Mönchengladbach Selbstbewusstsein im Schatten des Minto

Mönchengladbach · Was wird mit der Rheydter City? Ein Besuch am Samstag zeigt, dass Sorgen unbegründet sind. Die Kunden schätzen die Fachgeschäfte.

 Der neu gestaltete Rheydter Marktplatz ist bei den Kunden in der Innenstadt beliebt. Hier kann man sich vom ausgiebigen Shoppingbummel in den vielen Fachgeschäften erholen.

Der neu gestaltete Rheydter Marktplatz ist bei den Kunden in der Innenstadt beliebt. Hier kann man sich vom ausgiebigen Shoppingbummel in den vielen Fachgeschäften erholen.

Foto: Laura Schameitat

Mit zügigen Schritten geht Sabine Eicker auf die Theke ihres Geschäftes zu, ein kleines Gesteck aus Blumen in der einen und eine silberne Vase in der anderen Hand. Nach kurzem Wühlen in einer Schublade unter der Kasse hält sie schließlich ein samtenes Band in den Händen und wickelt dieses gekonnt um die grünen Stiele der Blumen. Ein zufriedener Blick - und schon ertönt die Türglocke des geräumigen Ladens. Ein junges Paar betritt das Geschäft und wird augenblicklich von Sabine Eicker in Empfang genommen, die neben einer herzlichen Begrüßung auch noch ein freundliches Lächeln auf den Lippen hat.

Von den Sorgen, die sich die 50-Jährige in den vergangenen Tagen gemacht hat, kriegen die Kunden nichts mit. Denn obwohl Sabine Eicker ihr Fachgeschäft für Heimtextilien in der Rheydter City-Passage bereits seit 27 Jahren erfolgreich führt, hat ihr die Eröffnung des Minto an der Hindenburgstraße am vergangenen Donnerstag Bauchschmerzen bereitet. Und mit diesem mulmigen Gefühl steht die 50-Jährige offenbar nicht alleine da. Denn während sich momentan alles um das Vier-Sterne-Einkaufszentrum in der Mönchengladbacher Innenstadt zu drehen scheint, sorgen sich viele Menschen um die wirtschaftliche Zukunft der Stadt Rheydt. Ob die Geschäfte wohl im Schatten des glänzenden Shopping-Tempels überleben können? Und wenn ja, für wie lange?

Eine Frage, die sich wohl am besten mit einem Blick in die Rheydter City zur "Rush Hour", also an einem gewöhnlichen Samstag Nachmittag, beantworten lässt. Und "gewöhnlich" scheint für das Bild, dass sich einem an diesem Tag bietet, der passende Ausdruck zu sein. Denn weder das erst wenige Tage zuvor eröffnete Minto noch der Dauer-Nieselregen scheinen von einem Einkauf in Rheydt abzuhalten. Viele Menschen spazieren durch die Innenstadt, begutachten die Auslagen der Schaufenster oder lassen sich eine Tasse Kaffee schmecken. Auch die verschiedenen Geschäfte sind gut besucht und können sich offenbar nicht über mangelnde Kundschaft beklagen. Es scheint also alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Wirft man aber einen Blick hinter die Fassaden der verschiedenen Geschäfte, lässt sich schnell feststellen, dass viele Mitarbeiter in Bezug auf die künftige Kundenfrequenz verunsichert sind.

So auch die Marktleiterin eines Schuhgeschäftes auf der Stresemannstraße, die berichtet, seit der Eröffnung des Minto sei es "ruhiger gewesen als sonst". Zwar könne so kurz nach der Eröffnung noch keine genaue Bilanz gezogen werden, aber die Angst vor einem Kundenmangel sei trotzdem präsent.

Selbst diejenigen, die von der Konkurrenz des großen Einkaufszentrums eher weniger betroffen sind, zeigen sich besorgt über die Zukunft von Rheydt. So auch die Mitarbeiter des Blumenladens "Risse", die ihren Standort auf der Stresemannstraße schon seit 25 Jahren halten. "In den letzten Jahren sind leider viele Geschäfte geschlossen worden und es wäre schade, wenn hier gar nichts mehr los wäre", sagt Manuela Bereths. Die Floristin glaubt aber, dass die Hindenburgstraße mehr unter dem Minto zu leiden haben wird. "In Gladbach gibt es Modeketten an jeder Ecke, in Rheydt dagegen viele Fachgeschäfte, die zum Teil seit Jahrzehnten im Familienbetrieb sind. Das spricht eine ganz andere Kundschaft an."

Genau diese Erfahrung hat auch Sabine Eicker in den vergangenen Tagen gemacht. Denn trotz ihrer anfänglichen Sorge vor der Eröffnung des neuen Vier-Sterne-Konkurrenten hat die 50-Jährige bislang keine Kunden einbüßen müssen und kann der Zukunft wieder lächelnd entgegensehen. "Einkaufszentren gibt es mittlerweile an jeder Ecke, das ist nichts besonderes mehr", sagt sie. "Dort gibt es keine richtigen Einzelhändler und Fachgeschäfte, aber genau das schätzen unsere Kunden. Deshalb glaube ich an die Zukunft von Rheydt und seinen Geschäften."

(RP)
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