Mönchengladbach Schneewittchen und 1001 Nacht

Mönchengladbach · Um die Eltern von Migranten-Kindern stärker an die Schule zu binden, hat die Grundschule Mülfort-Dohr ein besonderes Projekt gestartet. Mütter und Väter aus Irak, Marokko, Türkei und Deutschland stellen ihre Kulturen vor.

 Wie eine Kulisse für ein Märchen aus 1001 Nacht wirkt ein Klassenzimmer in der Grundschule Mülfort-Dohr. Hier soll ein Stück Irak greifbar gemacht werden.

Wie eine Kulisse für ein Märchen aus 1001 Nacht wirkt ein Klassenzimmer in der Grundschule Mülfort-Dohr. Hier soll ein Stück Irak greifbar gemacht werden.

Foto: Isabella Raupold

Bunte Matten und Kissen liegen auf dem Boden, rings um eine gemusterte Tischdecke herum. Darauf stehen Teller mit Feigen und Sesam, Schälchen mit Zimt und Curry, drei rote Kerzen brennen in einem silbernen Halter. Mitten durch das Stillleben windet sich eine Plüsch-Schlange.

Es riecht im ganzen Raum nach orientalischen Räucherstäbchen, an den Wänden kleben Zwiebeltürme aus goldener, hellblauer und hellgrüner Pappe. Vor den Fenstern baumeln Laternen aus glänzendem Papier in lila, silber, gold. Wie die Kulisse für ein Märchen aus "1001 Nacht" wirkt die Szenerie, die Schüler, Eltern und Lehrer in dem Klassenraum der Gemeinschafts-Grundschule (GGS) Mülfort-Dohr entworfen haben. Ihr Ziel: Ein Stück Irak greifbar machen. Das Land steht im Mittelpunkt der Projektwoche, die derzeit an der Schule läuft — ebenso wie Marokko, die Türkei und Deutschland.

Kultur näher bringen

"Wir sind eine Schule mit sehr hohem Migrantenanteil. Wir wollen die Eltern der Migranten-Kinder stärker an uns binden", sagt Schulleiterin Ursula Virnich. "Sie könnten uns ihre Kultur näher bringen." Das soll zum Beispiel mit Aktionen wie dieser Projektwoche gelingen. Eltern und Lehrer haben gemeinsam die Themen für die vier Länder-Gruppen vorbereitet. "Die Mütter haben das sehr schnell alles in die Hand genommen", erzählt die stellvertretende Schulleiterin Anne Hermanns. Natürlich seien an der GGS Mülfort-Dohr neben den vier ausgewählten noch viele weitere Nationalitäten vertreten, doch für die Projektwoche hätten die Organisatoren Schwerpunkte setzen müssen.

Jeweils 40 bis 50 Kinder bilden gemeinsam eine Projektgruppe. Lehrer und Eltern betreuen sie, außerdem Zehntklässler der benachbarten Hauptschule Dohr und Zwölftklässler der Gesamtschule Rheydt-Mülfort. Die Marokko-Gruppe besucht zum Beispiel eine Moschee, lernt landestypische Tänze, erfährt etwas über dort beheimatete Tiere und Pflanzen. Auch die Türkei-Gruppe sieht sich in einer Moschee um, die Kinder lernen türkische Wörter, backen Mandelplätzchen, gestalten Collagen mit Bildern türkischer Landschaften. Die Deutschland-Gruppe studiert das Theaterstück "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ein, bastelt Kulissen, näht Kostüme. Und die Irak-Gruppe bedruckt Schals, lernt arabische Schriftzeichen, gestaltet ein Wandfries. An dem großen Bild aus blauer Pappe und bunten Papierschnipseln basteln auch Lena und Josie (beide 10) mit. Ihre Gruppe durften sie sich vorab, wie alle anderen Kinder auch, selbst aussuchen. "Wir wollten mal eine andere Kultur kennenlernen als die deutsche", erzählt Josie. "Die Projektwoche finden wir richtig cool."

(naf)
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