Mönchengladbach Simsalabim: Wie die Stadtbücherei zu einem Ort der Magie wird

Mönchengladbach · Die Schwester verschwinden zu lassen: Das wünschen sich viele Brüder. Jerome Peters kann es. Der 16-Jährige ist Mitglied des Magischen Zirkels. Mit Nachwuchszauberern trat er in der Bücherei auf.

 Zu den jungen Magiern aus der Zauberschule von Hansmichael Hähle gehört auch Simon Hilchenbach. Er zeigte seine Tricks in der Stadtbücherei.

Zu den jungen Magiern aus der Zauberschule von Hansmichael Hähle gehört auch Simon Hilchenbach. Er zeigte seine Tricks in der Stadtbücherei.

Foto: Ilgner

Abrakadabra! Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater! Es gibt wohl kaum einen Menschen, der diese magischen Worte nicht in seiner Kindheit immer wieder gebraucht hat. Und einige haben es vielleicht versucht, mit einem schwarzen Plastik-Zauberstab ein weißes Kaninchen aus Opas altem Zylinder zu zaubern. An diejenigen, denen es gelungen ist: Glückwunsch! An alle anderen: Nicht den Mut verlieren!

Denn der Trick mit dem Zylinder ist, wie so vieles, nicht mehr und nicht weniger als ein Klischee. Dies bestätigten auch Schülerinnen und Schüler der Helios Zauberschule in Mönchengladbach, die zu Gast in der Zentralbibliothek waren und die Besucher mit ihren Künsten mächtig beeindruckten und gleichzeitig für viel Verwirrung sorgten. Bereits zu Beginn der magischen Veranstaltung waren die Räumlichkeiten der Bücherei gut besucht. Die Magie-Hungrigen drängten sich um kleine Tische, an denen einige Schüler der Zauberschule ihr Können unter Beweis stellten.

Dargeboten wurde das sogenannte "Close Up", auch Tischzauberei genannt, bei dem die Zuschauer den Zauberkünstlern sehr genau auf die Finger schauen konnten. Doch selbst diese Tatsache half nicht besonders viel. Denn wie genau sich die eben noch in der Hand gehaltene "Herz Sieben" plötzlich in einen "Kreuz Buben" verwandelt, kann trotz der Nähe zu den Zauberern keiner der Besucher erklären. Eben diesen Trick beherrscht auch Zauberschüler Jerome Peters. "Mit acht Jahren habe ich von meinen Eltern meinen ersten Zauberkasten bekommen", erinnert sich der 16-Jährige. "Und seitdem hat mich die Zauberei nicht mehr losgelassen."

Kurz darauf erfuhr er durch einen Freund von der Helios Zauberschule, und wurde prompt von Schuldirektor Hansmichael Hähle aufgenommen, der damals schon ein großes Talent in ihm vermutete. Nach zwei Jahren Ausbildung und hartem Training erlebte der Schüler seinen bis dato größten Moment: Als jüngstes Mitglied legte er eine offizielle Prüfung ab, um anschließend ein Mitglied des "Magischen Zirkels von Deutschland" zu werden, eine Internationale Vereinigung der Zauberkünstler zur Pflege und Förderung der magischen Kunst. Nach vielen Stunden, in denen er sowohl sein theoretisches als auch sein praktisches Können vor einer Jury unter Beweis stellen musste, hatte der 16-Jährige es geschafft.

Seitdem wurde Jerome Peters schon für viele Veranstaltungen gebucht, wo er dann seine eigentliche Spezialität, nämlich die großen Illusionen, präsentierte. "Meine Schwester assistiert mir oft", erklärt der 16-Jährige. "Ich zerteile sie dann oder lasse sie verschwinden, eben alles, was dazu gehört."

Im Anschluss an die Tischzauberei begeisterten die 13-jährigen Florentina Ital und Jona Aymanns, der 14-jährige Simon Hilchenbach sowie der 19-jährige Julius T. Perez, der sich seit 2012 Deutscher Jugendmeister im Zaubern nennen darf, die Besucher mit einer fesselnden Bühnenshow, bei der sie das Publikum nicht nur einmal zum Staunen brachten.

Hansmichael Hähle, Direktor der Helios Zauberschule, ist seit 1994 in Mönchengladbach tätig und für die Jugendabteilung der Zauberei zuständig. Doch er sieht in der Zauberkunst viel mehr als nur bloße Unterhaltung. "Zaubern heißt, vor Publikum zu stehen, sich zu artikullieren, sich gut darzustellen. Das ist alles andere als einfach", sagt Hähle. "Die Kinder und Jugendlichen bekommen durch das ständige Auftreten eine große Sicherheit und ein gutes Selbstbewusstsein. Ich sehe das auch als ein Training für das spätere Leben. Meine Schüler hatten noch nie Schwierigkeiten mit einem Vorstellungsgespräch."

(Mki)
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