Ärger nach Silvester in Mönchengladbach Anwohner räumt Böller-Müll weg – und soll plötzlich zahlen

Mönchengladbach · Heinz-Stefan Klütsch fegte am Neujahrsmorgen auf seiner Straße den Böller-Müll zusammen. Da kam einiges zusammen. Aber als er den Abfall abgeben wollte, erlebte er erst einmal eine böse Überraschung.

Heinz-Stefan Klütsch sammelte am Neujahrsmorgen 80 Kilogramm Böller-Reste auf, steckte alles in Müllsäcke, um sie zur GEM in den Nordpark zu bringen.

Heinz-Stefan Klütsch sammelte am Neujahrsmorgen 80 Kilogramm Böller-Reste auf, steckte alles in Müllsäcke, um sie zur GEM in den Nordpark zu bringen.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Heinz-Stefan Klütsch kennt das schon: An der Staufen- und Barbarossastraße wird zum Jahreswechsel gerne und viel geböllert. Und nicht jeder sammelt noch in der Nacht oder am nächsten Morgen seine Knaller-Reste wieder auf. Die Folge: „Viele ausgebrannten Feuerwerksbatterien werden vom Regen aufgeweicht oder von Autos plattgefahren und irgendwann vom Wind verweht. Die Fetzen landen dann auf den umliegenden Grundstücken verteilt, auch auf meinem“, sagt der Familienvater.

Also dachte sich Heinz-Sefan Klütsch in diesem Jahr: „Bevor du immer wieder mühsam einzelne Schnipsel auflesen musst, reinigst du am Neujahrsmorgen die komplette Straßenecke.“ Gedacht, getan. Mit seinem Sohn zusammen sammelte Heinz-Stefan Klütsch alle Silvesterböllerreste auf. Und das waren nicht wenige. Denn in seiner Nähe gibt es vier Wohnblocks mit vielen Knaller-Freunden. Sechs 240-Liter-Säcke füllten Vater und Sohn. Vorher wurde jeder Raketenrest untersucht. „Wir trennen immer unseren Müll. Ich bin das so gewöhnt“, sagt Heinz-Stefan Klütsch. Also wurden alle Plastikteile gelöst.

Mit den Böller-Müllsäcken fuhr Klütsch am Dienstag nach Silvester zur GEM in den Nordpark, um den Abfall abzugeben. Der Bereich Staufenstraße/Barbarossastraße war blitzsauber. Alle Feuerwerksreste befanden sich in Klütschs Ape-Fahrzeug. Im Nordpark angekommen erfuhr er zunächst einmal, dass Böllerreste, auch wenn sie sauber getrennt wurden, nicht ins Altpapier gehören, weil noch Schadstoffe anhaften. Gut, dachte Klütsch, „es sind Abfall-Experten, die wissen, wie man Knallermüll ordnungsgemäß entsorgt. Du bist am richtigen Ort.“

Die Mitarbeiter im Nordpark waren auch gewillt, die von Klütsch gebrachten Säcke entgegenzunehmen, allerdings nur gegen eine Zahlung von 15 Euro. Dazu war aber der Familienvater nicht bereit, dem dann auch irgendwann der Kragen platzte. Auf seine Frage, was er denn den jetzt mit dem Silvestermüll anfangen solle, wenn er die Zahlung verweigere, habe er drei Alternativen genannt bekommen, wie er sagt.

Erstens: Den Müll wieder mit nach Hause nehmen und in der eigenen Restetonne entsorgen. Klütsch: „Wir haben eine kleine Tonne, da hätte ich bis Sommer immer wieder Böllerreste reinwerfen müssen.“

 Alle Plastikteile wurden vorher von den Raketenresten gelöst.

Alle Plastikteile wurden vorher von den Raketenresten gelöst.

Foto: Heint-Stefan Klütsch/Klütsch

Zweitens: Die Säcke in die Müllcontainer der Wohnblocks verteilen, deren Bewohner mitgeböllert haben. „Wie hätte das denn ausgesehen? Womöglich hätte mich dann noch einer angezeigt, weil ich fremden Müll in ihren Tonnen entsorge“, sagt der Familienvater.

Drittens: „Böllerabfälle wieder auf der Straße verteilen und warten bis die Kehrmaschinen der GEM kommen.“ Das war Klütsch zu dumm, er war wütend – und zwar richtig.

Eine Nachfrage unserer Redaktion bei der Mags ergab: Ja, die Mitarbeiter im Nordpark hätten richtig gehandelt. „Wenn wir aber vorher benachrichtigt worden wären und hätten von der Aufräumaktion erfahren, dann hätten wir sogar noch Arbeitshandschuhe und Picker vorbeigebracht und den Müll auch nachher abgeholt“, sagt Wilfried Theißen, bei der GEM Leiter Logistik. Weil man aber immer um eine einvernehmliche Lösung mit dem Bürger bemüht sei, werde man sich mit dem Böller-Restesammler in Verbindung setzen. „Er wollte ja nur helfen.“

Und so gibt es im neuen Jahr in der Geschichte doch noch ein Happy End: GEM und Heinz-Stefan Klütsch einigten sich. Der Silvester-Inhalt der Säcke wurde ordnungsgemäß entsorgt, der Sammler musste nichts zahlen. 80 Kilogramm Böller-Reste hatte Heinz-Stefan Klütsch eingesammelt. Die GEM hatte zwar einen Lkw bei ihm vorbeischicken wollen, doch der Familienvater brachte die Säcke selbst zur Nordstraße. „Was ich angefangen habe, bringe ich auch zu Ende“, sagt er. Und nicht nur der Familienvater weiß jetzt: Wer vorbildlich fremden Müll einsammelt, sollte sich vorher bei dem Abfallunternehmen melden.

Und übrigens: Grundstückseigentümer sind verpflichtet, nach Silvester Abfälle wie Sektflaschen, Gläser oder vollständig ausgebrannte Feuerwerksbatterien selbst vom Gehweg zu entfernen. So regelt es die Straßenreinigungssatzung. Und je nach Festlegung im Straßenreinigungsverzeichnis können Grundstückseigentümer auch für die Reinigung der Straße – bis zur Fahrbahnmitte – zuständig sein.

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