Mönchengladbach "Schicksalslied" von Brahms sorgt für Furore

Mönchengladbach · Michael Preiser sprang für die erkrankte Chordirektorin ein und erarbeitete Werke von Brahms und Mendelssohn fürs 1. Chorkonzert.

 Michael Preiser (r.) dirigierte das 1. Chorkonzert des Theaters im Konzertsaal. Hier singt Tenor Michael Siemon eine Solopartie.

Michael Preiser (r.) dirigierte das 1. Chorkonzert des Theaters im Konzertsaal. Hier singt Tenor Michael Siemon eine Solopartie.

Foto: Detlef Ilgner

Als im Jahr 2010 Michael Preiser als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung an das Theater Krefeld Mönchengladbach engagiert wurde, war noch nicht abzusehen, dass er zum "Retter" eines städtischen Chorkonzertes werden würde. Nachdem Chordirektorin Maria Benyumova krankheitsbedingt vorübergehend ausgefallen war, besann man sich auf die weitreichenden Chorerfahrungen von Michael Preiser (unter anderem mit dem Oratorienchor der Universität Münster und dem Konzertchor Bielefeld).

Und diese Wahl erwies sich als ausgezeichnet. Gerne hatte der Dirigent das von seiner Kollegin konzipierte rein weltliche Programm mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms übernommen, wobei ihm die Tonsprache des Letzteren offensichtlich besonders nahe ist. Mit den rund 60 Sängerinnen und Sängern des Städtischen Konzertchore" arbeitete Michael Preiser offenkundig sehr intensiv und erreichte — auch dank der Stimmbildung durch Jacqueline Stein — ein überwiegend homogenes Klangbild, vor allem in den Frauenstimmen. Für die beträchtliche Unterzahl der Männerstimmen ist der Chorleiter selbstverständlich nicht verantwortlich zu machen — vielleicht hätte man aber noch mehr Herren des Hauschores hinzuziehen sollen.

Voller Wohlklang, begleitet von den groß besetzten Niederrheinischen Sinfonikern, eröffnete der Konzertchor den Abend mit Mendelssohns "Die erste Walpurgisnacht", einem frühen, in seiner klanglichen Aussage dem "Sommernachtstraum" nahen Tongemälde für Chor, Orchester und vier Solisten. Das Thema der Komposition, der Kampf zwischen Druiden und Christen, nimmt teils dramatische Züge an, denen sowohl der engagierte Chor als auch Katharina Ihlefelds abgrundtiefe Altglut, Michael Siemons tenorale Leuchtkraft und Andrew Nolens profunder Bass Konturen verliehen. Allen voran aber Rafael Bruck, der seine recht umfangreiche Partie als Priester mit baritonaler Klangpracht adelte.

Ein wenig zaghaft begann der ansonsten sehr präsente und höhensichere Chorsopran den zweiten Programmteil mit Schillers "Nänie" in der einfühlsam am Text orientierten Vertonung von Johannes Brahms. Michael Preiser wusste seine Vokalisten zu jedem Zeitpunkt zu motivieren, dabei mit kundiger Hand Chor und Orchester zu einer Einheit zu verschmelzen.

Überzeugend gelang das auch beim vor allem für die Choristen komplizierten "Gesang der Parzen", dessen Furcht erregender Goethe-Text eine eindringliche Wiedergabe erfuhr. Der dritte und letzte der Brahms-Gesänge, das "Schicksalslied", war zugleich der Höhepunkt des Abends. Mit reich schattierter Dynamik, großer Eindringlichkeit und Expressivität ließ Preiser den Chor und das anpassungsbereite Orchester musizieren. Das Publikum im Konzertsaal des Theaters dankte mit lang anhaltendem Applaus allen Mitwirkenden.

(oeh)
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