Mönchengladbach Sechs Gladbacher dürfen Gauck wählen

Mönchengladbach · Die Frage war unverdächtig. "Hast Du am 18. März Zeit?", fragten Parteifreunde Gülistan Yüksel. Sie war zunächst überrascht ("Ich habe das gar nicht geschnallt!"), bejahte dann und erfuhr am Montagabend in der Fraktionssitzung, was hinter Frage und Antwort steckt: Sie soll am Sonntag, 18. März, als Mitglied der Bundesversammlung den künftigen Bundespräsidenten wählen.

Diese Gladbacher Politiker wählen Gauck
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Am Dienstag teilte man ihr mit, dass sie zu den Wahlfrauen und -männer aus NRW gehört. "Ein tolles Gefühl. Ich fühle mich sehr geehrt. Ich werde Joachim Gauck wählen", sagt das SPD-Ratsmitglied, das Vorsitzende des Gladbacher Integrationsrates ist. Die Stadt ist in der Bundesversammlung gut vertreten: Unter den 1240 Frauen und Männer sind sechs Mönchengladbacher.

Zwei von ihnen zählen zu routinierten Mitgliedern der Bundesversammlung: Dr. Günter Krings, Vorsitzender der Gladbacher CDU, ist als Mitglied des Bundestages "von Amts wegen" dabei. Er nimmt bereits zum vierten Mal an der Wahl eines Bundespräsidenten teil.

Zum dritten Mal gehört CDU-Ehrenvorsitzender Norbert Post einer Bundesversammlung an. Die CDU-Landtagsfraktion, deren stellvertretender Vorsitzender er ist, nominierte ihn erneut. Auch SPD-Abgeordneter Hans-Willi Körfges gehört als Vize-Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion zu den üblichen Verdächtigen, die für diese Aufgabe in Frage kommen — auch wenn er vor zwei Jahren, als Gauck gegen Christian Wulff antrat, nicht zur Bundesversammlung gehörte.

Neben Yüksel wählen zwei weitere Mönchengladbacher mit, deren Nominierung auf den ersten Blick überraschend ist. Veith Lemmen, der in der Nähe des Bökelbergs aufwuchs, 2003 am Gymnasium am Geroweiher Abitur machte und bei Hephata seinen Zivildienst absolvierte, ist heute Landesvorsitzender der Jusos, der Nachwuchsorganisation der Sozialdemokraten.

Der 28-Jährige, der früher als Mitarbeiter für die Mönchengladbacher Lokalredaktion dieser Zeitung geschrieben hat, gehört zu den wenigen Wahlleuten unter 30. Er äußert im Vorfeld seine Erwartungen an den designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck, der am 18. März gegen die Journalistin und Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld antritt: "Ich wünsche mir, dass er ernsthaft versucht, die Belange und Probleme junger Menschen zu verstehen und Lösungsvorschläge zu präsentieren. Zudem brauchen wir vor allem grundsätzliche und deutliche Aussagen zu Toleranz und einem starken Europa."

CDU-Mitglied Michael Weigand hat seine Nominierung überrascht. Der Generalsekretär des CDU-Landesverbandes, Oliver Wittke, informierte Weigand am Montag. Allerdings: Weigand, Landeschef der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU, gehört ebenfalls "von Amts wegen" zu den Wahlleuten. Der 35-jährige Weigand hat Gauck am Wochenende bei der Klausurtagung der NRW-CDU kennengelernt: "Gaucks intellektuelle und intelligente Art tut dem Amt gut. Er bekommt meine Stimme."

(RP/ila)
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