Mönchengladbach Sie feiern Gladbachs buntesten Karneval

Mönchengladbach · Die Sitzungen der KG De Leckere Jecken sind längst Kult. Jetzt feiert der schwul-lesbische Verein jeckes Jubiläum und lässt es richtig krachen. In der kommenden Session singen sie das Mottolied und fahren mit einem Wagen im Zoch mit.

Wenn Bernd Gothe eine pinke Langhaarperücke trägt und der Sitzungspräsident auf Pumps über die Bühne tanzt, dann ist das zwar lustig, aber im Gladbacher Karneval längst völlig normal - zumindest, wenn die KG De Leckere Jecke ihre Sitzungen feiert. 2004 gegründet, sind die Mitglieder die erste schwul-lesbische Karnevalsgesellschaft der Stadt. In der kommenden Session feiern sie jeckes Jubiläum und werden elf Jahre alt. Damit nicht genug. Sie möchten erstmals auf einem eigenen Wagen im Veilchendienstagszug mitfahren und hoffen dabei auf die Unterstützung des MKV. Längst kein Traum mehr ist es, dass drei Mitglieder der Gesellschaft in der kommenden Session das Mottolied singen werden. Die CD dazu wird gerade produziert.

"Als wir uns 2004 in unserer Stammkneipe gegründet haben, waren wir eine Thekentruppe", sagt Paul Breuer. Der Vorsitzende der Gesellschaft kam wenige Monate nach der Gründung dazu und hatte bis dahin mit Karneval nicht viel am Hut. Inzwischen ist er nicht nur Vorsitzender, sondern auch einer der kreativen Köpfe der bunten Gesellschaft.

Bunt - das ist das Markenzeichen der schwul-lesbischen Jecken. Der Regenbogen gehört zum Vereinslogo und ihre Sitzungen heben sich von den anderen ab. Denn während viele Gesellschaften um Besucher kämpfen, wird es bei den Leckeren Jecken von Jahr zu Jahr voller. "2005 haben wir mit der ersten Sitzung in der Eickener Mehrzweckhalle angefangen, damals als Weihnachtsgala", erinnert sich Paul Breuer. Der Name rührte vom Termin her, dem Abend vor dem ersten Advent.

Später hieß die Veranstaltung "Jeckensitzung" und lockte bis 2010 jährlich rund 450 Besucher nach Eicken. Als die Halle für den Termin 2011 belegt war, musste die Gesellschaft handeln. "Wir gingen in die Krahnendonkhalle und hatten Sorge, ob wir das schaffen. Die Halle ist ja deutlich größer", erzählt Breuer. Die Jecken schafften es. Inzwischen kommen rund 750 Besucher zur "Leckeren Jecken Show", wie die bunte Sitzung nun heißt. Und die hat längst Kultstatus. "Wir wissen nicht, woran es liegt, aber irgendetwas fasziniert die Besucher", sagt Paul Breuer. Es ist das Konzept. Denn anders als andere setzen die Leckeren Jecken auf junge, teils noch unbekannte Künstler, die sich viel Mühe geben. Hinzu kommen einige Programmpunkte aus den eigenen Reihen. Die "Lecker Schnittchen" tanzen und das Trio "Lecker Lala-Boys" singt. Das macht nicht nur Spaß zum Zuschauen, sondern spart auch eine Menge Geld.

Zu Beginn wurde die Gesellschaft, die erst seit 2009 zum MKV gehört, kritisch beäugt. "Viele sagten, dass man einen Verein wie uns nicht brauche. Inzwischen sind wir voll akzeptiert", freut sich Paul Breuer. In diesem Jahr machten sie bei einem Musikwettbewerb des Radiosenders WDR 4 mit, durch den der MKV auf das Gesangstrio aufmerksam wurde. In der kommenden Session dürfen sie das Mottolied des MKV singen. Für die Jubiläumssitzung am Samstag, 29. November, haben sich viele Ex-Prinzenpaare angesagt. Sie fühlen sich immer besonders wohl bei der Gesellschaft.

Doch die Kreativität der Jecken geht weiter. "Wir engagieren uns auch gellschaftspolitisch und setzen uns für Akzeptanz und bunte Vielfalt ein. Unser Traum wäre es, dass es in Mönchengladbach eines Tages einen Christopher-Street-Day gibt", sagt Paul Breuer.

(cli)
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