Mönchengladbach Rosa Sijbens dritter Streich: Aktion bei REME

Mönchengladbach · Auf dem ehemaligen Militärgelände interveniert die Kunststipendiatin mit einer Aktion. Und dokumentiert diese auf Video.

 Rosa Sijben bei ihrer Intervention auf dem REME-Gelände an der Lürriper Straße. Hier streicht sie ein Stück Betonboden mit hellblauer Farbe. Die Gestaltung mutet an wie die Markierung einer Sportfläche.

Rosa Sijben bei ihrer Intervention auf dem REME-Gelände an der Lürriper Straße. Hier streicht sie ein Stück Betonboden mit hellblauer Farbe. Die Gestaltung mutet an wie die Markierung einer Sportfläche.

Foto: Kulturbüro Mönchengladbach

Rosa Sijben machte es ganz schön spannend: Ein regelrechter Countdown lief seit gestern Vormittag auf ihrer Facebookseite - Stunden und Minuten bis 16 Uhr wurden gezählt, jenem Zeitpunkt, ab dem ihr Video "#3. Platzierung" online zu sehen sein würde.

"#3. Platzierung" - schon der Titel der Installation der Mönchengladbacher Stipendiatin und Absolventin der Gerrit Rietveld Akademie Amsterdam steckt voller Assoziationen. Und voller Verwirrung. Hat sie einen 3. Platz für irgendetwas erreicht? Findet etwas auf einem Platz statt? Wird sie etwas - und, wenn ja, wohin - platzieren? Mit all diesen Fragen ist man schon mitten drin im künstlerischen Denkprozess der 1988 geborenen Niederländerin, deren Stipendium in Mönchengladbach noch bis Juli andauert.

Rosa Sijben wird nicht wie sonst üblich zum Abschluss ihres Stipendiums eine große Ausstellung organisieren. Stattdessen führt sie eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "THINGS ARE HAPPENING" durch. Die Arbeit "#3. Platzierung" ist die dritte von insgesamt sieben Aktionen, aus denen ihre Veranstaltungsreihe besteht. Diese finden an wechselnden Orten in Gladbach, Düsseldorf und Viersen statt.

Rosa Sijbens Denken kreist um Dinge. Alltägliche, tausendmal gesehene Dinge, die Eingang in ihre künstlerischen Interventionen finden. Tischtennisbälle. Kunststoffschläuche. Ein Medizinball. Und schon wieder tun sich Fragen auf. Besitzt ein Ding eine Bedeutung per se oder sind es die Menschen, die den Dingen Bedeutung verleihen? Und dann spielt der Ort, an dem diese Dinge sich befinden, auch noch eine Bedeutung stiftende Rolle. Hierzu zitiert Rosa Sijben ihren Professor J. B. Koeman: "Ein Kunstobjekt ist nicht nur etwas, das etwas ist; es ist ebenfalls etwas, das sich irgendwo befindet."

Der Ort, das Ding, der Mensch und die Künstlerin, die dem Ort und dem Ding Bedeutung gibt: Am vergangenen Samstag arbeitete Rosa Sijben auf einer Betonfläche auf dem brachliegenden REME-Gelände in Lürrip. Das ehemalige britische Militärgelände, so erzählt sie, hatte sie während ihrer ersten Zugfahrt auf dem Weg zum Antritt des Stipendiums in Mönchengladbach entdeckt. Und im nächsten Moment beschloss Rosa Sijben spontan, dort eine Installation stattfinden zu lassen.

Viele würden das überwucherte, von alten Mauerresten umgebene Betonfeld wohl hässlich finden. Die Künstlerin aber erkannte das Potenzial des Ortes. Und bereinigte ihn zunächst von Pflanzen, Erde, Schutt und Müll. Dann begann sie mit ihren künstlerischen Eingriffen: Eine Ecke wurde blau bemalt, in einer anderen Ecke wurden mit gelbem Klebeband Linien, Streifen aufgeklebt und so Felder markiert. So wenig braucht es, und im Kopf des Betrachters entsteht ein Sportfeld - keines für ein Spiel, dessen Regeln man kennt, aber es bleibt das Gefühl eines Spielfeldes. Nach den Vorarbeiten beginnt sie, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, mit ihren Interventionen, die sie filmisch festhält.

Seit gestern, 16 Uhr, kann man nun "#3. Platzierung" als vierminütigen Film im Internet unter http://www.rosasijben.nl/platzierung sehen. Wie von Geisterhand rollt sich ein schmaler Teppich auf; zig orangefarbene Tischtennisbälle kullern und hüpfen über den Boden, bleiben liegen und bewegen sich plötzlich weiter, schnell, langsam, als folgten sie einem konkreten Ziel. Ein Medizinball rollt von links ins Bild. Es entsteht eine fast magische Atmosphäre, in der die Dinge ein rätselhaftes Eigenleben führen. Unbedingt anschauen!

(b-r)
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