Mönchengladbach So bunt waren unsere Rosenmontagszüge

Mönchengladbach · In Neuwerk, Hardt, Wanlo und Pesch zogen gestern die Veedelszöch. Bei bestem Wetter und toller Stimmung ging die Post ab.

Die Highlights der Veedelszüge in Mönchengladbach
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Die Highlights der Veedelszüge in Mönchengladbach

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Foto: Raupold, Isabella

Mit rund 1100 Teilnehmern war der Neuwerker Rosenmontagszug der größte der Stadt. Das Beste dabei: Die meisten Jecken gingen in Fußgruppen mit. So wurde der Zoch nicht nur lang, sondern vor allem richtig schön bunt. Zum zweiten Mal war eine Gruppe der evangelischen Stiftung Hephata dabei. Als Ritter und Drachen fuhren viele von ihnen in Rollstühlen.

"Unser Motto ist: Hephata ist Feuer und Flamme", verriet Tanja Runkel. Mit 60 Teilnehmern gehörte die Gruppe zu den größten. Getoppt wurden sie aber von der Brückenschule. Der Grundschulverband war mit 80 Zwergen und einem Schneewittchen vertreten. "Dieses Kostüm wollte ich schon immer einmal tragen", sagte Schulleiterin Uta Stricker, die natürlich das Schneewittchen gab.

Die Idee zu dem knallbunten Kostüm entsprang dem Sessionsmotto. Organisiert wurde alles von fleißigen Eltern. Mottogerecht kamen auch viele Drachen, Waldschrate und Elfen daher. Als Landsknecht zog Norbert Post auf dem Wagen seiner Partei mit. Den hatten die Politiker zum Schloss Krahnendonk umgebaut. Zwar nicht mottogerecht, aber dafür lustig waren die "Echte Fründe" als Bierflaschen und der Freundeskreis "Op dä letzte Drücker" als Käseecken. Dampfend ging es bei der Hexendisco zur Sache. Dort standen Märchenfiguren im Qualm einer Nebelmaschine.

Die Narren stürmen das Rathaus in Rheydt
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Foto: Ilgner Detlef

Zu Fuß statt auf einem Wagen waren die Mitglieder der KG Uehllöeker unterwegs. Ihr Gesellschaftswagen wurde nicht rechtzeitig fertig. Auch heute im Veilchendienstagszug werden die Neuwerker zu Fuß dabei sein. Kreativ waren die Jecken auch beim Wurfmaterial. Neben Kamelle, Gummibärchen und Schokolade gab es Cremes und Strohmatten.

Kurz vor Beginn des Hardter Rosenmontagszuges war noch unklar, ob alles reibungslos klappen würde. Über der Straße Wehresbäumchen ist eine Kabeltraverse gebaut, die wegen ihrer Höhe für Probleme sorgen könnte. Zugleiter Reiner Maßen war gefordert und nahm bei einigen Wagen noch einmal ganz genau Maß. Das Ergebnis: Ein Wagen war zu hoch. Doch das Problem war schnell gelöst. Der Wagen wurde flugs umgebaut und die Höhe so verringert, dass alles passte. Einem kreativen Zug mit rund 500 Teilnehmern stand nichts mehr im Wege. Zum ersten Mal hatte die KG Spönnradsbeen ihr Kinderprinzenpaar am Marktplatz positioniert, damit der komplette Zug an ihnen vorbeiziehen musste. Am Ende reihten sich Prinz Cedric und Prinzessin Julia selbst ein. Den ersten Hardter Zug erlebte die Gruppe "Hardter Freunde" "Wir sind die sagenlosen Smileys", erklärte Sandra van Ool das Kostüm. Die Gruppe wollte so auf die Unpersönlichkeit des Internets hinweisen. Ihre Vorliebe für Tee brachten 50 Bewohner des Josefshauses zum Ausdruck, sie waren als Teebeutel verkleidet. Passend dazu hatten sie ihr eigenes Motto: "Die Mischung macht's" Die Schützengruppe Markarius kam als Schiffe daher, die man um den Bauch trägt. Von der "MS Patschel" über die "Bismarck" bis hin zur "Alten Marille" war einiges dabei. "Normalerweise sind wir mit einem Wagen dabei, aber das hat in diesem Jahr nicht geklappt. Also gehen wir zu Fuß", erzählte Wolfgang Plücken. Die Schützengruppe "Grenzgänger" hatte auf ihrem Wagen den Zauberwald dabei, in dem ein Vulkan die Jecken einnebelte. "Wir haben viele Handwerker in der Gruppe. Deshalb konnten wir einen solch aufwendigen großen Wagen bauen", sagte David Scheepers. Mit insgesamt 32 Wagen war der Hardter Veedelszoch besonders eindrucksvoll.

Der Zoch hat noch gar nicht Aufstellung genommen, da wird der Marktplatz bereits ordentlich beschallt. "Ich hatte an Silvester eine Lautsprecher-Box ins Fenster gestellt und gemerkt, dass die Wanloer sehr partyfreudig sind. Deswegen machen wir jetzt eine kleine Privatparty zum Vorglühen", sagt Anwohnerin Jeanette Seidelmeyer, deren Musik von der Heckstraße hinaus ins Dorf dröhnt. Erst im Dezember sei sie nach 15 Jahren wieder nach Wanlo gezogen, den Karnevalszug habe sie aber noch in guter Erinnerung. Und ihre Vorfreude wird nicht enttäuscht, denn eine knappe halbe Stunde später ziehen die etwa 250 Zoch-Teilnehmer an ihrem Haus vorbei.

"Es sind im Vergleich zum Vorjahr sogar zwei Fußgruppen hinzugekommen. Das ist für uns sehr wertvoll und wichtig", sagt Raphaela Weber. Die zweite Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Wanloer Ströpp steht auf dem Wagen ihrer KG, die sich einen prächtigen Orient-Palast gebaut hat. Denn auch der Wanloer Zug steht stark unter dem "saaagenhaften" Mönchengladbacher Sessions-Motto.

Die Jungschützen der St.-Antonius-Bruderschaft Wanlo, die den Zug bereits in den vergangenen Jahren in auffällig großer Mannschaftsstärke bereichert hatten, nehmen nun erstmals mit einem eigenen Wagen teil. Unter dem Motto "Die Wanloer Jungschützen treffen immer ins Schwarze" sind sie als Robin Hood unterwegs und haben einen grünen Bogenschützen auf einer Drehscheibe montiert. Reinhold Giesens Fußgruppe hat sich als Wanloer Waldwichtel kostümiert, während die Mitarbeiter der Sparkasse als rote Drachen über die Heck- und die Plattenstraße ziehen.

Zwischen dem Wanloer Aapestall, dem eine Menge Plastik- und Stoff-Affen angehören, sowie dem Palast der KG schiebt Georg Peters' Fußgruppe als Bierflaschen verkleidet einen großen rollenden Bierkasten voller "Wanloer Gebräu" durch das Dorf. Viele Jecken am Straßenrand nutzen die Gelegenheit, am Marktplatz den abwechslungsreichen Zug gleich zweimal anzuschauen und Kamelle einzusammeln.

Für die Teilnehmer endet der Zug erst an der Mehrzweckhalle, in der sich unmittelbar der Rosenmontagsball anschließt. Dort gilt das Motto, das zuvor auch am Palastwagen schwarz auf weiß steht: "1001 Nacht, wir feiern, bis der Morgen lacht". Doch auch auf den Straßen feiert Wanlo nach seinem Zoch weiter. Dafür sorgt unter anderem Jeanette Seidelmeyer mit ihrer unüberhörbaren Partymusik.

 Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein: Auch die Karnevalisten, die gestern ihre Züge auf die Straßen schickten, hatten riesiges Glück mit dem Wetter. Und weil das so gute Laune macht, war die Stimmung bestens bei den vielen Zuschauern, die die Straßen säumten.

Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein: Auch die Karnevalisten, die gestern ihre Züge auf die Straßen schickten, hatten riesiges Glück mit dem Wetter. Und weil das so gute Laune macht, war die Stimmung bestens bei den vielen Zuschauern, die die Straßen säumten.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Wärmende Sonnenstrahlen, ein Kinderprinzenpaar und zahlreiche Elfen sorgten beim Kinderkarnevalszug durch Pesch für beste Stimmung. Rund 3500 große und kleine Jecken säumten die Straßen, als sich die Fußgruppen, ein Bagagewagen und der Wagen des Kinderprinzenpaares pünktlich um 14.11 Uhr in Bewegung setzten. Grün war unter den Fußgruppen dabei die dominante Farbe. Denn das offizielle Motto des Karnevalsverbandes, "Gladbach hat auf jeden Fall 'nen saaagenhaften Karneval", hatte die Pescher KJG kurzerhand in "Karneval ist sagenhaft, die Pescher Elfen fabelhaft" umgewandelt und ihre Fußgruppe mit grünen Elfenkostümen ausgestattet.

 <strong>Links : Die Wanloer Ströpp präsentierten sich gut gelaunt in Knallrot mit vielen, vielen Pünktchen.

<strong>Links : Die Wanloer Ströpp präsentierten sich gut gelaunt in Knallrot mit vielen, vielen Pünktchen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Seit 1984 schon macht die KJG beim Veedelszoch mit, und längst sind aus den Pescher Jugendlichen Eltern geworden, die ihre eigenen Kinder beim Umzug mitnehmen. Sogar aus Ulm war eine Elfenfamilie zum Karnevalszug angereist. Schwämme, Schnuller und Kamelle hatten sie in ihren prall gefüllten Beuteln, um sie unter das Volk zu werfen. Auch die Mitglieder der Pescher Karnevalsgesellschaft (KG) "Halt Uut" waren in Grün und als Elfen unterwegs. Besonders stolz ist die KG "Halt Uut", dass sie ein Kinderprinzenpaar stellt. Dieses Jahr sind es Prinz Fynn I. (11) und Prinzessin Alina I. (12), die auf dem Kinderprinzenwagen mitfahren. "Am meisten freue ich mich über die lustige Verkleidung der Leute, die am Wegesrand stehen", hatte Prinz Fynn gesagt, bevor sich der Zug in Bewegung setzte.

 Rechts oben: Wundersame Waldwesen in Naturtönen bevölkerten die Straßen in Pesch. Und zwar mit Spaß satt.

Rechts oben: Wundersame Waldwesen in Naturtönen bevölkerten die Straßen in Pesch. Und zwar mit Spaß satt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Das Kinderprinzenpaar wird auch heute beim Veilchendienstagszug mit dabei sein. Für einen bunten Reigen sorgten die rund 50 Schüler der Pescher Gemeinschaftsgrundschule, die teils als Wildtiere verkleidet waren. Ihnen folgten die Ritter und Burgfräulein des Turnvereins TuS Jahn 1893. Turner Darius (17) rief unterwegs Begeisterung bei den Jecken am Straßenrand hervor, als er Radwenden mit Flick-Flack vorführte. Brenzlig wurde es für einen kurzen Moment, als ein auswärtiger Autofahrer die Situation falsch einschätzte, zwei wartende Autos überholte und auf eine Fußgruppe zufuhr. Er konnte aber noch rechtzeitig stoppen.

 Rechts Mitte: Herzige Damen mit viel rotem Plüsch und aufgepumpten Lippen in Knallpink waren in Neuwerk unterwegs.

Rechts Mitte: Herzige Damen mit viel rotem Plüsch und aufgepumpten Lippen in Knallpink waren in Neuwerk unterwegs.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Später musste der Zug einen kleinen Umweg nehmen, da es für den Prinzenwagen in der Flurstraße zu eng wurde. Ein Auto hatte falsch geparkt. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. "Wir sind sehr zufrieden", sagte ein begeisterter Marcus Jans vom Vorstand der KG. "Am Straßenrand standen viel mehr Jecken als in den Vorjahren", fuhr er fort. Damit hat die KG "Halt Uut" ihr Ziel erreicht: "Wir wollen das Brauchtum Karneval in unserem Viertel hochhalten und auch ausländische Mitbürger in den Karneval einbinden", hatte Marcus Jans im Vorfeld erklärt.

(RP)
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