Mönchengladbach Schorch will mit neuen Motoren durchstarten

Mönchengladbach · Stellenabbau beim Motorenhersteller: 80 Mitarbeiter meldeten sich freiwillig, 35 betriebsbedingte Kündigungen folgen.

Mit 80 Mitarbeitern hat der Elektromotorenhersteller Schorch Aufhebungsverträge geschlossen. Mit Bekanntgabe des Abbaus von insgesamt 115 Stellen Mitte Juli war ein "Freiwilligenprogramm" ausgerufen worden, das laut IG Metall eine "unerwartete hohe Resonanz" hervorgerufen hat. "Damit wird es zu 35 betriebsbedingten Kündigungen kommen müssen", sagt Geschäftsführer Michael Grüner. "Die soziale Auswahl ist abgeschlossen, jetzt laufen die Fristen für die Anhörung des Betriebsrates."

Nach RP-Informationen wurde bei der Höhe der Abfindungen die Betriebszugehörigkeit berücksichtigt, die Höhe zusätzlicher Einmalzahlungen richteten sich zudem danach, wie schnell sich jemand meldete. Anfang August war Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners zu Gast bei Schorch und ließ sich die Umstände des Stellenabbaus erläutern, die Arbeitsagentur nahm vor Ort im Werk Arbeitssuchendmeldungen entgegen. Einzelne Mitarbeiter sollen bereits Anschlussbeschäftigungen an Land gezogen haben. Die Ausbildung werde auf bisherigem Niveau weitergeführt, sagte Grüner gestern erneut. Zum 1. September würden neue Lehrlinge eingestellt.

Trotz der weiterhin "nicht positiven Marktentwicklung" - so ist beispielsweise der Ölpreis zuletzt weiter gefallen, und so haben auch Branchenriesen wie Siemens ihre Motorensparten reduziert - geht der Blick bei dem Traditionsunternehmen nun nach vorne. "Wir sind in unserem Marktanteil weiter gut unterwegs, doch der Gesamtmarkt ist geschrumpft", sagt Grüner. Deswegen habe man bereits die Vertriebsmaßnahmen verstärkt, um noch stärker in den Markt zu gehen. Und: Nach einem bereits verkündeten Großauftrag aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der rund ein Zehntel des geplanten gesamten Auftragseingangs für 2016 ausmacht, habe man einen weiteren wichtigen Auftrag für kommendes Jahr an Land ziehen können, sagt Grüner. Für Linde Engineering werde Schorch Pumpenantriebe für ein Pipeline-Projekt in Sibirien fertigen, die bei bis zu minus 52 Grad funktionieren müssen.

Außerdem vermeldet Schorch, das künftig dann statt mit 535 mit nur noch 420 Mitarbeitern agiert, die Markteinführung einer ganz neuen Motorengeneration. Der oberflächengekühlte Motor mit Namen KA3 315X-BH01-E weise eine höhere Leistungsdichte auf, erläutert Grüner - er liefert also mit einer kleineren Bauform die gleiche Leistung. "Diese Neuentwicklung hat uns im vergangenen Jahr maßgeblich beschäftigt", sagt der Geschäftsführer. Die ersten beiden Modelle der neuen Baureihe seien bereits ausgeliefert worden.

Für die IG Metall ist weiterhin nicht ausschließlich die Marktentwicklung für die neuerliche Schorch-Schieflage verantwortlich. Die finanzielle Lage des Unternehmens sei "beunruhigend", die anfängliche Konzeptlosigkeit des Managements "frappierend", heißt es in einer Stellungnahme, und weiter: "Zudem stimmen die mangelnde Kontinuität im Management und die unklare Strategie des Hauptaktionärs von ATB, der chinesischen Wolong Investment, nicht sonderlich zuversichtlich." Lediglich durch den Einsatz des Betriebsrats habe man eine noch größere Entlassungswelle verhindern können.

(RP)
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