Mönchengladbach Sinfoniker präsentieren Bruckners Vierte

Mönchengladbach · Der israelische Geigensolist Vadim Gluzman spielt Korngolds Violinkonzert im 5. Sinfoniekonzert.

Auf das nächste, das 5. Sinfoniekonzert darf man gespannt sein. Mihkel Kütson erfüllte sich selbst zwei Wünsche in einem, womit er zugleich für die Mönchengladbacher und Krefelder Musikfreunde einen interessanten Abend realisieren konnte. Zum einen reizte es den GMD, noch einmal mit dem international renommierten Geiger Vadim Gluzman zusammenzuarbeiten, mit dem zusammen er schon in Warschau Erfolge feiern durfte. Außerdem wollte er schon länger einmal das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold aufführen.

Dieses 1947 von Jascha Heifetz in St. Louis uraufgeführte und 1953 auf Schallplatte eingespielte Werk, das stilistisch noch in der Spätromantik wurzelt, hat bis jetzt noch nicht den Platz in unseren Konzertsälen gefunden, den es verdient. Es steckt voller virtuoser Anforderungen und ist musikalisch äußerst reizvoll. Korngold, der in Österreich als Wunderkind begann und 1934 vor den Nazis in die USA emigrierte, fand in Hollywood eine neue Existenz als Filmkomponist. Der Geiger Bronislaw Hubermann befürchtete, dass Korngolds musikalische Einfälle mit den Filmen allmählich in Vergessenheit geraten könnten, und regte ihn an, Motive seiner Filmmusik in einem Violinkonzert zu verarbeiten. Zum Glück ging Korngold auf diesen Vorschlag ein.

Der Solist des Abends, Vadim Gluzman, schätzt das Korngold-Konzert sehr und hat es schon länger in seinem Repertoire. Gluzman wurde 1973 in der Ukraine geboren, erlernte das Geigenspiel in Lettland, Russland und den USA — unter anderem an der Juilliard School. Früh entdeckte und förderte Isaac Stern das Talent des heutigen Israelis.

Zwei Klammern verbinden das Korngold-Konzert mit den beiden anderen Werken des Abends, eine amerikanische und eine österreichische. Die amerikanische Richtung geht zu Leonard Bernstein, mit dessen "Divertimento for Orchestra" das Konzert beginnt. Bernstein schrieb dieses Werk 1980 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Boston Symphony Orchestra. Die Komposition ist sehr differenziert instrumentiert und vollgespickt mit Motiv-Zitaten, so aus Beethovens "Fünfter" und Richard Strauss' Tondichtung "Till Eulenspiegel".

Österreichisch wird's nach der Pause mit der vierten Sinfonie von Anton Bruckner. Bruckner nannte sie die "Romantische" und gab programmatische Erläuterungen, wohl um Konzertveranstalter so zu animieren, sie trotz ihrer Länge aufzuführen. Bruckner arbeite sein Werk mehrfach um. Kütson entschied sich für die zweite Fassung. Sie ist dichter und konzentrierter konzipiert als die erste und noch nicht von Bruckners Schülern bearbeitet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort