Mönchengladbach Schlaglöcher: Stadt richtet Spendenkonto ein

Mönchengladbach · Die 50-jährige Ursula Hansen könnte als die erfolgreichste Ein-Personen-Bürgerinitiative in die Geschichte der Stadt eingehen: Ihr gescheiterter Versuch, die Sanierung eines Schlaglochs aus eigener Tasche zu bezahlen, hat die Stadt gestern zu einem radikalen Umdenken bewegt. "Wir sind noch längst nicht in der Situation, dass wir auf das Geld der Bürger verzichten können. Deshalb greifen wir Frau Hansens Vorschlag auf und werden ein Frostschäden-Spendenkonto einrichten", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. In den nächsten Tagen will die Stadtverwaltung ein Modell erarbeiten, wie sich Bürger an der Sanierung der Straßen beteiligen können.

Vermarktung von Schlaglöchern

Bei Ursula Hansen war der Geduldsfaden gerissen, nachdem sie mit ihrem Rad durch einen tiefen Straßenkrater gerumpelt und beinahe gefallen wäre. Sie telefonierte daraufhin mit einem Mitarbeiter der Verwaltung und bot an, selbst für die Sanierung eines Schlaglochs aufzukommen. Damit hatte sie aber keinen Erfolg und erzählte daraufhin ihre Geschichte der RP.

Die Vermarktung von Schlaglöchern ist indes nicht neu: Im thüringischen Niederzimmern war diese Aktion so erfolgreich, dass sie inzwischen von mehreren Kommunen kopiert wird. Alle haben das Problem, das auch typisch für Mönchengladbach ist: Die Städte und Gemeinden sind so verschuldet, dass sie große Mühe haben, die nach dem Wintereinbruch vor einigen Wochen arg ramponierten Straßen zu reparieren. Die Stadt Mönchengladbach arbeitet noch einen Sanierungsplan aus dem Vorjahr mit Gesamtkosten von 7,7 Millionen Euro ab. Und städtische Straßenexperten warnen bereits: Die Schadensbilanz 2011 wird noch drastischer ausfallen.

"Loch ist nicht gleich Loch"

Der gescheiterte Spendenversuch von Ursula Hansen beschäftigte gestern zahlreiche Leser, die bei der RP ihre Spendenbereitschaft bekräftigten. Die Stadtverwaltung sinnt derzeit darüber nach, wie die Aktion so umgesetzt werden kann, dass dem Bürger sein finanzieller Einsatz auch deutlich wird. "Loch ist nicht gleich Loch", sagt Stadtsprecher Speen. So kostet etwa die provisorische Reparatur eines Straßenkraters mit Kalt-asphalt 25 Euro. Wird ein ganzer Abschnitt aufgefräst und mit heißem Asphalt gefüllt, werden 100 Euro fällig. Bekommt eine Straße gar eine komplett neue Decke, fallen Kosten von 25 bis 30 Euro pro Quadratmeter an. Die Deluxe-Sanierung mit einem neuen Straßenunterbau verschlingt sogar rund 100 Euro pro Quadratmeter.

Ursula Hansen freute sich gestern riesig über die Reaktion der Stadt auf ihren Vorschlag: "Das ist doch eine tolle Nachricht. Jetzt hoffe ich darauf, dass die Aktion richtig gut wird." KOMMENTAR

(RP)
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