Mönchengladbach Scheidt & Bachmann feiert Geburtstag

Mönchengladbach · Ein Familienunternehmen, das längst zum Global Player avanciert ist, wird 140: Am Samstag ist an der Breite Straße Tag der offenen Tür. Bei Werksführungen können Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen – und sicher auch vieles über die Erfolgsgeschichte der Firma erfahren.

 Scheidt & Bachmann entwickelt und baut hochmoderne Systeme: Hier innovative Fahrscheinautomaten für den italienischen Betreiber Nuovo Trasporto Viaggiatori S.p.A. (NTV).

Scheidt & Bachmann entwickelt und baut hochmoderne Systeme: Hier innovative Fahrscheinautomaten für den italienischen Betreiber Nuovo Trasporto Viaggiatori S.p.A. (NTV).

Foto: Scheidt und Bachmann

Ein Familienunternehmen, das längst zum Global Player avanciert ist, wird 140: Am Samstag ist an der Breite Straße Tag der offenen Tür. Bei Werksführungen können Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen — und sicher auch vieles über die Erfolgsgeschichte der Firma erfahren.

Der "Blick", so etwas wie die "Bild"-Zeitung der Schweiz, verbindet große Hoffnungen mit dem Mönchengladbacher Unternehmen Scheidt & Bachmann. "Endlich. Das mühselige Rumtippen auf den Touchscreen-Billettautomaten der SBB scheint ein Ende zu haben", schrieb das Blatt Ende April, nachdem die Schweizerische Bundesbahnen bekanntgegeben hatten, dass sie ab Herbst 2013 insgesamt 1000 alte Ticketautomaten durch neue ersetzen.

Der Auftrag über 40 Millionen Franken (33 Millionen Euro) ging nach Gladbach — gegen sieben namhafte Konkurrenten aus aller Welt hatte Scheidt & Bachmann sich durchsetzen können. Am Samstag, 30. Juni, feiert das längst zum mittelständischen Global Player avancierte Familienunternehmen mit einem Tag der offenen Tür seinen 140. Geburtstag. Von 10 bis 16 Uhr gibt es Führungen über das Firmengelände, eine Kinderbetreuung wird angeboten, dazu weitere Aktionen sowie Essen und Trinken. Eingeladen sind die Familien der Mitarbeiter und alle Interessierten, die einen Blick hinter die Kulissen werfen wollen.

Fragt man dieser Tage einen Gewerkschafter nach einer Erfolgsgeschichte, nennt er eher selten als Erstes die Entwicklung eines bestimmten Industrieunternehmens. In Mönchengladbach ist das, trotz der Schließungen und Niedergänge traditionsreicher Firmen, aber gleich doppelt so: SMS Meer kommt Raimund Strauß, dem Vorsitzenden der IG Metall, sofort in den Sinn — und im gleichen Atemzug fällt der Name Scheidt & Bachmann. Ende Januar begrüßte man an der Breite Straße den 2000. Mitarbeiter weltweit (rund 1200 davon in Gladbach), das Wachstum ist stetig, es gibt Tochterfirmen und Vertretungen in 50 Ländern. Und nach wie vor liegt die Führung in Händen der Gründerfamilie — mittlerweile in der fünften Generation.

"Tradition und Innovation gehen bei uns Hand in Hand und machen einen großen Teil unseres Erfolgs aus. Diese Tugenden begleiten Scheidt & Bachmann schon immer und tragen dazu bei, dass unser Unternehmen sogar in schwierigen Zeiten noch weiter wachsen konnte", sagt Dr. Norbert Miller, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Wir sind stolz, auf das, was wir geschafft haben und freuen uns, unser 140-jähriges Firmenjubiläum mit unseren Mitarbeitern sowie den Menschen aus unserer Region feiern zu dürfen."

Gegründet wurde das Unternehmen 1872 durch den Kaufmann Friedrich Scheidt und den Ingenieur Dr. Carl Bachmann — sie entwickelten und produzierten Textilmaschinen, Transmissionen und kleine Dampfmaschinen. Doch schon fünf Jahre später wurde die Produktion auf mechanische Signaltechnikanlagen umgestellt. 1914 wurde der Geschäftssitz nach Rheydt verlegt, 1932 wurde mit der Herstellung von Tankanlagen begonnen. Im Krieg wurde das Stammwerk fast vollständig zerstört. Unmittelbar nach Kriegsende begann, mit 100 von ursprünglich 1000 Beschäftigten, der Wiederaufbau — und schnell fand das Unternehmen in Zeiten des Wirtschaftswunders zurück zu alter Größe.

1966 stieg Scheidt & Bachmann in die Konstruktion und Fertigung von Systemen für Parkhausanlagen ein. Durch den frühzeitigen Einsatz von Mikroprozessortechnik — hier zählte man, mit einer eigens eingerichteten Software-Entwicklungsabteilung, europaweit zu den Pionieren — erfolgte schrittweise der Umbau zum Systemhaus. Seit 1974 bietet Scheidt & Bachmann auch Systeme für Freizeitanlagen an (Kassenautomaten für Schwimmbäder beispielsweise), 1978 folgte der vierte und jüngste Geschäftsbereich, Systeme für Fahrgeldmanagement. Im Jahr 1980 erhielt Scheidt & Bachmann das erste europäische Patent überhaupt, mittlerweile sind es rund 550. Ab 1990 begann die Expansion des Unternehmens — binnen sieben Jahren war es auf fast allen Kontinenten vertreten. Und in jüngster Zeit wächst besonders der Dienstleistungsanteil überproportional.

Von automatischen Durchgangssperren für Bahnkunden in Shanghai bis hin zur Schrankenanlage am Parkplatz des Flughafens von Las Vegas reicht das Produktportfolio Scheidt & Bachmanns. Darüber hinaus wurde das Unternehmen bereits von Kunden wie der Deutschen Bahn und den Schweizerischen Bundesbahnen als Lieferant des Jahres ausgezeichnet. 2011 wurde die Firma, wie schon in den Jahren zuvor, von der IHK Mittlerer Niederrhein mit der Auszeichnung "Bester Ausbildungsbetrieb in einem gewerblich/technischen Ausbildungsberuf" gewürdigt. Mehr als 80 junge Menschen absolvieren bei Scheidt & Bachmann derzeit eine Ausbildung oder ein duales Studium.

(RP/rl)
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