Mönchengladbach Salafisten: Letzte Mahnwache

Mönchengladbach · Rund 70 Mitglieder der Bürgerinitiative trafen sich gestern zur wahrscheinlich letzten Mahnwache an der Eickener Moschee. Sie feierten die geplante Auflösung des salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies".

 Rund 70 Menschen feierten die geplante Auflösung des Vereins EZP.

Rund 70 Menschen feierten die geplante Auflösung des Vereins EZP.

Foto: Markus Rick

Das Veilchen im Gesicht von Wilfried Schultz, Sprecher der Bürgerinitiative Eicken, schillert noch immer. Das Hämatom ist die Folge eines tätlichen Angriffs am Freitag vor einer Woche. Wie immer hatten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative an der Eickener Straße zur Mahnwache getroffen. Wie immer waren dort Anhänger des salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP) zum Freitagsgebet zusammengekommen. Nach dem Gebet schlug ein Salafist zu. Es soll sich um einen 26 Jahre alten EZP-Anhänger handeln, der Schultz mit der Faust ins Gesicht schlug.

Gestern brauchte der Vorsitzende der Bürgerinitiative keine Prügel zu befürchten. Die Salafisten, die dem Vernehmen nach mittlerweile heillos zerstritten sind, tauchten gar nicht auf. EZP plant seine Auflösung. Das hatte Vorsitzender Sven Lau in einem Internet-Video angekündigt, später wieder halbherzig zurückgenommen. Die Vereinsauflösung sei an bestimmte Bedingungen gekoppelt. Doch in der Bürgerinitiative bezweifelt kaum einer: "Das ist das Ende von EZP."

Und so feierten die rund 70 Teilnehmer der Mahnwache gestern einen Erfolg. "Das ist schon fast ein historischer Augenblick", sagte Schultz durchs Megafon. "Nachdem der Umzug der Islamschule von Braunschweig nach Mönchengladbach bekannt wurde, seid ihr aufgestanden. Ihr habt euch nie ins Paradies einladen lassen. Ihr wart bei minus 15 und bei plus 32 Grad hier und habt gegen Sven Lau und seine Anhänger protestiert. Heute ist ein Tag der Freude und des Feierns." Schultz kritisierte noch einmal "fehlende Unterstützung" von Politik und Justiz. Die Eickener seien alleine gelassen worden mit dem Problem, das manche ein "Integrationsproblem" genannt hätten. "Dabei leben wir hier in Eicken mit vielen Nationalitäten und Religionen friedlich zusammen."

Auch wenn es wahrscheinlich die letzte Mahnwache der Bürgerinitiative war (Schultz: "Das hier ist fast schon eine Gedenkveranstaltung"), wollen die Mitglieder weiter wachsam sein. "Wir haben auch ein Auge darauf, was an anderen Stellen der Stadt passiert", sagte Schultz, der auch nach dem Angriff noch Droh-Anrufe und -SMS bekam. Er zeigt sein Handy: "Du bist ein toter Mann, schau aus dem Fenster", steht da im Display. Zu Hause, so erzählt er, habe er eine E-Mail, die er gleich nach dem Angriff erhielt. Da bedauere jemand, dass er bei dem Angriff nicht dabei war: ",Ich hätte dir alle Zähne ausgeschlagen', steht da drin. Und wenige Zeilen später beschreibt der Absender dann, wie friedlich der Islam ist."

Bald soll in Eicken nichts mehr erinnern an die Moschee, die Gebete, die Mahnwachen, das Polizeiaufgebot und die ständig mit Videokameras herumlaufenden Freunde von EZP. An der Stelle möchte ein Investor einen Lebensmittelmarkt bauen. Doch eine Genehmigung gibt es bisher noch nicht.

(RP)
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