Serie Gladbacher Lesebuch (32) Kindheit in der Gladbacher Altstadt der 60er-Jahre

Altstadt · Früher gab es an der Waldhausener Straße viele kleine Geschäfte. Die Autorin erinnert sich auch an Günter Netzers Autos.

 Das Bild entstand 1958 auf dem Spielplatz im Geropark.

Das Bild entstand 1958 auf dem Spielplatz im Geropark.

Foto: Ulrike Bolten

Ich bin 1957 in Mönchengladbach geboren und habe meine Kindheit bis 1969 in der Mönchengladbacher Altstadt auf der Gasthausstraße verbracht. Die Stammkneipe meiner Eltern beziehungsweise meines Vaters war das Hotel/Gaststätte Hölzer an der Waldhausener Straße – damals „das Herz der Altstadt“ genannt. Heute ist das Goldwasser dort beherbergt. Schon von klein an war ich dabei und kann mich noch an gebrannte Mandeln aus dem Spender und an Novesia Goldnuss erinnern. Auch der Nikolaus kam jedes Jahr.

Von der Gasthausstraße hatte ich es nicht weit zur damaligen Volksschule Anton-Heinen. Auch später zur Bischöflichen Marienschule an der Wallstraße führte mein Schulweg über die Waldhausener Straße und den Alten Markt. Gerne erinnere ich mich an die unbeschwerte Zeit in der Mönchengladbach Altstadt zurück – mit all den kleinen Fachgeschäften, wie Zeitschriften, Büro- und Tabakwaren Schonheuer, Lebensmittel Claudi (heute das John Bull), Friseur Striewe, Imbiss Natum – unvergessen die super leckere Schaschliksauce zur Pommes – Metzgerei Felderhoff, Blumen Schallenburger an der Waldhausener Straße oder an die Bäckerei Nellen, Metzgerei Amberg, Kohlen Groterath, Tabakwaren Köllges oder das Lebensmittelgeschäft der Eltern von Günter Netzer an der Gasthausstraße. Nach und nach zogen dann an der Waldhausener Straße die Bars und Discos ein, zum Beispiel das berühmte Lovers Lane von Günther Netzer, die Schwarze Spinne, die Kristallgrotte an der Ecke Gasthaus- / Waldhausener Straße oder das Germania-Stübchen an der Gasthausstraße. Auch an die flotten Flitzer von Günter Netzer, die oft gegenüber seines Wohnhauses geparkt waren, erinnere ich mich noch sehr gut und habe sie oft mit meinen Freundinnen und Freunden mit großen Augen bestaunt.

In ganz besonders schöner Erinnerung habe ich meine Erstkommunion im Gladbacher Münster. Alle standen oben auf der Empore, und die gesamte Zeremonie war wunderschön, ergreifend und sehr festlich. Fotos wurden anschließend bei schönstem Wetter im Geropark gemacht. Im Geropark und auf dem dazugehörigen Spielplatz kannte ich mich wie in meiner Westentasche aus. Als Kleinkind ging meine Mutter mit mir dort spazieren und später ging ich mit meiner neun Jahre jüngeren Schwester dort spazieren, und fast jeden Tag habe ich dort mit meinen Freundinnen gespielt. Seitlich des Geroplatzes in Richtung Alter Markt liegt der Sonnenberg, der recht steil ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mit meiner Mutter auf dem Markt einkaufen war und wir den Weg nach Hause über den Sonnenberg nahmen. Es war Winter, der Berg war glatt und beide rutschten wir aus und nahmen den Weg runter auf dem Hosenboden. Obst, Gemüse und Kartoffeln rollten hinterher.

 Ulrike Bolten und ihre neun Jahre jüngere Schwester 1968 mit dem Nikolaus. Er besuchte damals die Kinder in der Nachbarschaft.

Ulrike Bolten und ihre neun Jahre jüngere Schwester 1968 mit dem Nikolaus. Er besuchte damals die Kinder in der Nachbarschaft.

Foto: Ulrike Bolten

Gerne erinnere ich mich an meine unbeschwerte Kindheit in der Mönchengladbacher Altstadt zurück. Seit 1970 wohne ich nun in Neuwerk, das ich aufgrund des dörflichen Charakters und gleichzeitig der Nähe zur City sehr liebe und nirgendwo anders wohnen möchte.

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