Mönchengladbach Schlaflose Nächte im Sonnenhaus

Mönchengladbach · Das Iduna-Hochhaus wird abgerissen – und zwar nachts. Das bringt die Nachbarn um den Schlaf. Eveline Joußen wohnt gleich gegenüber im Sonnenhaus. Sie ist wütend und leidet unter Lärm und dem Staub, der in die Wohnung dringt.

 Die 79-jährige Eveline Joußen wohnt seit 30 Jahren im Sonnenhaus – gleich gegenüber der Großbaustelle. Sie hat die zentrale Lage ihrer Wohnung immer geschätzt, jetzt leidet sie unter dem Lärm der Baustelle. Vor allem jetzt, da das Iduna-Hochhaus in der Nacht abgerissen wird.

Die 79-jährige Eveline Joußen wohnt seit 30 Jahren im Sonnenhaus – gleich gegenüber der Großbaustelle. Sie hat die zentrale Lage ihrer Wohnung immer geschätzt, jetzt leidet sie unter dem Lärm der Baustelle. Vor allem jetzt, da das Iduna-Hochhaus in der Nacht abgerissen wird.

Foto: Andreas Baum

Das Iduna-Hochhaus wird abgerissen — und zwar nachts. Das bringt die Nachbarn um den Schlaf. Eveline Joußen wohnt gleich gegenüber im Sonnenhaus. Sie ist wütend und leidet unter Lärm und dem Staub, der in die Wohnung dringt.

Es ist 20.15 Uhr. Eveline Joußen, Bewohnerin einer Eigentumswohnung im dritten Stock des Sonnenhauses, steht auf ihrem Balkon. Sie beobachtet, wie der größte Abrissbagger Deutschlands mit den Arbeiten am Iduna-Haus beginnt. "Es ist unverschämt, dass man solch eine Aktion in die Nachtzeit verschiebt", sagt Joußen unter ohrenbetäubendem Lärm, von dem sie schon einen Tinnitus bekommen hat. Eveline Joußen befürchtet, dass ihr eine schlaflose Woche bevorsteht.

Nicht nur die 79-Jährige, die seit 30 Jahren im Sonnenhaus lebt, wird wohl wenig Schlaf finden. Sie denkt vor allem an Berufstätige oder auch Kinder, die früh morgens zur Arbeit oder zur Schule müssen. "Die können sich doch nach einer schlaflosen Nacht überhaupt nicht konzentrieren." Eveline Joußen steht an ihrem Fenster und sieht zu, wie aus vielen Metern Höhe Mengen Bauschutt mit lautem Getöse auf den Beton knallen. Staubwolken wirbeln im Licht der Scheinwerfer auf. Zwar versuchen die Bauarbeiter mit Wasserschläuchen, den Staub von den naheliegenden Häusern fernzuhalten, doch das gelingt nicht komplett. "Das Ergebnis sieht man an meinen Fenstern", sagt Eveline Joußen. Fast täglich muss sie ihre Scheiben vom Schmutz befreien, was auch einen deutlich erhöhten Kostenaufwand bedeutet. "Doch einen Zuschuss für die Putzmittel bekommen wir hier im Haus nicht", sagt Eveline Joußen.

Nicht nur darüber ärgert sich die ehemalige Caritas-Mitarbeiterin. Sondern auch darüber, wie die Baustelle gegenüber dem Sonnenhaus zustande kam. "Wir Bürger wurden nicht einmal gefragt, was wir eigentlich von diesem Arcaden-Bau halten", sagt sie und fügt hinzu: "Ich bin sicher, dass die meisten Gladbacher das Stadttheater gern erhalten hätten." Dies merkt sie auch an den Reaktionen der anderen Bewohner im Sonnenhaus. Von einigen hat Eveline Joußen sogar schon gehört, dass sie ausziehen wollen, weil sie den Lärm nicht mehr ertragen können. "Einmal hat ein Bagger so stark im Beton gebohrt, dass meine ganze Wohnung vibriert hat", sagt die 79-Jährige wütend. Sie selbst denkt aber nicht ans Umziehen. "Ich bin froh, in solch einer zentralen Lage zu wohnen. Und wenn ich meine Eigentumswohnung wirklich zum Verkauf stellen würde, denke ich nicht, dass sich bei der aktuellen Situation hier ein Käufer finden würde", sagt sie.

Am liebsten wäre Eveline Joußen momentan in den Niederlanden, wo ihr bis vor drei Monaten noch eine Ferienwohnung gehörte. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste sie diese aufgeben. Nun aber will die 79-Jährige mehr Gebrauch von ihrer Monatskarte machen und mit dem Bus in andere Stadtteile fahren, "um irgendwie vor dem Lärm zu fliehen."

Und dabei denkt sie immer wieder an ihre Nachbarin, die aufgrund einer Krankheit bettlägerig ist. "Sie leidet sehr unter dem Lärm. Aber ich rufe sie momentan ganz oft an und versuche, sie etwas aufzumuntern", sagt Eveline Joußen. "Und wir hoffen alle, dass der ganz große Lärm bald vorbei ist."

(RP)
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