, die wir mit dem Verzicht auf das Sponsoring erzielten, ist so weit hinter dem Komma, dass es der Kunde gar nicht merken würde. Er merkt aber, wenn wir uns beispielsweise aus der Förderung einer Veranstaltung zurückziehen würden, bei der seine Tochter oder sein Sohn aktiv ist. Wer nachhaltig Energie sparen will, kann sich mit unserer Energieberatung in Verbindung setzen und zum Beispiel prüfen, ob der Kühlschrank nicht besser durch ein neues, energiesparenderes Modell ausgetauscht werden sollte.

Der Energiemarkt ist umkämpft. Und er ist unberechenbarer geworden. Muss die NEW bei der Förderung mittelfristig Abstriche machen?

Kindervatter Das sehe ich momentan nicht. Wir würden auch nicht bei einem kurzzeitig sinkenden Ergebnis gleich unser Sponsoring opfern. Die NEW entwickelt sich gegen den Branchentrend sehr gut, die Kundenzahlen steigen sogar wieder, nachdem wir einige Zeit jährlich zwei bis drei Prozent unserer Kunden verloren hatten. Inzwischen kehren viele wieder zu uns zurück. Das ist sehr positiv für unser Unternehmen. Aber es stimmt schon: Der Energiemarkt verliert seine Berechenbarkeit. Das bekommen RWE und Eon zu spüren. Und in Gera mussten die Stadtwerke sogar Insolvenz anmelden. Stadtwerke in Insolvenz - wer das früher gesagt hätte, den hätte man doch ausgelacht.

Können Sie sich ein Großprojekt vorstellen, bei dem die NEW unter Umständen langfristig als Förderer in Erscheinung tritt?

Kindervatter Eigentlich nicht. Das gehört ebenfalls nicht zu unserem Verständnis als Sponsor. Wir wollen unsere Unterstützung möglichst so breit streuen, so dass viele Menschen etwas davon haben. Wenn wir unseren Einsatz auf ein Großprojekt - und das womöglich dann sogar über Jahre - konzentrierten, würde es weder den Vereinen helfen, denen wir jetzt unter die Arme greifen, noch hätten wir als Unternehmen wirklich in einer breiten Ausdehnung etwas davon.

Könnte sich die NEW eine Stiftung vorstellen, um die Förderung auf andere Füße zu stellen?

Kindervatter Auch dies haben wir bereits einmal geprüft, dann aber auch wieder verworfen. In der Regel ist es ja so, dass das Stiftungskapital nicht angetastet wird und weitgehend aus den Zinsen Projekte gefördert werden. Aber ist das derzeit bei den niedrigen Zinsen attraktiv? Eigentlich nicht. Da fahren wir und die Gruppen, die von unserem Sponsoring profitieren, mit dem jetzigen Modell viel besser.

DIETER WEBER FÜHRTE DAS INTERVIEW MIT FRANK KINDERVATTER

(RP)
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