Mönchengladbach SMS Meer steht vor harten Einschnitten

Mönchengladbach · Nach nur einem Dreivierteljahr an der Spitze der SMS-Holding verlässt Dr. Joachim Schönbeck, zugleich Geschäftsführer von SMS Meer, das Unternehmen. Die gestern verkündeten Hiobsbotschaften haben auch auf Gladbach Auswirkungen.

Der Mönchengladbacher Familienbetrieb SMS Meer
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Die Markterholung — ausgeblieben. Der Auftragseingang — unter den Erwartungen. Das Ergebnis vor Steuern — unter dem des Vorjahrs. Großaufträge — zumindest in Gefahr. Unterbeschäftigung — steht zu erwarten. Die Hiobsbotschaften, die Dr. Heinrich Weiss, Vorsitzender des Aufsichtsrats der SMS Holding GmbH, gestern in der Landeshauptstadt in dichter Schlagzahl verkündete, verdeutlichen unverblümt und deutlich, dass der Düsseldorfer Traditionskonzern vor harten Einschnitten steht, auch wenn belastbare Zahlen dabei noch Mangelware waren. Das aus Gladbacher Sicht noch "Beste" daran ist wohl die Tatsache, dass der Unternehmensbereich SMS Meer mit Sitz am Ohlerkirchweg im internen Vergleich verhältnismäßig positiv dasteht.

Allerdings verliert SMS Meer notgedrungen an Einfluss, denn — und das war der vielleicht lauteste Paukenschlag des gestrigen Tages — Dr. Joachim Schönbeck, langjähriger Vorsitzender der Geschäftsführung von SMS Meer und seit 1. Juli 2013 Sprecher der Geschäftsführung der SMS Holding GmbH, verlässt diesen Posten nach nur einem Dreivierteljahr wieder. Mehr noch, er scheidet komplett aus der SMS Group aus, und zwar bereits zum 31. März. Schönbeck soll die Unternehmensgruppe künftig nur noch "beratend begleiten". Die Hintergründe? Zwei Großaufträge sollen ihm durch die Lappen gegangen sein. Jedenfalls ist es sicher bezeichnend, dass auf den Ingenieur Schönbeck in Person von Burkhard Dahmen, dem Vorsitzenden des Vorstands von SMS Siemag, ein Betriebswirt als Sprecher der Geschäftsführung der Holding folgt. Während im Unternehmensbereich SMS Siemag bis Ende 2015 sozialverträglich Personal abgebaut werden soll — hier sollen in den Boomjahren 2007/2008 Überkapazitäten entstanden sein —, ist dies für SMS Meer nach derzeitigem Stand nicht vorgesehen. Doch auch hier werden sich die Angestellten auf Einsparungen einstellen müssen. Noch sei die Nachfrage stabil, wurde gestern mitgeteilt, der Auftragseingang bewege sich auf dem Vorjahresniveau. Der Wettbewerb um Aufträge habe sich jedoch deutlich verschärft, was die Ertragssituation belaste. Deswegen müssen auch hier "weitere Maßnahmen zu Kostensenkungen" ergriffen werden. Welche Spannbreite diese abdecken werden, werde noch geprüft. Man setze auf fertigungsoptimierte Konstruktionen, eine höhere Effizienz im Engineering, der Fertigung und der Logistik sowie auf Einsparungen im Verwaltungsaufwand.

Im Vergleich zu SMS Siemag profitiert SMS Meer von der Tatsache, dass das Unternehmen weit weniger abhängig von einzelnen Auftraggebern ist. Rund 90 Prozent aller Aufträge haben ein Volumen von unter 30 Millionen Euro, damit verteilt sich die Gesamtlast auf deutlich mehr Kunden und somit Standbeine. Noch bis zur Jahresmitte sei bei SMS Meer eine Kapazitätsauslastung von 85 bis 90 Prozent gewährleistet, hieß es gestern. Und dass man den Anteil des Service-Geschäfts von 17 auf 30 Prozent ausbauen wolle. Trotzdem: Nicht zuletzt die durch die Krim-Krise belasteten, traditionell engen Geschäftsbeziehungen der SMS Group zu Russland stellen auch hier ganz aktuell eine Unwägbarkeit dar.

Schon im Dezember hatte Dr. Joachim Schönbeck für beide großen SMS-Standorte Kurzarbeit in 2014 angekündigt, ebenso wollte er einen Stellenabbau nicht ausschließen. Allerdings gehe es dabei, wenn überhaupt, nur um die ausbleibende Neubesetzung von Stellen. "Entlassungen sind nicht vorgesehen", so der Firmenchef damals im Gespräch mit der Rheinischen Post. Nur ein Vierteljahr später muss er nun selbst seinen Hut nehmen.

(RP)
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