Mönchengladbach Seniorin kämpfte mit Taschenräuber

Mönchengladbach · Wegen eines hinterlistigen Raubüberfalls und Körperverletzung steht ein Angeklagter (27) seit gestern vor Gericht. "Was ich da am 18. April gemacht habe, ist nicht nachzuvollziehen", stammelte der gebürtige Viersener mit den halblangen schwarzen Locken. Dann schilderte der Mann, der zuletzt in Mönchengladbach gewohnt hat, auf welch brutale Weise er sich damals auf offener Straße auf eine 75-jährige Seniorin gestürzt hat. Während er sich vor der Zweiten Strafkammer an die Tat und Vorgeschichte erinnerte, wurde er aufmerksam von dem weißhaarigen Opfer beobachtet.

Der Angeklagte musste 2008 eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen, weil er die Geldstrafe nicht zahlen konnte. "Aber im Gefängnis hielt ich es nicht aus, weil ich von Mithäftlingen geärgert wurde", machte der 27-Jährige gestern klar. Er floh aus der JVA. "Aber nun brauchte ich dringend Geld für die restliche Geldstrafe", erinnerte er sich. Verwandte halfen nicht. Deshalb kam er auf die Idee, sich das Geld durch einen Überfall zu besorgen.

So betrat er am 18. April 2008 eine Sparkassen-Filiale in Viersen und beobachtete die 75-Jährige, die sich von der Kassierin 1000 Euro aushändigen ließ. Auf der Straße lief er hinter der Frau her. "Ich wollte nur von hinten schnell deren Tasche wegziehen und verschwinden", jammerte der Angeklagte. Tatsächlich lief der Überfall nicht so ab, wie er sich das gedacht hatte. Das Opfer stürzte und wollte trotzdem die Tasche nicht loslassen. Aber getreten habe er die Frau nicht.

Schließlich gelang es ihm, der Rentnerin die Tasche zu entreißen und wegzulaufen. Einen Teil des Geldes gab er für Marihuana aus, mit einer anderen Summe amüsierte er sich in einem Krefelder Eroscenter. Für die restliche Geldstrafe lieferte er 500 Euro ab und wurde vier Tage nach der Tat festgenommen.

Die 75-Jährige erlitt bei dem Überfall unter anderem einen Oberschenkelhalsbruch und musste sich einer Hüft-Operation unterziehen. Die Frau leidet noch immer unter starkenSchmerzen und traut sich nicht mehr allein auf die Straße. Zwei Augenzeuginnen halfen damals der 75-Jährigen, die mit lauten Schmerzensschreien auf sich aufmerksam machte. "Der Täter wollte die Tasche unbedingt und hat deshalb auf die Dame auf dem Boden eingetreten", waren sich die Frauen sicher. Doch das Opfer selbst hatte keine Tritte verspürt. Die Augenzeuginnen und ein 52 Jahre alter Viersener hatten damals vergeblich versucht, den flüchtenden Täter aufzuhalten.

Der Angeklagte, dessen Vorstrafenregister bereits mehrere Eintragungen enthält, hat gestern versprochen, ein Schmerzensgeld zu zahlen.

(RP)
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