Mönchengladbach Salafist vor Gericht

Mönchengladbach · Die Schlägerei zwischen Kostümierten und Salafisten an Karneval in Eicken hat ein gerichtliches Nachspiel. Brisant: Für den Prozess wurden Wachleute angefordert. Am Dienstag meldeten Salafisten einen Infostand bei der Stadt an.

Mönchengladbach: Salafist vor Gericht
Foto: Raupold, Isabella

Wegen der Prügelei am 6. März vergangenen Jahres in Eicken müssen sich Ende Mai drei Beteiligte, darunter ein Salafist, vor Gericht verantworten. Das bestätigte gestern eine Sprecherin des Landgerichtes. Laut Anklageschrift zog eine Gruppe von circa zehn, zum Teil alkoholisierten Kostümierten über die Eickener Straße. Zur gleichen Zeit stieg Sven Lau, früherer Vorsitzender des mittlerweile aufgelösten islamistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP) mit seiner Familie aus dem Auto, das an dem Haus gehalten hatte, das als Treffpunkt der Salafisten galt. Einer der Kostümierten, ein Clown, habe gerufen "Deutschland den Deutschen, Salafisten raus!" Sven Lau soll laut Anklageschrift darauf geantwortet haben. Der Wortlaut ist jedoch nicht bekannt. Daraufhin eskalierte die Situation offenbar, Sven Lau soll mit Frau und Kind ins Haus gelaufen sein, der Clown hinterher. Der frühere Vorsitzende des EZP-Vereins habe sich retten könne, daraufhin habe der Kostümierte die Glastür eingetreten.

Mit Baseballschläger bewaffnet

Salafisten aus dem Haus bekamen den Eklat mit, rannten auf die Straße. Einer der angeklagten EZP-Anhänger war laut Anklage mit einem Baseballschläger bewaffnet. Er und weitere Glaubensbrüder sollen dann auf den Clown eingeschlagen haben. Das Opfer erlitt dabei eine Brustbeinprellung und eine Prellung des rechten Augapfels. Ein weiterer Karnevalist, der laut Gerichtssprecherin gerade wegen einer anderen Sache in Haft sitzt, soll mitgelaufen und gerufen haben, er werde die ganze Familie verbrennen. Dieser Mann muss sich nun wegen Bedrohung vor Gericht verantworten. Dem Salafisten wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Dem Mann, der die Tür eintrat, wirft die Anklage versuchte Körperverletzung und Sachbeschädigung vor.

Auch wenn die Vorwürfe strafrechtlich gesehen nicht sehr schwer wiegen, könnte der Prozess äußerst brisant werden. Wie gestern bestätigt wurde, hat die Richterin am Amtsgericht Wachleute angefordert. Mindestens neun Zeugen sollen ab dem 30. Mai vor Gericht gehört werden. Unter ihnen ist auch Sven Lau.

Die Salafisten machen aber auch noch durch eine andere Sache wieder in Mönchengladbach auf sich aufmerksam. Nach der Ankündigung des islamistischen Predigers Pierre Vogel, mindestens an fünf Stellen in der Stadt Korane verteilen zu wollen, wurde von den Salafisten gestern der erste Infostand für Mai angemeldet. Das bestätigte ein Stadtsprecher. Angekündigt wurde auch eine "Verteilung religiösen Informationsmaterials". Genehmigt ist der Stand noch nicht. Doch wie bei den früheren Infoständen der Salafisten wird die Stadtverwaltung auch diesmal um eine Genehmigung nicht herumkommen. Auch gegen das Verteilen von Koranen sei rechtlich nichts einzuwenden, so der Sprecher.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort