Mönchengladbach So finanzieren Eltern den Schulanbau

Mönchengladbach · Ohne bürgerliches Engagement müssten an der Grundschule Hockstein 30 Kinder bei der Übermittagsbetreuung abgelehnt werden. Jetzt zahlen Eltern für einen Anbau, der aus der klammen Stadtkasse niemals finanziert worden wäre.

 Bereits am Montag soll der Bauantrag für einen neuen Anbau auf dem Gelände der Gemeinschaftsgrundschule Hockstein eingereicht werden.

Bereits am Montag soll der Bauantrag für einen neuen Anbau auf dem Gelände der Gemeinschaftsgrundschule Hockstein eingereicht werden.

Foto: Reichartz

Vom Rückgang der Schülerzahlen ist an der Gemeinschaftsgrundschule Hockstein nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Schule ist beliebt. Das ist schon lange so — nicht erst seit dem Wegfall der Schulbezirke. In den vergangenen Jahren hatte das zur Folge: Es gab zu wenig Platz für die Übermittagsbetreuung. 17 bis 20 Kinder musste die Schule abweisen, für das kommende Schuljahr wären es noch mehr gewesen. "Eltern waren enttäuscht. Mütter mussten ihre Arbeitsverhältnisse kündigen oder ihre Stunden reduzieren", sagt Schulleiterin Elisabeth Boms. Und Bouke Stoffelsma vom Förderverein fügt an: "Es gab Schulkonferenzbeschlüsse, in welcher Reihenfolge man Kinder ablehnt. Das ist nicht gut für eine Schule."

Dass im kommenden Schuljahr alle Kinder Platz in der Übermittagsbetreuung finden, hat folgenden Grund: Die Eltern finanzieren einen Schulanbau zu zwei Dritteln selbst. Ein Drittel schießt die Stadt zu, die trotzdem Besitzerin der Immobilie wird.

Nachdem mehrere Anträge für Um- und Anbauten gestellt worden waren, kam der Förderverein auf die Idee, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. "Wir haben zunächst in der Elternschaft nachgefragt, ob sie bereit sind, einen monatlichen Zusatzbeitrag für die Initiative zu zahlen", sagt Stoffelsma. Viele Eltern sagten Ja zu der "Miniumlage". Und so konnte man in die detaillierte Planung gehen.

Der Rat hat dem Projekt mittlerweile einstimmig zugestimmt, was in der Elternschaft positiv aufgenommen wurde. Jetzt will der Förderverein bereits am Montag den Bauantrag einreichen. Geht alles gut, dann soll der Anbau für die Übermittagsbetreuung bereits im Herbst fertiggestellt sein. Eltern nehmen für die Kosten ein Darlehen auf, dass durch die monatlichen Zusatzleistungen für die Betreuung abgezahlt wird. "Wir gehen davon aus, dass es in sieben bis zehn Jahren so weit ist", sagt Stoffelsma.

Mit dem Neubau sollen demnächst 90 Kinder in der Übermittagsbetreuung Platz finden. Bislang waren es nur 60. Sie wurden in einer kleinen Gymnastikhalle und in einigen Klassenräumen betreut, "aber der Raum war schon beengt", sagt die Schulleiterin. Das soll sich mit einem modernen, ansprechenden, aber auch einfach zu bauenden Gebäude ändern. Auf einer Wiese neben dem bestehenden Backsteingebäude soll ein großzügiger Raum mit einer kleinen Ausgabeküche für das Catering, einem knallroten Container mit Leseecke, Bastelmaterial und Spielzeug, mit einem Podest für Aufführungen und einer Lehrküche für Koch- und Back-AGs entstehen. Rund 300 000 bis 350 000 Euro soll das neue Gebäude kosten, die Stadt zahlt einmalig 150 000 zu.

Bürgerschaftliches Engagement sei in Zeiten knapper öffentlicher Mittel nicht selten, sagt Schuldezernent Dr. Gert Fischer. Im Sportbereich sei es bereits gang und gäbe, aber auch im Schulbereich habe es in der Vergangenheit schon kleinere Investitionen von Privatleuten gegeben. An der Gemeinschaftsgrundschule Hockstein ebenfalls. Eltern sorgten hier auch schon dafür, dass die Sanitäranlagen auf Vordermann gebracht wurden.

(RP)
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