Mönchengladbach Schlosserei Eschenbrücher feiert 175-jähriges Bestehen

Mönchengladbach · Nach dem familiengeführten Unternehmen wurde in Rheydt eine Straße benannt. Markenzeichen des Betriebs ist ein blauer Oldtimer.

Im Hof der Schlosserei Eschenbrücher sieht es noch genauso aus wie vor über 100 Jahren. 1899 zog das Unternehmen, nach dem in Rheydt sogar eine Straße benannt ist, in die Räume an der Hauptstraße. Gegründet wurde die Schlosserei aber schon 1840 an einem kleinen Weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite. "Mein Ururgroßvater Johann Peter Eschenbrücher stammte aus Linnich und war dort Schlosser. Mit 26 Jahren zog er nach Rheydt und machte sich selbstständig. Warum es ihn ausgerechnet hierher verschlug, wissen wir heute nicht mehr", erzählt Jochen Eschenbrücher. Jetzt feierte das Unternehmen in seiner gemütlichen Werkstatt das 175-jährige Bestehen der Schlosserei.

Als Johann Peter Eschenbrücher seine Schlosserei gründete, gab es noch keine industrielle Massenfertigung von Metallwaren. Alles war noch Handarbeit. Die Berufsbezeichnung leitet sich von der Hauptarbeit der Schlosser ab. Sie fertigten nämlich vor allem Türschlösser, Schlüssel und Türbeschläge. Hinzu kamen Schmiedearbeiten. "Geschmiedet wird heute kaum noch etwas. Einen Ofen dafür haben wir aber natürlich noch", erzählt Jochen Eschenbrücher. Weil die Schlosserei seines Vorfahren das erste Gebäude war, das damals an einem kleinen Weg mitten in Rheydt entstand, heißt die Straße heute Eschenbrüchergasse. Peter Eschenbrücher, der Urgroßvater des heutigen Inhabers, zog 1899 um und verlegte den Betrieb einige Meter weiter auf ein Grundstück an der Hauptstraße. Dort hat sich seit damals nichts verändert. Ein Besuch ist wie eine Zeitreise. In historischen Gemäuern wird mit modernster Technik gearbeitet.

"Die Auftragslage war damals richtig gut, und der Betrieb musste sich vergrößern", sagt Jochen Eschenbrücher. Sein Großvater Wilhelm-Karl Eschenbrücher übernahm die Schlosserei 1916. Im Zweiten Weltkrieg lief das Geschäft ebenfalls gut. Das lag vor allem daran, dass man Türen und das passende Zubehör herstellte. Nach dem Krieg übernahm Willi Eschenbrücher die Schlosserei und half beim Wiederaufbau mit. Ganze Straßenzüge wurden mit Waren aus der Schlosserei Eschenbrücher ausgestattet. Überall dort, wo Eisenwaren benötigt wurden, war die Schlosserei gefragt. "Wir hatten im Krieg wirklich Glück gehabt. Obwohl Rheydt schwer getroffen wurde, hat unser Haus nur ein paar Schäden an den Fenstern und einen kaputten Lkw zu beklagen gehabt", erinnert sich Doris Kamphausen, die Schwester von Willi Eschenbrücher.

Jochen Eschenbrücher übernahm vor acht Jahren das Unternehmen. Sein ganzer Stolz steht in der Garage. "Wir haben noch einen alten Lkw mit Rheydter Kennzeichen", erzählt er. Das Gefährt ist längst zu einem Markenzeichen der Schlosserei geworden und als Oldtimer angemeldet. Wegen der Umweltzone ging es nicht anders. Das Haushaltswarengeschäft nebenan, das stets von den Frauen der Familie geführt wurde, gibt es nicht mehr, die Räume sind vermietet. Zur Jubiläumsfeier gratulierten auch viele andere Betriebe. Wilhelm-Karl Eschenbrücher war Mitbegründer der Rheydter Schlosserinnung, 25 Jahre lang Obermeister der Innung und eine Zeit lang Kreishandwerksmeister. Da hat man natürlich Kontakte. Auch Jochen Eschenbrücher ist heute Mitglied in der Kreishandwerkerschaft.

(cli)
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