Slow-Dating für Frauen Slow-Dating gegen die Einsamkeit

Mönchengladbach · In der Frauenberatungsstelle melden sich immer mehr Menschen, die unglücklich sind, weil sie zu wenig soziale Kontakte haben. Ein Slow-Dating für Frauen soll helfen.

 Silvia Henke, Doris Ingenhag, Ruth Pütmann von der Frauenberatungsstelle Mönchengladbach.

Silvia Henke, Doris Ingenhag, Ruth Pütmann von der Frauenberatungsstelle Mönchengladbach.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

41 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind Single-Haushalte. Manche Menschen leben ganz bewusst alleine, andere ungewollt. Einsamkeit ist ein großes Problem, in einer Gesellschaft, in der jeder seinen Weg geht. Es trifft Männer wie Frauen, Alte wie Junge. Selbst in einer Welt, in der es viele Freizeitangebote und Dating-Portale gibt, in der alle Netzwerker sind, fühlen sich viele Menschen isoliert.

In der Frauenberatungsstelle melden sich immer mehr Frauen, die unglücklich sind, weil sie zu wenig soziale Kontakte haben. Die Ursachen für die empfundene Einsamkeit sind zahlreich, weiß Diplom-Sozialpädagogin Silvia Henke. Trennung, Umzug, Krankheit, Geldmangel seien nur einige Gründe, weshalb es zu einer gesellschaftlichen Isolation kommen könne. Traditionelle Zusammengehörigkeitsmechanismen seien vor allem in Städten oft kaum noch vorhanden. „Einsamkeit gibt es aber auch in Beziehungen“, sagt Diplom-Psychologin Ruth Pütmann. Die Sehnsucht nach einer tiefen Freundschaft könne auch in Familien aufkeimen. Susanne Büdenhölzer-Boms: „Es macht einen Unterschied, ob ich jemanden habe, mit dem ich Kaffee trinken gehe oder jemanden, der mich auch mal in den Arm nimmt.“ Eine beste Freundin zu haben, jemanden, mit dem man über alles reden kann, das vermissen viele Frauen. „Oft sind Wochenenden das große Problem. In der Stadt ist nicht viel los. Und in der Wohnung ist es still.“ So etwas hört Diplom-Sozialarbeiterin Doris Ingenhag sehr häufig in der Beratungsstelle. 34 Prozent der Frauen, die alleine leben, sind über 64 Jahre alt. „Da sind die Freizeitangebote beschränkt.“

Sich am Abend einfach einmal in einem Lokal an einen Tresen zu setzen, komme vor allem für viele ältere Frauen nicht in Betracht.  Da würden die Gedanken sofort wieder um alte Rollenklischees rotieren: „Was denken die anderen, wenn ich da alleine sitze? Alte Jungfer, die hat es wohl nötig? Freiwild? Restposten?“ Silvia Henke: „Männer, die alleine sind, sind lonesome Cowboys. Bei Frauen ist das Alleinsein immer noch etwas Defizitäres.“ Desto einsamer man sich fühlt, desto mehr werde das Selbstwertgefühl angekratzt. „Ich bin allein, mit mir ist etwas nicht in Ordnung. So denken viele“, berichtet Ruth Pütmann. Dabei sei vor allem bei älteren Frauen eine neue Partnerschaft oft gar nicht gewünscht. Viele hätten ja schon eine Ehe hinter sich. „Hier war zum Beispiel mal eine Frau, die sagte, sie hätte so gerne jemanden, der mit ihr regelmäßig im Bunten Garten spazieren geht“, sagt Doris Ingenhag. Es gibt laut Silvia Henke unterschiedliche Wunschkonstellation: die Frau, die eine gleichaltrige Freundin sucht, weil sie immer eine Schwester haben wollte, die junge Frau, die eine ältere, enge Kontaktperson haben will, weil ihr die Mutterfigur fehlt und von deren Erfahrungen sie profitieren kann.

Für alle Frauen, die sich Kontakte wünschen für Freundschaften oder Freizeitgestaltung, bietet die Frauenberatungsstelle ein Slow-Dating in den Räumen an der Kaiserstraße 20 an. „Wir haben dieses Mal ganz bewusst einen Termin am Wochenende ausgesucht“, sagt Doris Ingenhag. Das Treffen für Frauen findet statt am 13. Oktober von 14 bis 17 Uhr. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter der Telefonnummer 02161 23237 oder Mail: info@frauenberatungsstelle-mg.de.

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