Porträt Cornelius Gebert Schauspieler, Barde und Aphoristiker

Mönchengladbach · Der 26-jährige Cornelius Gebert erhält den Förderpreis der Theaterfreunde. Im Gespräch entpuppt er sich als Entertainer.

Der Zeitpunkt für diese Preisverleihung war günstig gewählt. So erhielt der aus Rendsburg (Schleswig-Holstein) stammende Sohn einer Pastorin, Cornelius Gebert, den mit 1500 Euro dotierten Förderpreis der Theaterfreunde Mönchengladbach gleich im Anschluss an eine Probe für die "Orestie" des Aischylos.

Der Förderpreis wird also Ansporn für den Schauspieler sein, der am 6. September am Theater Mönchengladbach erstmals in der Titelrolle als Orest auftreten wird. "Cornelius ist ein sehr ernsthafter und auch ernst zu nehmender Schauspieler", sagte Schauspieldirektor Matthias Gehrt. Er muss es wissen, ist Cornelius Gebert doch in neun von bisher zehn Gehrt-Inszenierungen am Theater Krefeld/Mönchengladbach besetzt. Professor Hans Dieter Jakubowski, Vorsitzender der Theaterfreunde, hatte mit der Preisrede bewusst "einen Fachmann vom Theater" betraut.

Dass der drahtige Schlaks, der mit nur 22 Jahren außergewöhnlich früh die Schauspielschule in Stuttgart abgeschlossen hatte, bevor er 2010 an den Niederrhein kam, auch Sinn für Komik hat, wusste Gehrt ebenfalls zu berichten. Als Gouverneur Montano in Shakespeares "Othello" sollte Gebert in jeder Vorstellung und auch bei den Proben jeweils einen Witz erzählen. "Wir waren verblüfft, als er tatsächlich jedes Mal einen anderen Witz erzählte", erwähnte Regisseur Gehrt in seiner Laudatio. Und fügte an: "Cornelius ist kein Abwäger oder Diskutierer, er ist ein Macher, er macht einfach. Das ist ein Luxus für jeden Regisseur."

Charmant würzte der mit lebhafter Mimik aufwartende 26-jährige Künstler seine Danksagung mit witzigen Aphorismen. Und so hatte im Anschluss beim Gespräch in der Reihe "Theatermenschen persönlich" Moderator Reinhold Richter leichtes Spiel, den Unterhaltungswert für die etwa 70 Gäste im Theaterstudio nahe am Siedepunkt zu halten. Dass er gern Texte des rumänischen Existenzialisten Emil Cioran gelesen habe, gab Gebert ebenso preis wie seinen Hang zur Natur: "Als Kind habe ich viel Zeit in unserem riesengroßen Garten verbracht, dort hielten wir Schafe und andere Tiere - ich hatte Meerschweinchen", erzählte der Mime mit treuherzigem Augenaufschlag. Aufregend sei für ihn bis heute, wenn er Urlaub in der Natur, mit Zelt und Kochgeschirr, machen könne. "Island war ein solches schönes Erlebnis", erzählte Gebert. Das Fernweh habe ihn seit dem elften Lebensjahr nicht mehr verlassen - und so hat er schon zahlreiche Länder bereist.

Sichtlich Freude bereitete es dem Moderator - Reinhold Richter ist von Beruf Kirchenmusiker und Organist -, dass sein Gesprächspartner über ausgeprägtes musikalisches Talent verfügt. Und das konnte Gebert dann live beglaubigen - mit drei selbst geschriebenen Liedern. Dabei begleitete er sich am Klavier und einmal auch an der akustischen Gitarre.

Richter fragte den Preisträger nach seinen Träumen. Er würde gern den Hamlet spielen, den Ferdinand (in "Kabale und Liebe") und die Titelrolle in "Adam Geist" von Dea Loher, kam die Antwort. Das Stück stand bereits 1999/2000 auf dem Spielplan in Mönchengladbach. Mag sein, dass Cornelius Gebert nur kurze Zeit wird warten müssen, bis eine Neuinszenierung dieses Schauspiels angesetzt wird.

(RP)
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