Mönchengladbach Sinfonieorchester Opus 125 spielt zum Stummfilm Nosferatu

Mönchengladbach · Gar gruselige Gestalten betreten am Samstagabend das Kunstwerk in Wickrath: Sie tragen schwarze Umhänge und Vampirzähne. Blutspuren an den Lippen werden gesichtet. Eine Frau im eleganten, mit weißen Rüschen besetzten langen Abendkleid steht neben einem Mann im schwarzen Anzug. Nein, mit dem nahenden Karnevalsfest hat das alles nichts zu tun. Vielmehr steht das Grauen bevor... auf der Leinwand.

 Was für ein Film! Und was für eine Musik! Im Kunstwerk Wickrath erlebten 500 Besucher einen gruselig, schönen Abend.

Was für ein Film! Und was für eine Musik! Im Kunstwerk Wickrath erlebten 500 Besucher einen gruselig, schönen Abend.

Foto: Detlef Ilgner

Am Ende dieses Abends wird Orchesterleiter Michael Mengen deutlich die Erleichterung und eine Menge entspannter Freude ins Gesicht geschrieben sein - und nicht nur ihm, sondern auch seinen Musikern, die den Applaus entgegennehmen.

Verdientermaßen. Denn die etwa 500 Besucher im Kunstwerk Wickrath haben einen außergewöhnlichen Abend erlebt. 95 Jahre nach der Uraufführung im Marmorsaal des Zoologischen Gartens Berlin wurde der Stummfilm "Nosferatu - Eine Symphonie Grauens" in der alten, für Gruseliges gut geeigneten alten Gerberei gezeigt, während das Sinfonieorchester Opus 125 mit Musikern aus Mönchengladbach und Viersen die teilweise rekonstruierte Filmmusik von Hans Erdmann dazu spielte. Das bedeutet: In keiner Sekunde der gut 90-minütigen Laufzeit darf die Konzentration nachlassen, jede Note muss auf den Punkt sitzen - man stelle sich nur vor, es gäbe irgendwo eine Verzögerung, einen kleinen Haken - der würde sich vermutlich durch den ganzen Film ziehen. Aber das passiert nicht - natürlich. Schließlich haben sich die Musiker seit Monaten auf den Abend vorbereitet.

Was für ein Film! "Nosferatu" hat mit Graf Orlok, dem Vampir, eine Legende geschaffen, die das Bild des Vampirs bis heute prägt: schlank aufragend, glatzköpfig, spitze Ohren, krallenartige Fingernägel, spitze Vorderzähne. Vor ihm und der Pest, die von den Ratten droht, die Orlok im Gepäck hat, rettet die weibliche Hauptfigur Ellen die Stadt, indem sie sich dem Vampir opfert.

Die Musik leitet den Zuschauer durch den Film, steigert sich Note für Note in den beklemmenden Szenen, bleibt ruhig, fast romantisch, wenn keine unmittelbare Gefahr droht.

Manchmal mag man die Augen schließen, um seinen eigenen "Film" entlang der Musik zu sehen, so eindringlich klingt und wirkt sie, so berührend wird sie gespielt.

Ein gelungener Abend!

(b-r)
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